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Erzählungen

Erzählungen

Titel: Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Menschen, die weder Johann Cornbutte noch Penellan bekannt waren, nämlich Jocki und Herming, die beiden einzigen norwegischen Matrosen von der Mannschaft des Froöern, die noch übrig geblieben waren.
    »Meine Freunde! mein Vater! Marie! wir sind also gerettet! sagte Ludwig Cornbutte tief bewegt. Wie vielen Gefahren habt Ihr Euch unsertwegen ausgesetzt!
    – Wir bereuen es nicht, mein lieber Sohn, sprach Johann Cornbutte; Deine Brigg, die Jeune-Hardie, liegt solid im Eise, sechzig Meilen von hier vor Anker, und wir Alle wollen uns dorthin begeben.
    – Wie wird sich Cortrois freuen, wenn er wiederkommt«, begann nach einer kleinen Pause Pierre Nonquet.
    Auf diese Worte folgte ein trübes Schweigen, und dann theilte Penellan den Freunden mit, wie er den armen Matrosen gefunden hatte.
    »Ich glaube, daß wir am Besten thun, hier so lange zu warten, bis die Kälte abnimmt, vorausgesetzt nämlich, daß Ihr mit Lebensmitteln und Holz versehen seid? schlug Penellan vor.
    – Darum keine Sorge! außer unsern Vorräthen können wir auch noch verbrennen, was vom Froöern übrig ist!«
    Der Froöern war vierzig Meilen von der Stelle, wo Ludwig Cornbutte seinen Ueberwinterungsplatz eingerichtet hatte, von den Eisschollen, die beim Thauen in Bewegung geriethen, zertrümmert, und die armen Seeleute wurden mit einem Theil der Schiffsüberreste, aus denen sie später ihre Hütte erbauten, auf das südliche Ufer der Insel Shannon getrieben.
     

    Es war Ludwig Cornbutte. (S. 224.)
     
    Der Schiffbrüchigen waren damals fünf an der Zahl, nämlich Ludwig Cornbutte, Cortrois, Pierre Nouquet, Jocki und Herming. Die übrige Mannschaft des Norwegers war bei dem Schiffbruch untergegangen.
    Sobald Ludwig Cornbutte sah, daß die Eisfelder, auf die er geschleudert war, sich wieder um ihn her schlossen, traf er alle Vorkehrungen, um den Winter in diesen Breiten der furchtbarsten Kälte zubringen zu können. Er war ein sehr energischer und außerordentlich muthiger Mann, aber trotz seines festen Charakters und seiner kräftigen Constitution hatte er dem entsetzlichen Klima fast erliegen müssen und sah einem nahen Tode entgegen, als sein Vater ihn wiederfand. Er mußte übrigens nicht nur gegen die Elemente, sondern auch gegen die Böswilligkeit der norwegischen Matrosen ankämpfen, obgleich Letztere ihm doch ihr Leben verdankten. Sie waren so wild und uncultivirt, daß auch die natürlichsten Gefühle bei ihnen keine Stätte fanden. So wie daher Ludwig Cornbutte Gelegenheit fand, unter vier Augen mit Penellan zu sprechen, warnte er ihn vor den beiden Norwegern und rieth ihm, ein wachsames Auge auf sie zu haben. Penellan dagegen theilte Ludwig mit, welch zweideutiges Benehmen sich Vasling seit Cornbutte’s Verschwinden hatte zu Schulden kommen lassen, und wies auf seine Bemühungen um Marien’s Hand hin. Der junge Kapitän setzte jedoch großes Vertrauen auf den Obersteuermann und wollte diesen Anklagen keinen Glauben schenken.
    Der ganze nun folgende Tag wurde der Ruhe und der Freude des Wiedersehens gewidmet; Fidèle Misonne und Pierre Nouquet erlegten in nächster Nähe des Hauses, von dem sie sich nicht weit entfernen wollten, einige Seevögel, und bald hatte Marie ein so schönes kräftiges Gericht davon bereitet, daß in die Adern der ganzen Gesellschaft wieder neuer Lebensmuth und neue Kraft strömten. Auch das kräftig geschürte Feuer trug viel dazu bei, eine merkliche Besserung im Zustande der Kranken herbeizuführen. Kurz, es war dies der erste Freudentag, der den Armen zu Theil wurde, und sie feierten ihn mit voller Hingebung in dieser elenden Hütte, die sechshundert Meilen weit im nördlichen Eismeere lag, und während draußen eine Kälte von dreißig Grad herrschte.
    Diese Temperatur dauerte bis zum Neumond an, so daß die Gesellschaft erst am 17. November, also acht Tage nach ihrer Vereinigung mit Ludwig Cornbutte und seinen Gefährten, aufbrechen konnte. Sie vermochten sich jetzt nur nach den Sternen zu orientiren; der Frost war weniger scharf, und es schneite sogar.
    Bevor die Seeleute ihre Rückreise antraten, erfüllten sie noch die traurige Pflicht, ihren armen Kameraden Cortrois zu beerdigen, und war dies für Alle eine erschütternde Ceremonie. Ein Jeder sagte sich, daß er, wenn auch der Erste, nicht der Einzige sein würde, der die Heimat nicht wiedersähe.
    Der Zimmermann Misonne hatte aus den Brettern der Hütte eine Art Schlitten zusammengestellt, der ihnen zum Transport der Vorräthe dienen sollte und von den

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