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Erzählungen von der Eroberung Spaniens (German Edition)

Erzählungen von der Eroberung Spaniens (German Edition)

Titel: Erzählungen von der Eroberung Spaniens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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hätten nahe dabei gelegen. Der Fluß ist hier breit und tief und war mit den Leichen von Kriegern und mit todten Pferden bedeckt; man nahm daher an, er sei in dem Flusse umgekommen; aber sein Körper wurde nicht in dem Wasser gefunden.
    Schon waren viele Jahre dahin gegangen, und die Gedanken der Menschen begannen, da die Ruhe wieder in einem gewissen Grade zurückgekehrt war, sich mit den Begebenheiten dieses unheilvollen Tages zu beschäftigen, als sich das Gerücht verbreitete, Roderich sei dem Blutbade an den Ufern des Guadalate entgangen und wandle noch unter den Lebenden.
    Der Sage nach hatte er, wie er von einer Erhöhung aus das ganze Schlachtfeld überschaute und sich überzeugte, daß die Schlacht für ihn verloren war und sein Heer sich nach allen Richtungen flüchtete, sein Heil gleichfalls in der Flucht gesucht. Man setzte hinzu, eine Schaar arabischer Reiter habe bei einem Streifzug in den Gebirgen, um der Flüchtlinge habhaft zu werden, einen Hirten gefunden, welcher in die königlichen Gewänder gekleidet gewesen; man habe diesen vor den Sieger gebracht, da man ihn für den König selbst gehalten. Graf Julian klärte jedoch den Irrthum bald auf. Der zitternde Landmann erzählte, nachdem man ihn zur Rede gestellt: während er auf den Weideplätzen des Gebirgs seine Schaafe gehütet, sei ein Ritter auf einem müden und abgetriebenen Rosse gekommen, das unter dem Reiter zusammen zu brechen gedroht habe; der Ritter habe ihm mit gebieterischer Stimme und drohender Miene befohlen, die Kleider mit ihm zu wechseln; er habe sich in die rauhe Hülle der Schafpelze gekleidet, seinen Schäferstab und Brodtasche genommen und den Weg die klippigen Engpässe der Berge empor, die nach Kastilien führen, eingeschlagen, bis er ihn aus dem Gesichte verloren. [Fußnote:
Bleda , Chronica, lib. II. cap. 9. – Albucasim Tarif Abentarique , lib. I. cap. 10.
– Der Verf. ]
    Diese Ueberlieferung wurde von Vielen theuer gehalten, welche an dem Glauben, ihr König sei noch am Leben, als ihrer einzigen Hoffnung, Spanien gerettet zu sehen, sich anklammerten. Es wurde sogar behauptet, er habe mit einem Theile seiner Truppen auf einer Insel des »oceanischen Meeres« Zuflucht gefunden, von wo er einst noch zurückkehren könne, um seine Fahne wieder auszubreiten und für die Wiedererwerbung seines Thrones zu kämpfen.
    Jahr um Jahr verstrich jedoch, und man hörte nichts von Don Roderich; dennoch blieb sein Name, wie der des Königs Sebastian von Portugal oder Arthur’s von England, eine Art Vereinigungspunkt für das Volk, das an seinem Andenken hing, und das Geheimnißvolle seines Endes erzeugte fortwährend romantische Fabeln.
    Als endlich Geschlecht um Geschlecht in das Grab hinabgestiegen und beinahe zwei Jahrhunderte dahin geschwunden waren, wollte man Spuren entdeckt haben, welche über das endliche Loos des unglücklichen Don Roderich’s Licht verbreiteten.
    Zu dieser Zeit hatte Don Alonso der Große, König von Leon, die Stadt Viseo in Lusitanien den Händen der Moslemen entrissen. Als seine Krieger die Stadt und ihre Umgebungen durchstreiften, entdeckte einer derselben auf einem Felde außerhalb den Stadtmauern eine kleine Kapelle oder Einsiedelei, vor welcher ein Grabstein war, auf dem man folgende Inschrift in gothischen Charakteren las:
    HIC REQUIESCIT RIODERICUS,
ULTIMUS REX GOTHORUM.
Hier ruht Roderich,
der letzte König der Gothen .
    Viele haben geglaubt, dies sei das wahre Grab des Monarchen, und in dieser Einsiedelei habe er in bußfertiger Abgeschiedenheit seine Tage vollendet. – Als der Soldat das angebliche Grab des einst so stolzen Roderich’s sah, vergaß er aller seiner Verbrechen und Verirrungen und weihte seinem Andenken die Thräne des Kriegers. Als sich seine Gedanken aber an den Grafen Julian wendeten, brach sein patriotischer Unwille aus, und mit seinem Dolche grub er einen rauhen Fluch auf den Stein.
    »Verflucht« sagte er »sei die gottlose, wahnsinnige Rache des Verräthers Julian. Er war der Mörder seines Königs, der Schlächter seiner Verwandten, der Verräther seines Vaterlandes. Möge sein Name in jeder Stunde verhaßt, sein Andenken bei allen Geschlechtern ehrlos sein!«
    Hier endigt die Erzählung von Don Roderich.
    Erläuterungen zu der Erzählung von Don Roderich.
Roderich’s Grab.
    Der ehrwürdige Bischof von Salamanca, Sebastiano, sagt, die Inschrift auf dem Grabe zu Viseo in Portugal habe zu seiner Zeit noch bestanden, und er selbst habe sie gesehen. Eine eigene Erzählung von

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