Erziehen ohne Frust und Traenen
beide.
Bleiben Sie entspannt
Der Wunsch, eine perfekte Mutter, ein perfekter Vater zu sein, setzt viele Eltern und damit die ganze Familie unter enormen Druck – weil es schier unmöglich ist, dieses Ziel der Perfektion zu erreichen. Doch wie in vielen anderen Lebensbereichen gibt es auch in Sachen Elternschaft keine Patentlösungen – es gibt immer viele unterschiedliche Möglichkeiten, mit einer Situation umzugehen. Man muss nicht die perfekte Mutter, der perfekte Vater sein, um sein Kind zu einem wunderbaren Menschen zu erziehen.
Verbannen Sie mal all die Emotionen und Analysen, die Ihnen den Kopf verstopfen, und versuchen Sie, die täglichen Situationen nüchtern als das zu betrachten, was sie sind. Ein verschüttetes Glas Milch heißt nicht, dass Ihr Kind ungeschickt, unachtsam oder gar verantwortungslos ist – es ist einfach nur ein kleines Missgeschick. Schwamm drüber – wortwörtlich. Geht mal ein Pipi in die Hose, heißt das nicht, dass ihr Kind noch in der ersten Klasse Windeln tragen wird. Und es heißt genauso wenig, dass Sie bei der Sauberkeitserziehung versagt haben oder dass das Kind Sie damit ärgern wollte. Die Erklärung ist denkbar einfach: Ihr Kind war so sehr in sein Spiel vertieft, dass es es nicht mehr rechtzeitig auf die Toilette geschafft hat und jetzt eine frische Hose braucht. Nicht mehr und nicht weniger. Wenn sich zwei Geschwister um ein Spielzeug streiten, heißt das nicht, dass sie sich hassen; es heißt nicht, dass sie selbstsüchtig oder neidisch sind, und genauso wenig heißt es, dass Sie Ihre Erziehungsaufgabe verfehlt haben. Es heißt einfach nur, dass beide zum selben Zeitpunkt dasselbe Spielzeug haben möchten und nicht wissen, wie sie den Konflikt angemessen lösen können.
Reagieren Sie entspannt. Sie müssen sich nicht in jeden Konflikt korrigierend einmischen. Kleinigkeiten kann man ruhig durchgehen lassen, ohne langfristige negative Auswirkungen befürchten zu müssen. Tatsache ist, dass Sie sich selbst und Ihre Kinder verrückt machen, wenn Sie glauben, jede winzige Episode von beliebigem Fehlverhalten auf der Stelle ahnden zu müssen! Ab und zu ist esdem Familienfrieden ausgesprochen zuträglich, wenn Sie sich einfach umdrehen und so tun, als hätten Sie nichts gesehen. Atmen Sie einfach tief durch und wenden Sie sich einer anderen Sache zu.
Für die meisten der wichtigsten Erziehungsfragen gibt es heute keine Patentrezepte mehr; sie können auf unterschiedliche Weise gelöst werden. Ganz gleich, welchen Ansatz man wählt – ist eine Hürde genommen, taucht auch schon die nächste auf. Wenn Sie sich im Lauf des Tages immer wieder an die wichtigsten Erziehungsinstrumente und -strategien erinnern, wenn Sie sich bemühen, flexibel und entspannt zu reagieren und auch mal nicht zu reagieren, werden Sie feststellen, dass Ihr Kind in vielen Punkten wesentlich besser kooperiert. Und zugleich sind Sie selbst ruhiger, gelassener und kontrollierter. Und das Beste ist: Sie werden es viel, viel mehr genießen, Ihr Kind zu erziehen und aufwachsen zu sehen.
Ich war viel zu bestimmend
Matthew, Vater dreier Kinder (2–7 Jahre)
Endlich habe ich den Stress hinter mir gelassen. Ich habe erkannt, dass ich gegenüber meinen Kindern in vielen Situationen zu bestimmend war. Ganz gleich, was sie gesagt oder getan haben – ich musste ihnen immer einen noch besseren Weg zeigen. Als ich schließlich beschloss, mich ein bisschen zurückzunehmen und mich nur in die wirklich wichtigen Fragen einzumischen, brach kein Chaos aus, kam es nicht zu Katastrophen – aber wir alle waren viel entspannter.
Lob, Ermutigung und nette Worte
Kinder reagieren – wie alle anderen Menschen auch – positiv auf freundliche Worte. Die Welt eines Kindes wird zu einem großen Teil bestimmt durch negativen Input: Befehle, Zurechtweisungen und Kritik. Wenn Kinder Lob, Ermutigung und nette Worte bekommen, fühlen sie sich gleich viel besser und glücklicher; es lässt ihr Selbstvertrauen wachsen und bestätigt sie in dem Verhalten, für das sie das positive Feedback bekommen.
Wir nehmen unsere Elternrolle oft so ernst, dass wir verbissen versuchen, den allgegenwärtigen Lehrer zu spielen. Wir wollen, dass unsere Kinder »richtig« aufwachsen – also ergreifen wir jede Gelegenheit, ihren Weg zu korrigieren. Doch wir sollten uns darüber klar werden, dass gute Worte oft viel mehr nutzen als Zurechtweisungen. Es hat bisher kein Kind Schäden durch zu viel Ermutigungen und Zuspruch davongetragen – und genauso
Weitere Kostenlose Bücher