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Erzählungen

Erzählungen

Titel: Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Lichtstrahl drang in das Eishaus.
    »Hilfe, Hilfe! Freunde!« rief er.
    Und mit Händen und Füßen stieß er den Schnee zurück. Aber die äußere Hülle war nicht aufgethaut, wie er geglaubt hatte; mit dem Lichtstrahl kam eine heftige Kälte in’s Zimmer und ließ alle feuchten Theile sofort starr und steif frieren. Er vergrößerte nun mit seinem Messer die Oeffnung und konnte endlich wieder frische Luft athmen. Er sank auf seine Kniee, um Gott für die Rettung aus dieser Gefahr zu danken, und bald schlossen sich ihm das junge Mädchen und seine übrigen Reisegefährten an.
    Prächtiger Mondschein erhellte ringsum die Gegend, aber es war so kalt, daß die Seeleute die Temperatur nicht ertragen konnten und alsbald wieder in das Haus zurückkehrten. Penellan jedoch blickte sich vorher um und suchte vergebens das Vorgebirge; die Hütte befand sich inmitten einer unermeßlichen Eisebene. Er wollte nun seine Schritte nach dem Schlitten mit den Proviant-Vorräthen lenken, aber auch dieser war verschwunden.
    Die Kälte zwang ihn nun einzutreten, doch theilte er den Begleitern noch nichts von seinen Beobachtungen mit. Jeder beschäftigte sich nun damit, die Kleider an der Spiritusflamme zu trocknen. Als man das Thermometer einige Augenblicke der Luft ausgesetzt hatte, zeigte es dreißig Grad unter Null.
    Nach einer Stunde beschlossen André Vasling und Penellan, der Kälte zu trotzen und sich hinaus zu begeben. Sie hüllten sich so fest wie möglich in ihre feuchten Kleider ein und traten durch den Gang, dessen Wände bereits wieder felsenfest gefroren waren, in’s Freie.
    »Wir sind in nordöstlicher Richtung fortgerissen, begann André Vasling und suchte sich nach den Sternen, die in außerordentlichem Glanze leuchteten, zu orientiren.
    – Daran wäre nichts Schlimmes, erwiderte Penellan, wenn uns nur der Schlitten begleitet hätte!
    – Wie, der Schlitten ist nicht mehr da? rief André Basling; dann sind wir unrettbar verloren!
    – Lassen Sie uns suchen«, schlug Penellan vor.
    Beide gingen um die Hütte herum, die einen Eisblock von mindestens fünfzehn Fuß Höhe bildete. Während der Dauer des Sturmes war eine ungeheure Menge Schnee gefallen, und der Wind hatte ihn an der einzigen erhöhten Stelle der Ebene zusammengeweht. Das Eishaus war vom Orkan fünfundzwanzig Meilen weiter nach Nordosten geschleudert, und die Gefangenen hatten das Loos ihres gleitenden Kerkers getheilt. Der von einer anderen Eisscholle getragene Schlitten mußte wohl in anderer Richtung fortgeweht sein, denn man bemerkte keine Spur von ihm; die Hunde waren jedenfalls dem furchtbaren Wetter erlegen.
    André Vasling und Penellan fühlten, wie Verzweiflung sich ihrer bemächtigte. Sie wagten nicht wieder in das Schneehaus zurück zu kehren, aus Furcht, den Begleitern diese verhängnißvolle Botschaft überbringen zu müssen. Beide erkletterten, um Ausschau zu halten, den Eisblock, der die Hütte enthielt, aber sie bemerkten nichts, als nach allen Seiten hin unendliche, weiße Strecken. Die Kälte hatte ihre Glieder bereits wieder gelähmt, und die Feuchtigkeit in ihren Kleidern war in eisige Zacken verwandelt, die um sie herum hingen. Eben als Penellan von dem Hügel herabsteigen wollte, warf er einen Blick auf André Basling und sah, wie dieser starr nach einem bestimmten Fleck ausschaute, zusammenfuhr und erbleichte.
    »Was ist Ihnen, Herr Vasling? fragte er.
    – O, nichts! antwortete dieser; wir wollen jetzt hinabsteigen und so schnell wie möglich aus diesen Breiten fliehen, die wir nie betreten hätten, wenn man meinem Rath gefolgt wäre.«
    Aber statt zu thun, wie der Obersteuermann vorschlug, stieg Penellan noch einmal, und höher wie zuvor hinauf, um genau nach dem Orte auszuspähen, der die Aufmerksamkeit des Obersteuermanns in so auffallender Weise erregt hatte. Und gleich darauf brachte dieser Ausblick bei ihm eine total andere Wirkung hervor als bei seinem Gefährten; er schrie laut auf vor Freude und rief:
    »Gott sei gedankt und gepriesen!«
    In nordöstlicher Richtung stieg ein leichter Rauch auf, dort mußten also menschliche Wesen leben und athmen! Auf den Freudenruf Penellan’s waren auch die andern Seeleute herbei geeilt, und Alle überzeugten sich, daß die Behauptung des Untersteuermanns richtig war.
    Ohne noch des Mangels an Lebensmitteln zu gedenken oder sich durch die strenge Kälte zurückhalten zu lassen, rückte nun die ganze Gesellschaft, fest in ihre Mäntel gehüllt, nach Nordosten vor.
    Ihr Ziel war etwa fünf

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