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Erzählungen

Erzählungen

Titel: Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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auszugehen, um sich ein Urtheil über die Situation zu verschaffen. Uebrigens mußte auch dem Rauch, den der Wind immer wieder in die Hütte zurück trieb, ein Ausweg gebahnt werden. Der Seemann hüllte sich deshalb so eng wie möglich in seine Kleider ein, befestigte den Capuchon seines Mantels mit dem Taschentuch auf dem Kopf und hob die Zeltleinwand empor.
    Die Oeffnung war vollständig durch Schnee versperrt. Penellan nahm nun seinen eisenbeschlagenen Stab und versuchte die compacte Masse zu durchbohren und fort zu bringen; aber sein Blut erstarrte vor Schreck, als er wahrnahm, daß auch das äußerste Ende des langen Stockes nicht durchdrang, sondern auf einen harten Körper stieß.
    »Cornbutte, wir sind unter dem Schnee begraben! rief er entsetzt dem Kapitän zu.
    – Was sagst Du? fragte dieser erschreckt.
    – Der Schnee liegt über und um uns; er ist gefroren, und so sind wir lebendig begraben!
    – Wir wollen versuchen, die Schneemassen zurück zu stoßen«, schlug der Kapitän vor.
    Die beiden Freunde stemmten sich mit aller Macht gegen die weiße Mauer vor der Thüröffnung, aber sie wich nicht um eine Linie. Der Schnee war zu einer Eismasse von mehr als fünf Fuß Dicke geworden und mit dem Hause vollständig in eins verschmolzen.
    Johann Cornbutte konnte einen Schrei des Entsetzens nicht unterdrücken, so daß Misonne und André Vasling dadurch erweckt wurden und erschreckt aufsprangen. Ein Fluch drang zwischen den Zähnen des Obersteuermanns hervor, und seine Züge verzerrten sich wild, als er erfuhr, was sich zugetragen hatte.
    In diesem Augenblick war der Rauch im Innern des Häuschens so arg wie nie zuvor; er schien keinen Ausweg finden zu können.
    »Verdammt! rief Misonne; das Ofenrohr ist durch den Schnee verstopft!«
    Penellan nahm abermals seinen Stab zur Hand und legte den Ofen auseinander, nachdem er die Feuerbrände durch Schnee gelöscht hatte, durch diese letztere Operation wurde jedoch ein so furchtbarer Rauch hervor gebracht, daß man kaum den Schimmer der Lampe erkennen konnte. Penellan suchte sodann mit seinem Stock die Stelle frei zu machen, an der die Mündung des Ofenrohrs auslief; aber umsonst, überall stieß er auf Felsen von Eis.
    Die Armen hatten nur noch ein gräßliches Ende zu erwarten, dem ein fürchterlicher Todeskampf voraus gehen mußte. Der Rauch drang den Unglücklichen in die Kehle und verursachte ihnen einen so heftigen Schmerz, daß sie kaum mehr Luft schöpfen konnten.
    Auch Marie erhob sich nun, und ihre Gegenwart, die Johann Cornbutte zur Verzweiflung brachte, gab Penellan neuen Muth. Der Untersteuermann sagte sich, daß dies arme Kind nicht zu einem so schauerlichen Tode bestimmt sein könne.
    »Warum habt Ihr so starkes Feuer gemacht, begann das junge Mädchen; das Zimmer ist ganz dunkel von Rauch!
    – Ja… ja…, antwortete zögernd der Untersteuermann.

    – Man merkt es sogleich, fuhr Marie fort; es ist hier so warm, wie seit langer Zeit nicht.«
    Niemand konnte sich entschließen, ihr die furchtbare Wahrheit mitzutheilen.
    »Bitte, Marie, hilf uns das Frühstück bereiten, hub plötzlich Penellan an. Zum Ausgehen wird es heute wohl zu kalt sein, aber hier ist der Kochofen, Spiritus und Kaffee.
    – Heda, Ihr Anderen! gebt einmal etwas Pemmican her, da uns nun doch das abscheuliche Wetter von der Jagd zurück hält.«
    Diese Worte brachten wieder etwas Leben in seine Gefährten.
    »Zuerst wollen wir gemeinsam essen, fügte Penellan hinzu; dann ist noch immer Zeit, um zu überlegen, wie wir hier fortkommen.«
    Der Untersteuermann ging mit gutem Beispiel voran; er verzehrte seine Portion; auch seine Gefährten ahmten ihm nach, indem sie eine Tasse heißen Kaffees tranken, der sie wieder mit neuem Muth beseelte. Sodann bestimmte Johann Cornbutte sehr energisch, daß sofort Mittel zur Rettung versucht werden sollten.
    »Wenn der Sturm noch fortdauert, wie das sehr wahrscheinlich ist, müssen wir mindestens zehn Fuß unter dem Schnee vergraben sein, reflectirte jetzt André Vasling; man hört hier nicht das leiseste Geräusch!«
     

    32 Grad unter Null! (S. 213.)
     
    Penellan sah mit einem unbeschreiblichen Blick auf Marien; sie hatte sofort ihre Lage begriffen, aber kein Beben, keine Furcht war in ihren lieblichen Zügen zu bemerken.
    Der Untersteuermann ließ nun zunächst die Spitze seines eisenbeschlagenen Stockes an der Spiritusflamme rothglühend werden und steckte sie nach einander in alle vier Wände, ohne jedoch irgendwo einen Ausweg zu

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