Erziehen ohne Frust und Traenen
Initiative und verändern diese Verhaltensmuster.
Typischerweise trifft man in Kursen zum besseren Umgang mit Wut und Aggression fast ausschließlich Erwachsene an, die in einer Familien- oder Paartherapie sind, oder die wegen ihres extremen Gewaltpotentiales von einem Gericht dazu verurteilt wurden, diese Kurse zu besuchen. Das ist wirklich mehr als schade, denn jeder Mensch könnte von besserem Umgang mit der Wut profitieren. Auf den folgenden Seiten vermittle ich Ihnen spezifische Strategien, wie Sie als Eltern Ihre Gefühlsausbrüche unter Kontrolle bringen, und ebenso Tipps, wie Sie Ihren Kindern einen konstruktiveren Umgang mit diesen heftigen Emotionen beibringen können.
Ein weiterer Punkt, den man berücksichtigen muss, ist die Tatsache, dass jeder Mensch unterschiedlich auf Stresssituationen reagiert; wir haben sozusagen alle individuelle »Wut-Persönlichkeiten«. Manch einer reagiert seine Wut durch Brüllen und Aufstampfen mit den Füßen ab, andere fressen die Wut eher in sich hinein und/oder meiden den Menschen oder die Situation, der oder die die Wut auslöst.
Denken Sie darüber nach, wie Sie typischerweise in einer Wut-Situation reagieren – was sind Ihre spontanen Gedanken und Reaktionen? Wenn Sie diese identifizieren und begreifen, wird es Ihnen viel leichter fallen, Ihr Verhalten und Handeln zu verändern.
Selbstverleugnung, Schmerz oder Erschöpfung
Eltern sind in der Regel permanent eingespannt und entsprechend gestresst. Sie kümmern sich um die Wünsche und Bedürfnisse ihrer Kinder und vernachlässigen dabei ihre eigenen. Vielleicht kommt die gesunde Ernährung zu kurz, und für Sport bleibt auch keine Zeit mehr. Ganz zu schweigen von dem Schlafmangel, unter dem viele Eltern leiden.
Während viele Eltern sich dieser Situation nicht bewusst sind, kann die ständige Sorge um die Bedürfnisse der Kinder bei gleichzeitiger Vernachlässigung der eigenen Bedürfnisse zu unterbewusster Verbitterung führen. Diese verborgenen Emotionen können jedoch auch an die Oberfläche gelangen – befeuert durch die tägliche elterliche Frustration können sie in einem Moment der Wut leicht ausbrechen.
Eltern müssen funktionieren – ganz gleich, wie sie sich fühlen. Die Kinder versorgen, sichum den Haushalt kümmern und im Beruf seinen Mann bzw. seine Frau stehen halten sie von früh bis spät auf Trab. Und nicht selten gehören nicht einmal die Nächte ihnen, weil das Kind nicht durchschläft. Eltern müssen sich durch Schlafmangel und Schmerzen wie Kopfweh, Rückenschmerzen oder Erkältungen, möglicherweise durch weitere Schwangerschaften, postnatale Depressionen oder andere Beschwerden kämpfen. Menschen neigen eher zu Wut und Jähzorn, wenn sie körperlich nicht auf der Höhe sind.
Kinder jedoch verstehen die körperlichen Beschwerden ihrer Eltern noch nicht. Also setzen sie ihr Jammern, Nörgeln und ihre Wutausbrüche fort und treiben ihre Eltern an den Rand ihrer Kräfte. In einer solchen Situation kann selbst das ganz normale Spiel der Kinder, das nun einmal laut und turbulent ist, bei einer erschöpften Mutter oder einem müden Vater zu einer überzogenen Reaktion führen. Sind bei den Erwachsenen dann noch Medikamente, Drogen oder Alkohol im Spiel, werden die normalen Reaktionen zusätzlich verzerrt, so dass es zu Wutreak tionen kommen kann.
Wiederholte heftige Wutausbrüche führen bei Eltern zu einem unberechenbaren, willkürlichen Verhalten, das die Eltern-Kind-Beziehung langfristig schädigen kann.
Sie schaffen das: Ruhe bewahren
Sie können Ihre Wut kontrollieren. Sie kontrollieren Ihre Wut die ganze Zeit. Sie glauben mir nicht? Überlegen Sie mal, wie oft Sie sich in einem Geschäft über einen Verkäufer ärgern, im Lokal über eine Bedienung, im Büro über Ihren Chef, über Ihren Nachbarn, einen Beamten, andere Verkehrsteilnehmer. Wie oft schlucken Sie Ihren Ärger hinunter und benehmen sich zivilisiert? Und denken Sie mal daran, wie oft sich Ihr Kind schon schlecht benommen hat, Sie aber Ihren Ärger zurückgehalten haben, weil es sich in der Öffentlichkeit, im Beisein Ihrer Schwiegermutter oder des Lehrers abspielte. Sie waren sehr wohl in der Lage, Ihre Wut unter Kontrolle zu halten, denn Sie hätten einen hohen Preis zahlen müssen. Ihr Ruf hätte gelitten, Sie hätten sich geschämt oder wären schlimmstenfalls polizeilich belangt worden.
Wenn Sie wütend auf Ihr Kind sind, ist das Schlimmste, was passieren kann, dass Ihr Kind Ihnen dies mit Wut oder Tränen heimzahlt.
Weitere Kostenlose Bücher