Erzählungen von der Eroberung Spaniens (German Edition)
Trommeln und Trompeten und der Schall der maurischen Cymbeln in dieser Sturmwolke des Kampfes wie kriegerischer Donner dahertönte.
Als die Heere einander näher kamen, verschwand die Sonne in den sich aufthürmenden Wolken, und die Staubsäulen, welche von den beiden Heeren emporstiegen, vermehrten die Düsterheit des Tages. Endlich bliesen die Trompeten zum Angriff.
Die Schlacht begann mit einem Regen von Pfeilen, Steinen und Wurfspießen. Das christliche Fußvolk war bei dem Gefechte im Nachtheil, da der größere Theil ohne Helme und Schilde war. Eine Abtheilung leichter arabischer Reiterei, angeführt von einem griechischen Abtrünnigen, Magued el Rumi genannt, sprengte vor die christliche Linie, schoß ihre Pfeile ab und jagte dann weg, weit aus dem Bereiche der ihnen nachfliegenden Wurfgeschosse.
Theudomir führte jetzt, von dem alten Pelistes unterstützt, seine bewährten Schaaren in den Kampf, und nach einer kleinen Weile ward das Gefecht wüthend und wirre. Es war herrlich, in dieser Stunde furchtbarer Prüfung die alte gothische Tapferkeit in ihrem ganzen Glanze leuchten zu sehen. Wo die Moslemen fielen, stürzten die Christen vor, bemächtigten sich ihrer Pferde und nahmen ihnen Rüstung und Waffen. Sie fochten verzweifelt und siegreich, denn sie fochten für ihr Vaterland und ihren Glauben.
Die Schlacht wüthete mehrere Stunden; das Schlachtfeld war mit Erschlagenen besäet, und die von der Menge und der Wuth ihrer Feinde überwältigten Mauren fingen an zu schwanken.
Als Tarek Ben Zejad seine Schaaren vor dem Feinde zurückweichen sah, warf er sich ihnen entgegen, erhob sich in seinen Bügeln und rief:
»O Moslemen! Eroberer Afrika’s! wohin wollt ihr fliehen? Das Meer ist hinter euch, vor euch der Feind! All eure Hoffnung ruht auf eurer Tapferkeit und der Hülfe Gottes! Thut wie ich, und der Sieg ist euer.«
Bei diesen Worten gibt er seinem Pferde die Sporen und sprengt unter den Feind, rechts und links Hiebe vertheilend und zusammenhauend und vernichtend, was ihm entgegen kömmt, während sein Roß, ungestüm wie er selbst, das Fußvolk mit seinen Hufen zerstampft und mit seinen Zähnen zerfleischt.
In diesem Augenblicke erhebt sich auf verschiedenen Theilen des Schlachtfeldes ein mächtiges Geschrei; – die Mittagsstunde ist gekommen. Der Bischof Oppas und die beiden Prinzen, welche bisher ihre Schaaren dem Kampfe fern gehalten hatten, gehen plötzlich zu dem Feinde über und kehrten ihre Waffen gegen ihre überraschten Landsleute.
Von diesem Augenblicke an wechselte das Schicksal des Tages, und das Schlachtfeld wurde der Schauplatz wilder Verwirrung und blutigen Gemetzels. Die Christen wußten nicht, mit wem sie kämpfen, wem sie vertrauen sollten. Es schien, als hätte der Wahnsinn sich ihrer Freunde und Verwandten bemächtigt, und als wären ihre schlimmsten Feinde in ihren eignen Reihen.
Don Roderich’s Muth wuchs mit der Gefahr, die ihn umringte. Er warf die ihm lästigen königlichen Gewänder von sich, stieg von seinem Wagen, schwang sich auf sein Roß Orelia, ergriff Lanze und Schild und bemühte sich, seine zurückweichenden Truppen wieder zu sammeln. Von einem starken Haufen seiner eigenen verrätherischen Unterthanen umgeben und angegriffen, vertheidigte er sich mit einer bewundernswürdigen Tapferkeit. Der Feind umzingelte ihn dichter und dichter; seine getreuen Ritter, die ihn als Wachen umgeben hatten, waren, im wackern Kampfe zu seinem Schirme, gefallen. Als man den König zum letzten Male sah, war er in der Mitte der Feinde, wo von jedem seiner Hiebe Todte stürzten.
Furcht und Schrecken bemächtigte sich der Christen vollständig; sie warfen ihre Waffen weg und entflohen nach allen Richtungen. Sie wurden unter einem furchtbaren Blutbade verfolgt, bis die Dunkelheit der Nacht es unmöglich machte, den Freund vom Feinde zu unterscheiden. Tarek ließ nun seine Schaaren von der Verfolgung abstehen und nahm Besitz von dem königlichen Lager, und die Stätte, auf welcher Don Roderich in der vorigen Nacht mit so großer Unbehaglichkeit sich ausgestreckt hatte, bot seinem Sieger jetzt gesunde Ruhe. [Fußnote: Diese Schlacht wird von den Geschichtschreibern bald die Schlacht von Guadalate, bald die bei Xeres, der Nähe dieser Stadt wegen, genannt. – Der Verf. ]
Achtzehntes Kapitel.
Das Schlachtfeld nach der Niederlage. – Don Roderich’s Schicksal.
Am Morgen nach der Schlacht ritt der arabische Heerführer, Tarek Ben Zejad, über dieses blutige Gefild am Guadalate, das
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