Erzählungen
Sessel auf.
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Der Offizier erkannte, daß er in Gefahr war, in der Erklärung
des Apparates für lange Zeit aufgehalten zu werden; er ging
daher zum Reisenden, hing sich in seinen Arm, zeigte mit der
Hand auf den Verurteilten, der sich jetzt, da die Aufmerksam-
keit so offenbar auf ihn gerichtet war, stramm aufstellte - auch 20
zog der Soldat die Kette an -, und sagte: "Die Sache verhält sich folgendermaßen. Ich bin hier in der Strafkolonie zum
Richter bestellt. Trotz meiner Jugend. Denn ich stand auch
dem früheren Kommandanten in allen Strafsachen zur Seite
und kenne auch den Apparat am besten. Der Grundsatz, nach
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dem ich entscheide, ist: Die Schuld ist immer zweifellos. Ande-
re Gerichte können diesen Grundsatz nicht befolgen, denn sie
sind vielköpfig und haben auch noch höhere Gerichte über
sich. Das ist hier nicht der Fall, oder war es wenigstens nicht
beim früheren Kommandanten. Der neue hat allerdings schon
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Lust gezeigt, in mein Gericht sich einzumischen, es ist mir
aber bisher gelungen, ihn abzuwehren, und wird mir auch
weiter gelingen. - Sie wollten diesen Fall erklärt haben; er ist so einfach wie alle. Ein Hauptmann hat heute morgens die
Anzeige erstattet, daß dieser Mann, der ihm als Diener zuge-
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teilt ist und vor seiner Türe schläft, den Dienst verschlafen hat.
Er hat nämlich die Pflicht, bei jedem Stundenschlag aufzuste-
hen und vor der Tür des Hauptmanns zu salutieren. Gewiß
keine schwere Pflicht und eine notwendige, denn er soll sowohl
zur Bewachung als auch zur Bedienung frisch bleiben. Der
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Hauptmann wollte in der gestrigen Nacht nachsehen, ob der
Diener seine Pflicht erfülle. Er öffnete Schlag zwei Uhr die Tür _________________________________________________________________
Franz Kafka: Erzählungen
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und fand ihn zusammengekrümmt schlafen. Er holte die Reit-
peitsche und schlug ihm über das Gesicht. Statt nun aufzuste-
hen und um Verzeihung zu bitten, faßte der Mann seinen Herrn
bei den Beinen, schüttelte ihn und rief: 'Wirf die Peitsche weg, 5
oder ich fresse dich.' - Das ist der Sachverhalt. Der Haupt-
mann kam vor einer Stunde zu mir, ich schrieb seine Angaben
auf und anschließend gleich das Urteil. Dann ließ ich dem
Mann die Ketten anlegen. Das alles war sehr einfach. Hätte ich
den Mann zuerst vorgerufen und ausgefragt, so wäre nur Ver-
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wirrung entstanden. Er hätte gelogen, hätte, wenn es mir
gelungen wäre, die Lügen zu widerlegen, diese durch neue
Lügen ersetzt und so fort. Jetzt aber halte ich ihn und lasse ihn nicht mehr. - Ist nun alles erklärt? Aber die Zeit vergeht, die
Exekution sollte schon beginnen, und ich bin mit der Erklärung
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des Apparates noch nicht fertig." Er nötigte den Reisenden auf den Sessel nieder, trat wieder zu dem Apparat und begann:
"Wie Sie sehen, entspricht die Egge der Form des Menschen;
hier ist die Egge für den Oberkörper, hier sind die Eggen für
die Beine. Für den Kopf ist nur dieser kleine Stichel bestimmt.
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Ist Ihnen das klar?" Er beugte sich freundlich zu dem Reisenden vor, bereit zu den umfassendsten Erklärungen.
Der Reisende sah mit gerunzelter Stirn die Egge an. Die
Mitteilungen über das Gerichtsverfahren hatten ihn nicht be-
friedigt. Immerhin mußte er sich sagen, daß es sich hier um
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eine Strafkolonie handelte, daß hier besondere Maßregeln
notwendig waren und daß man bis zum letzten militärisch
vorgehen mußte. Außerdem aber setzte er einige Hoffnungen
auf den neuen Kommandanten, der offenbar, allerdings lang-
sam, ein neues Verfahren einzuführen beabsichtigte, das dem
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beschränkten Kopf dieses Offiziers nicht eingehen konnte. Aus
diesem Gedankengang heraus fragte der Reisende: "Wird der
Kommandant der Exekution beiwohnen?" "Es ist nicht gewiß", sagte der Offizier, durch die unvermittelte Frage peinlich be-rührt, und seine freundliche Miene verzerrte sich: "Gerade
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deshalb müssen wir uns beeilen. Ich werde sogar, so leid es
mir tut, meine Erklärungen abkürzen müssen. Aber ich könnte
ja morgen, wenn der Apparat wieder gereinigt ist - daß er so
sehr beschmutzt wird, ist sein einziger Fehler -, die näheren
Erklärungen nachtragen. Jetzt also nur das Notwendigste. -
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Wenn der Mann auf dem Bett liegt und dieses ins Zittern ge-
bracht ist, wird die Egge auf den Körper gesenkt. Sie stellt sich _________________________________________________________________
Franz Kafka: Erzählungen
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