Erzählungen von der Eroberung Spaniens (German Edition)
ihnen einen Theil ihrer Anforderungen zugestehen, unser Vaterland vom gänzlichen Untergange zu schirmen. Wenn dieser Rath meinem Herrn und König annehmbar scheint, erkläre ich mich bereit, als Abgesandter in das Lager der Moslemen zu gehen.«
Als Pelistes, der im dumpfen Schweigen dagestanden und auf die Leiche seines Sohnes geblickt hatte, diese Worte hörte, brach er in edeln Unwillen aus.
»Bei diesem guten Schwerte,« sagte er, »der Mann, welcher einen so feigen Rath gibt, verdient eher den Tod von der Hand seiner Landsleute, als von der des Feindes; und ich will keinen Theil am Himmel haben, wenn ich, hielt die Gegenwart des Königs mich nicht ab, ihm nicht auf der Stelle den Tod gäbe.«
Der Bischof wandte ein giftiges Auge auf Pelistes.
»Herr!« sagte er, »auch ich trage ein Schwert und weiß es zu schwingen. Wäre der König nicht hier, würdet Ihr es nicht wagen, mir zu drohen, noch würdet Ihr einen Schritt thun, ohne daß ich mich beeilen würde, Euch entgegen zu treten.«
Der König trat zwischen die hadernden Edlen und tadelte den Ungestüm des Pelistes, zugleich aber verwarf er den Rath des Bischofs mit Unwillen.
»Der Ausgang dieses Kampfes,« sagte er, »ist in Gottes Hand; nimmer aber werde ich mein Schwert in die Scheide stecken, so lange einer der ungläubigen Fremdlinge in dem Lande ist.«
Er pflog jetzt Rath mit seinen Heerführern, und es wurde beschlossen, am kommenden Tage dem Feinde einen allgemeinen Kampf anzubieten. Ein Herold wurde abgesendet, welcher Tarek Ben Zejad zu dem Kampfe herausforderte, und die Herausforderung wurde von dem Moslemen freudig angenommen. [Fußnote:
Bleda , Chronica.
– Der Verf. ] Don Roderich entwarf nun den Schlachtplan und wies jedem seiner Hauptleute seinen Platz an, worauf er seine Heerführer entließ, und jeglicher sein Zelt aufsuchte, um alle Vorkehrungen zu treffen oder sich für des nächsten Tages begebnißreichen Kampf auszuruhen.
Sechszehntes Kapitel.
Verrätherische Botschaft des Grafen Julian.
Tarek Ben Zejad hatte mit Staunen und Ueberraschung die Tapferkeit der christlichen Ritter in den letzten Gefechten und Scharmützeln, so wie die Zahl und unverkennbare Ergebenheit der Schaaren gesehen, welche dem König auf das Schlachtfeld gefolgt waren. Die zuversichtliche Aufforderung des Don Roderich vermehrte sein Erstaunen. Als der Herold sich entfernt hatte, wandte er ein Auge voller Argwohn auf den Grafen Julian.
»Du hast mir,« sagte er, »deine Landsleute als in Weichlichkeit versunken und jedem edeln Streben unzugänglich geschildert; ich sehe aber, daß sie mit dem Muthe und der Kraft der Löwen fechten. Du hast deinen König als von seinen Unterthanen verabscheut und von geheimem Verrath umringt geschildert; aber ich sehe, daß seine Zelte die Hügel und Thäler in Weiß kleiden, während in jeder Stunde Tausende zu seinen Fahnen strömen. Wehe dir, wenn du trügerisch an uns gehandelt oder uns durch verrätherische Worte getäuscht hast.«
Don Julian begab sich sehr beunruhigten Herzens in sein Zelt, und die Furcht überkam ihn, der Bischof Oppas mögte falsches Spiel mit ihm getrieben haben; denn es ist das Loos der Verräther, daß sie stets einander mißtrauen. Er ließ denselben Pagen rufen, welcher ihm den Brief von Florinda, der ihm die Geschichte ihrer Entehrung enthüllte, gebracht hatte.
»Du weißt, mein treuer Page,« sagte er, »daß ich dich in meinem Hause erzogen und vor allen deinen Gefährten geliebt habe. Wenn du Treue und Liebe zu deinem Herrn in deinem Herzen hegst, so ist jetzt die Zeit gekommen, ihm zu dienen. Eile sogleich in das christliche Lager und suche das Zelt des Bischofs Oppas zu erreichen. Sollte Jemand deiner ansichtig werden und fragen, wer du seist, so sage ihm, du gehörtest zu dem Hause des Bischofs und überbrächtest ihm eine Botschaft von Cordova. Wenn du vor den Bischof gekommen bist, so zeige ihm diesen Ring, und er wird jeden verdächtigen Zeugen entfernen und dir sein Vertrauen zuwenden. Sage ihm dann, Graf Julian grüße ihn als seinen Bruder und frage ihn, wie die Schmach seiner Tochter Florinda ausgeglichen werden könne. Beachte seine Antwort wohl und bringe sie mir Wort für Wort wieder. Halte deine Lippen verschlossen, aber öffne deine Augen und deine Ohren und habe auf alles Bemerkenswerthe in dem Lager des Königs Acht. So rüste dich eilig zu deiner Botschaft – fort! fort.«
Der Page sattelte in aller Eile ein Barbaresken-Roß, flüchtig wie der Wind und von
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