Erzählungen
Spa-
zierengehen zu verwenden; sie hatten diese Arbeitsunterbre-
chung nicht nur verdient, sie brauchten sie sogar unbedingt.
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Und so setzten sie sich zum Tisch und schrieben drei Entschul-
digungsbriefe, Herr Samsa an seine Direktion, Frau Samsa an
ihren Auftraggeber, und Grete an ihren Prinzipal. Während des
Schreibens kam die Bedienerin herein, um zu sagen, daß sie
fortgehe, denn ihre Morgenarbeit war beendet. Die drei
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Schreibenden nickten zuerst bloß, ohne aufzuschauen, erst als
die Bedienerin sich immer noch nicht entfernen wollte, sah
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Franz Kafka: Erzählungen
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man ärgerlich auf. "Nun?" fragte Herr Samsa. Die Bedienerin stand lächelnd in der Tür, als habe sie der Familie ein großes
Glück zu melden, werde es aber nur dann tun, wenn sie
gründlich ausgefragt werde. Die fast aufrechte kleine Strauß-
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feder auf ihrem Hut, über die sich Herr Samsa schon während
ihrer ganzen Dienstzeit ärgerte, schwankte leicht nach allen
Richtungen. "Also was wollen Sie eigentlich?" fragte Frau Samsa, vor welcher die Bedienerin noch am meisten Respekt hatte.
"Ja", antwortete die Bedienerin und konnte vor freundlichem 10
Lachen nicht gleich weiter reden, "also darüber, wie das Zeug von nebenan weggeschafft werden soll, müssen Sie sich keine
Sorge machen. Es ist schon in Ordnung." Frau Samsa und
Grete beugten sich zu ihren Briefen nieder, als wollten sie
weiterschreiben; Herr Samsa, welcher merkte, daß die Bedie-
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nerin nun alles ausführlich zu beschreiben anfangen wollte,
wehrte dies mit ausgestreckter Hand entschieden ab. Da sie
aber nicht erzählen durfte, erinnerte sie sich an die große Eile, die sie hatte, rief offenbar beleidigt: "Adjes allseits", drehte sich wild um und verließ unter fürchterlichem Türezuschlagen
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die Wohnung.
"Abends wird sie entlassen", sagte Herr Samsa, bekam aber weder von seiner Frau, noch von seiner Tochter eine Antwort,
denn die Bedienerin schien ihre kaum gewonnene Ruhe wieder
gestört zu haben. Sie erhoben sich, gingen zum Fenster und
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blieben dort, sich umschlungen haltend. Herr Samsa drehte
sich in seinem Sessel nach ihnen um und beobachtete sie still
ein Weilchen. Dann rief er: "Also kommt doch her. Laßt schon endlich die alten Sachen. Und nehmt auch ein wenig Rücksicht
auf mich." Gleich folgten ihm die Frauen, eilten zu ihm, lieb-30
kosten ihn und beendeten rasch ihre Briefe.
Dann verließen alle drei gemeinschaftlich die Wohnung, was
sie schon seit Monaten nicht getan hatten, und fuhren mit der
Elektrischen ins Freie vor die Stadt. Der Wagen, in dem sie
allein saßen, war ganz von warmer Sonne durchschienen. Sie
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besprachen, bequem auf ihren Sitzen zurückgelehnt, die Aus-
sichten für die Zukunft, und es fand sich, daß diese bei nähe-
rer Betrachtung durchaus nicht schlecht waren, denn aller drei
Anstellungen waren, worüber sie einander eigentlich noch gar
nicht ausgefragt hatten, überaus günstig und besonders für
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später vielversprechend. Die größte augenblickliche Besserung
der Lage mußte sich natürlich leicht durch einen Wohnungs-
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wechsel ergeben; sie wollten nun eine kleinere und billigere,
aber besser gelegene und überhaupt praktischere Wohnung
nehmen, als es die jetzige, noch von Gregor ausgesuchte
war.Während sie sich so unterhielten, fiel es Herrn und Frau
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Samsa im Anblick ihrer immer lebhafter werdenden Tochter
fast gleichzeitig ein, wie sie in der letzten Zeit trotz aller Plage, die ihre Wangen bleich gemacht hatte, zu einem schönen und
üppigen Mädchen aufgebläht war. Stiller werdend und fast
unbewußt durch Blicke sich verständigend, dachten sie daran,
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daß es nun Zeit sein werde, auch einen braven Mann für sie zu
suchen. Und es war ihnen wie eine Bestätigung ihrer neuen
Träume und guten Absichten, als am Ziele ihrer Fahrt die
Tochter als erste sich erhob und ihren jungen Körper dehnte.
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Franz Kafka: Erzählungen
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IN DER STRAFKOLONIE
"Es ist ein eigentümlicher Apparat", sagte der Offizier zu dem Forschungsreisenden und überblickte mit einem gewisserma-5
ßen bewundernden Blick den ihm doch wohlbekannten Appa-
rat. Der Reisende schien nur aus Höflichkeit der Einladung des
Kommandanten gefolgt
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