Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erzählungen

Erzählungen

Titel: Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Allan Poe
Vom Netzwerk:
Faksimiles entnommen habe, daß  die  Großen Menschen der Amerikaner ein gewisser John, ein Smith und ein Zacharias, der seines Zeichens Schneider war, gewesen sind.
    Nun lebe wohl, bis wir uns wiedersehen. Ob Du diesen Brief erhalten wirst oder nicht, ist eigentlich absolut unwichtig, da ich nur zu meinem eigenen Vergnügen geschrieben habe. Ich werde dieses Manuskript in eine Flasche verkapseln und in die See werfen.
    Auf immer Deine
    Pundita

HOPP FROSCH
    Hop-Frog ()

    Ich habe nie jemanden gekannt, der ein größeres Vergnügen an Scherzen gehabt hätte als der König. Er schien zum Scherzen geboren zu sein. Eine recht spaßhafte Geschichte zu erzählen, sie gut zu erzählen, war der sicherste Weg zu seiner Gunst. So war es denn erklärlich, daß seine sieben Minister wegen ihrer Talente als Spaßmacher berühmt waren. Sie ahmten in allem den König nach und waren, wie er, nicht nur unübertreffliche Spaßmacher, sondern auch ebenso wohlbeleibt und fett. Ob nun die Leute vom Spaßmachen dick werden, oder ob umgekehrt die Wohlbeleibtheit eine Neigung zum Scherzen mit sich bringt, ist mir noch nie klar geworden. Jedenfalls ist ein magerer Spaßmacher eine rara avis in terris .
    Um feine Anspielungen oder, wie er sich ausdrückte, um die Geister  eines Witzes kümmerte sich der König herzlich wenig. Er hatte eine besondere Vorliebe für derbe Späße. Spintisierereien ermüdeten ihn.
    Er würde Rabelais’ Gargantua vor Voltaires Zadig den Vorzug gegeben haben: und im allgemeinen waren spaßhafte Taten mehr nach seinem Geschmack als witzige Reden .
    In der Zeit, da meine Erzählung spielt, war es noch Mode, an Höfen professionelle Spaßmacher zu halten. Mehrere der großen Höfe des Kontinents hielten sich noch ihren Hofnarren, der in buntschekkigen Kleidern mit Narrenkappe und Schellen umherlief und für die Brosamen, die von des Königs Tafel für ihn abfielen, jeden Augenblick ein passendes, scharfes Witzwort bereit haben mußte.
    Es versteht sich von selbst, daß auch unser König sich einen Narren  hielt. Es war ihm sozusagen ein Bedürfnis, stets irgend etwas aus dem Reich der Narrheit in seiner Nähe zu haben, sei es auch nur als Gegengewicht gegen die schwerfällige Weisheit der sieben Männer, die seine Minister waren – von ihm selbst gar nicht zu reden.
    Sein Narr oder berufsmäßiger Spaßmacher war jedoch nicht nur ein Narr. Sein Wert wurde in den Augen des Königs durch den Umstand verdreifacht, daß er zugleich ein Zwerg und ein Krüppel war.
    Man fand damals an Höfen Zwerge ebenso häufig vor wie Narren; viele Monarchen hätten nicht gewußt, womit sie ihre Tage ausfüllen sollten – an Höfen sind die Tage länger als anderswo – ohne einen Narren, mit dem sie, und einen Zwerg, über den sie lachen konnten.
    Aber wie ich schon bemerkte, sind die Spaßmacher in neunundneunzig von hundert Fällen fett, rund und unbehilflich, so daß unser König wahrhaftig nicht geringe Ursache hatte, sich zu gratulieren, daß er in Hopp-Frosch – so hieß der Narr – einen dreifachen Schatz in einer Person besaß.
    Ich glaube, den Namen ›Hopp-Frosch‹ hatte der Zwerg nicht bei der Taufe von einem seiner Paten erhalten, er war ihm vielmehr nach gemeinsamem Übereinkommen der sieben Minister wegen seiner Unfähigkeit, sich wie andere Menschen fortzubewegen, verliehen worden. Hopp-Frosch konnte nämlich nur durch eine Art ruckweisen Hüpfens vorwärtskommen – eine Bewegung, die ein Mittelding zwischen Springen und Rutschen war und dem König ein unbegrenztes Vergnügen und große Genugtuung gewährte, da er selbst, obwohl er an einem Hängebauch und einer chronischen Anschwellung des Kopfes litt, bei Hofe für eine prächtige Erscheinung galt.
    Doch obwohl Hopp-Frosch sich zu ebener Erde nur mit großer Mühe und Schwierigkeit fortbewegen konnte, befähigte ihn die wunderbare Muskelkraft, mit der die Natur, gleichsam als Entschädigung für die Gebrechlichkeit seiner unteren Gliedmaßen, seine Arme ausgestattet hatte, wahre Wunderwerke der Geschicklichkeit zu vollbringen, sobald es sich darum handelte, einen Baum oder dergleichen zu erklimmen oder sich an einem Seil hinaufzuziehen. Bei solchen Übungen glich er viel eher einem Eichhörnchen oder einem kleinen Affen als einem Frosch.
    Ich kann nicht mit Bestimmtheit sagen, aus welchem Lande Hopp-Frosch eigentlich gekommen. Jedenfalls stammte er aus einer wilden Gegend, von der niemand etwas wußte – weit weg von des Königs Hof. Man hatte

Weitere Kostenlose Bücher