Erziehen ohne Frust und Traenen
Aufgabe meistert, und mit ihm Situationen durchspielen, in denen es andere Verhaltensweisen ausprobieren kann.
Übung macht den Meister
Sarah, Mutter zweier Kleinkinder
Meine Tochter ist mit einem Mal sehr selbstständig geworden und wollte sich plötzlich selbst anziehen. Und von da an tobte, wütete und schrie mein sonst so friedliches Kleinkind in seinem Zimmer. Und nicht nur morgens, nein, es waren täglich bis zu sechs Kleiderwechsel angesagt. Zuerst nervten mich ihre frustrierten Anziehversuche; meine Hilfe lehnte sie ab. Dann beschloss ich, die Situation zu entschärfen, indem ich ihr viel, viel Zeit fürs eigenständige Umziehen einräumte. Ich verabschiedete mich von sorgfältig zusammengestellten Outfits und hübsch frisiertem Haar und ließ sie einfach anziehen, was sie wollte. Stolz präsentierte sie ihrer Familie und der ganzen Nachbarschaft ihre einzigartigen Kreationen. Und schon zwei Wochen später hatten sich meine Geduld und meine Bereitschaft, ihr Zeit und Raum für ihre Experimente zu lassen, ausgezahlt. Inzwischen reichen ihr zwei Kleiderwechsel pro Tag, und die schafft sie in weniger als fünf Minuten! Übung macht den Meister – auch wenn Mama sich einige Wutanfälle gefallen lassen musste.
Die wahre Ursache: Langeweile
Kinder sind unglaublich neugierig und immer auf der Suche nach neuem Wissen. Neugier ist eine biologische Notwendigkeit und ein so mächtiges Bedürfnis wie Hunger oder Durst. Es ist der Job unserer Kinder, neue Dinge zu lernen, und wenn wir ihnen keine geeigneten Anreize bieten, finden sie sie selbst – oder füllen die Leere mit einem emotionalen Ausbruch. Wenn Ihr Kind Sie beispielsweise auf einer stundenlangen Einkaufstour begleitet hat, sind Nörgeleien oder ein ausgewachsener Wutanfall eine wahrscheinliche Folge. Setzt man das Kind Tag für Tag mit denselben Spielsachen in denselben Raum, wird es sich langweilen; diese Langeweile führt zu der Suche nach Stimulation, die für uns nicht selten so aussieht wie schlechtes Verhalten.
Lösungen für Langeweile
Stillen Sie den unendlichen Durst Ihres Kindes nach neuem Lernstoff und neuen Erfahrungen – ganz gleich, wo Sie sind. Nehmen Sie für unterwegs eine kleine Tasche mit Spielsachen, Büchern und kleinen Snacks mit. Zeigen Sie dem Kind unterwegs interessante Dinge. Machen Sie kleine Spiele wie »Ich sehe was, was du nicht siehst, und das ist rot« oder »Wie viele Dinge siehst du, die mit B beginnen?« oder »Welches Wort reimt sich auf Katze?« oder »Zähl mal, wie viele Menschen in der Kassenschlange stehen!«
Vertreiben Sie die Langeweile Ihres Kindes, indem Sie es in alles einbeziehen, was Sie gerade machen. Auch ein Kleinkind kann beim Gemüsehändler drei rote Äpfel aus der Kiste nehmen, kann Erbsen schälen und eine Windel anreichen, wenn Sie das kleine Geschwisterkind wickeln. Kinder, die man aktiv in die täglichen Arbeiten einbezieht, sind glücklicher und emotional ausgeglichener als solche, die nicht gefordert werden und sich langweilen.
Tauschen Sie von Zeit zu Zeit die Spielsachen aus. Verteilen Sie das Spielzeug in drei Kisten, und stellen Sie zwei davon beiseite und geben Sie dem Kind immer nur ein Drittel seiner Sachen. Alle paar Tage oder einmal pro Woche öffnen Sie eine andere Kiste. Ab und zu geben Sie ein neues Spielzeug zu den alten. Vermeiden Sie unkreative Spielzeuge mit beschränktem Zweck, und suchen Sie stattdessen nach Dingen mit hohem Spielwert, die sich in unterschiedlicher Weise einsetzen lassen, wie beispielsweise Bauklötze, Stofftiere und Miniatur-Nachbildungen »erwachsener« Gegenstände wie eine Spielküche mit Geschirr, Töpfen etc. oder eine Werkbank mit Werkzeugen.
Oft spielen Kinder immer am selben Ort. Warum richten Sie nicht im ganzen Haus unterschiedliche kleine Spielecken ein. Wechselnde Spielorte bieten neue Reize und sind eine willkommene Veränderung; das Kind wird länger zufrieden bei der Sache sein.
Und an noch etwas sollten Sie immer denken: Auch wenn Sie Ihrem Kind Spielsachen und Ideen liefern, sind Sie trotzdem kein Alleinunterhalter. Geben Sie Ihrem Kind Material und Anregungen – aber fühlen Sie sich nicht verantwortlich dafür, die gesamten Aktivitäten zu leiten. Auch sollten Sie nicht der allgegenwärtige Spielkamerad sein. Unterstützen Sie Ihr Kind dabei, ein eigenständiges Spiel zu entwickeln.
Die wahre Ursache: Reizüberflutung
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