Erziehen ohne Frust und Traenen
spezifischer, schriftlich oder bildlich festgehaltener Regeln liegt darin, dass sie zusätzliche Regeln beinhalten. Die Regel »Wir tun einander nicht weh« wurde wahrscheinlich aufgestellt, um körperliche Auseinandersetzungen zwischen den Kindern zu unterbinden – sie kann sich aber ebenso gut auf emotionale Verletzungen beziehen. Regeln spiegeln die Persönlichkeit und Kultur einer Familie wider, jene Werte und moralischen Richtlinien, die ihr Handeln bestimmen und eine Aussage darüber treffen, was in dieser Familie besonders wichtig ist.
Sagen Sie es klipp und klar
In ihrem Bemühen, gute Eltern zu sein, neigen viele Mensch dazu, viel zu viel zu reden – und so wird aus einer beabsichtigen Lehrstunde ein Monolog leerer Worte und negativer Energie. Oft schalten Kinder schon nach den ersten Sätzen ab. (Das erkennt man normalerweise an ihrem leicht glasigen Blick!) Und während Sie sich abmühen, eine wichtige Lektion zu lehren, und eine lange, ausführliche Ansprache halten, versteht Ihr Kind vielleicht nicht ein einziges Wort davon.
Je knapper Sie sich fassen, desto mehr versteht Ihr Kind – und desto mehr erinnert es. Suchen Sie also den direkten Blickkontakt zu Ihrem Kind und sprechen Sie dann in kurzen, präzisen Worten. Wiederholen Sie nötigenfalls wichtige Punkte, aber geraten Sie nicht ins Schwadronieren.
Denken, sagen, machen und meinen Sie es
Eine häufige Klage von Eltern lautet, dass das Kind »einfach nicht zuhört« oder »nicht gleich tut, was man ihm sagt«. So frustrierend das auch sein mag, muss ich Ihnen leider sagen, dass der Hauptgrund für dieses Nicht-Hören ist, dass die Eltern kein Zuhören einfordern. Dies ist ein verbreiteter Fehler, der auch erfahrenen Eltern unterläuft. Sie wieder holen die Bitte bzw. das Anliegen wieder und wieder, bis Sie schließlich explodieren – oder aufgeben. Noch schwieriger wird die Sache, wenn die ursprüngliche Bitte nicht gut durchdacht ist und nicht konsequent bis zum Ende verfolgt wird.
Ein Beispiel: Die Mutter ruft dem Kind zu, dass es gleich Zeit zum Gehen sei, dann aber wendet sie sich einer anderen Sache zu, die ihr gerade über den Weg läuft. Ein paar Minuten später ruft die Mutter erneut: »Zeit zum Gehen!«, wird aber auf dem Weg zur Haustür wieder von einer anderen Aktivität abgelenkt. Nach ein paar weiteren Runden dieses lustigen Spiels ist die Mutter schließlich bereit zum Aufbruch. Das Kind aber hat in der Zwischenzeit sämtliche Aufforderungen ignoriert. Noch ein Beispiel: Der Vater bittet sein Kind, die Spielsachen aufzuräumen. Nachdem er die Aufforderung mehrmals wiederholt hat, stellt er fest, dass es schonsehr spät ist, und macht das Kind bettfertig (die Spiel sachen räumt er später, wenn das Kind im Bett liegt, selbst weg). Ist das Kind etwas älter, wird es abends zur Aufräumzeit eine Diskussion nach dem Motto »Warum muss ich immer ganz allein aufräumen?« beginnen.
Wäre die Abfolge »auffordern, es nicht ernst meinen und die Durchführung aufschieben« ein einmaliges Ereignis, würde sich daraus kein ernstes Problem ergeben, aber da sie meist ein sich häufig wiederholendes Muster bildet, lernt das Kind, dass die Anweisungen der Eltern nicht so ernst zu nehmen sind.
Wenn Sie sich so häufig wie möglich an das folgende Schema halten, kann dies Ihr Leben erheblich vereinfachen:
Denken Sie die ganze Sache zuerst bis zum Ende durch.
Richten Sie eine deutliche, spezifische Bitte oder Anweisung an das Kind.
Führen Sie Ihre Ankündigung ruhig und zielgerichtet durch, auch wenn Ihr Kind Ihrer Bitte nicht nachkommt.
Wiederkehrende Abläufe: Der Sieg der Berechenbarkeit
Kinder sprechen auf vorhersagbare Muster in ihrem Leben an. Diese Routinen funktionieren wie unbewusste Stichwörter, die ihnen verraten, was wie zu tun ist. Doch sehr häufig sind diese Routinen, denen sie folgen, mehr oder weniger dem Zufall unterworfen und stehen im Gegensatz zu dem, was die Eltern wirklich wollen. So hat ein Kind beispielsweise die Angewohnheit, auf dem Sofa bei laufendem Fernseher einzuschlafen. Die Eltern bedauern die Tatsache, dass das Kind nicht im Bett einschläft, aber da sie es Abend für Abend auf dem Sofa einschlafen lassen, ist das die Routine des Kindes geworden.
Berechenbarkeit und Routine führen im Leben eines Kindes zu einem Gefühl der Sicherheit und Verlässlichkeit. Die Welt ist so groß, und ein Kind lernt Tag für Tag so viel, dass es schnell von all seinen Eindrücke und Erfahrungen übermächtigt wird. Sind
Weitere Kostenlose Bücher