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Erzählungen

Erzählungen

Titel: Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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bis sechs Meilen entfernt, und die Schwierigkeiten, es zu erreichen, erwiesen sich als sehr bedeutend. Der Rauch erhob sich nicht mehr in die Lüfte, und keine Bodenerhebung konnte den Wandernden als Merkzeichen dienen, denn die Eisfläche bildete eine vollständige Ebene. Es kam darauf an, nicht von der geraden Linie abzuweichen.
    »Nach entfernten Gegenständen können wir uns nicht richten, begann Johann Cornbutte; so müssen wir andere Hilfsmittel suchen: Penellan geht voran, Vasling folgt ihm auf etwa zwanzig Schritte, und ich gehe wieder ebenso weit hinter diesem her. Auf diese Weise werden wir beurtheilen können, ob Penellan in gerader Linie bleibt.«
    Der Marsch hatte so eine halbe Stunde gewährt, da stand Penellan plötzlich horchend still. Die Seeleute umringten ihn.
    »Habt Ihr Nichts gehört? fragte er.
    – Nein, nicht das Geringste.
    – Sonderbar! meinte Penellan; es kam mir vor, als ob ich von dieser Seite her Geschrei vernähme.
    – Geschrei? fiel das junge Mädchen ein; danach wären wir unserm Ziel ganz nahe!
    – Wir haben noch keinen Grund, das anzunehmen, entgegnete André Vasling; in diesen hohen Breiten und bei so strenger Kälte trägt der Schall außerordentlich weit.
    – Nun, wie dem auch sein mag, mahnte Johann Cornbutte, laßt uns weiter gehen, denn sonst erfrieren wir.
    – Nicht doch! rief Penellan! hört doch!«
    Einige schwache, kaum vernehmliche Laute wurden hörbar. Es klang herüber wie Angst-und Schmerzensrufe. Zwei Mal wiederholte sich der Ton; man hätte glauben können, es riefe Jemand um Hilfe. Dann wieder tiefes Schweigen rings umher.
    »Ich habe mich nicht geirrt, weiter!« sprach Penellan.
    Und er begann in der Richtung, aus der die Rufe kamen, vorwärts zu laufen.
    Als er ungefähr zwei Meilen zurückgelegt hatte, fand er zu seinem größten Erstaunen einen Mann auf dem Eise liegen, und als Penellan sich näherte, rang er verzweiflungsvoll die Hände.
    André Vasling war ihm mit den anderen Matrosen auf dem Fuße gefolgt; er eilte jetzt gleichfalls herbei und rief:
    »Es ist einer der Schiffbrüchigen! unser Matrose Cortrois!
    – Er ist todt – erfroren!« klagte Penellan.
    Auch Johann Cornbutte und Marie traten letzt zu der Leiche, die schon starr vor Frost war. Auf allen Gesichtern malte sich Entsetzen. Der Todte war ein Begleiter Ludwig Cornbutte’s gewesen.
    »Vorwärts!« rief Penellan.
    Und wieder waren sie, ohne ein Wort zu sprechen, eine halbe Stunde gelaufen, als sie eine Bodenerhebung bemerkten, die unbedingt Land sein mußte.
    »Das ist die Insel Shannon«, sprach Johann Cornbutte.
    Etwa eine Meile weiter bemerkten sie deutlich Rauch, der aus einer mit hölzerner Thüre verschlossenen Schneehütte hervorkam. Sie riefen, um sich bemerklich zu machen, und sofort stürzten einige Männer aus der Hütte ihnen entgegen. In einem derselben erkannte Penellan Pierre Nouquet.
    »Pierre!« rief er.
    Doch sein ehemaliger Kamerad stand wie stumpfsinnig, und als ob er nichts von Allem, was um ihn her vorging, bemerke. André Vasling aber konnte ein teuflisches Lachen nicht verbergen; er sah unter den Bewohnern der Hütte, die nach und nach hervorgekommen waren, nicht Ludwig Cornbutte.
    »Pierre, ich bin’s! Dein Freund Penellan!« rief dieser.
    Der Matrose kam jetzt zu sich und fiel seinem alten Kameraden fast ohnmächtig vor Freude um den Hals.
    »Mein Sohn! mein Ludwig!« schrie jammernd, in tiefster Verzweiflung der arme alte Kapitän.

Zwölftes Capitel.
Rückkehr nach dem Schiffe.
    In diesem Augenblick öffnete ein zum Tode kranker und abgezehrter Mann die Thüre des Häuschens und schleppte sich mühsam auf dem Eise weiter.
    Es war Ludwig Cornbutte.
    »Mein Sohn!
    – Mein Geliebter!«
    Diese beiden Rufe ertönten zu gleicher Zeit, dann sank Ludwig Cornbutte besinnungslos vor Aufregung und Freude seinem Vater in die Arme. Man trug ihn in die Hütte, und nach vielen Bemühungen kam er wieder in’s Leben zurück.
    »Mein Vater! Marie! rief Ludwig Cornbutte. So sehe ich Euch noch ein Mal wieder, bevor ich sterbe!
    – Du wirst nicht sterben! sprach Penellan; Deine Freunde sind gekommen, um Dich zu retten.«
    André Vasling mußte einen grimmen Haß gegen den jungen Kapitän hegen; er konnte sich nicht entschließen, ihm die Hand zu reichen.
    Pierre Nouquet wußte sich vor Freude nicht zu lassen, er umarmte Einen nach dem Andern, und dann warf er so viel Holz in den Ofen, daß bald eine behagliche Temperatur in der Hütte herrschte.
    Hier befanden sich noch zwei

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