Erziehen ohne Frust und Traenen
neue Buch. Darf ich morgen noch eine Geschichte hören?‹ Ich gab ihm einen Kuss und bejahte. Dann schlief er friedlich ein. Ich war so stolz, dass ich einen Wutausbruch vermieden hatte. Ich hoffe, dass ich diese Methode noch öfter einsetzen kann, bevor ich richtig zornig werde. Es war eine sehr befriedigende Erfahrung.
Seien Sie nachsichtig mit sich selbst. Wut ist ein mächtiges Gefühl, das sich nicht leicht kontrollieren lässt. Selbst wenn Sie alle in diesem Buch beschriebenen Instrumente anwenden können, wird Sie dieses heftige Gefühl vermutlich dennoch in der einen oder anderen Situation übermannen. Sie werden die Geduld mit Ihrem Kind verlieren und sich anschließend Vorwürfe machen, dass Sie es nicht geschafft haben, ruhig zu bleiben. Aber verzeihen Sie sich, wie Sie auch Ihrem Kind verzeihen. Wenn Sie das Gelernte so einzusetzen vermögen, dass Sie wenigstens die Hälfte Ihrer Wutanfälle vermeiden, sind Sie bereits vielen anderen Eltern voraus.
Veränderungen brauchen Zeit. Unterschätzen Sie außerdem nicht die Tatsache, dass diese Ideen am besten in Zusammenhang mit den Vorschlägen aus Teil 1 und Teil 2 dieses Buches angewandt werden sollten. Wenn Sie Ihr »Wutverhalten« nicht verändern, werden die Auslöser Ihres Zorns Sie immer weiter verfolgen.
Am Ende dieses Teils finden Sie eine Zusammenfassung der sechs Schritte, die Ihnen dabei helfen können, Ruhe zu bewahren. Kopieren Sie sie und hängen Sie sie zu Hause an einem gut sichtbaren Ort auf. In der ersten Zeit werden Sie noch öfter einen Blick darauf werfen müssen. Gehen Sie die Schritte jedes Mal durch, wenn Sie ärgerlich oder gereizt sind. Irgendwann werden Sie die Abfolge auswendig umsetzen können – und diesen Tag dürfen Sie feiern.
So vermeiden Sie kritische Situationen
In diesem Buch geht es um Erziehungsinstrumente, die dazu führen sollen, dass sich unsere Kinder so benehmen, wie wir uns das vorstellen – Ziel ist, dass sie sich seltener unpassend verhalten und ihre Eltern seltener reizen. Im Folgenden finden Sie noch einige Tipps, wie Sie Situationen, die Sie in Rage bringen, entschärfen oder sogar ganz vermeiden können.
Eignen Sie sich Erziehungskompetenz und -instrumente an und setzen Sie diese um.
Reservieren Sie sich jeden Tag ein bisschen Zeit für sich, also außerhalb Ihrer Elternrolle.
Tragen Sie sich Ihre Aufgaben und Termine in einen Kalender ein, um den Überblick zu behalten.
Formulieren Sie klar verständliche Familienregeln und hängen Sie sie im Haus auf.
Bieten Sie Ihrem Kind wann immer möglich Wahlmöglichkeiten, anstatt ihm Befehle zu erteilen.
Formulieren Sie Ihre Bitten und Aufforderungen kurz und klar.
Drücken Sie sich hauptsächlich mit Ich-Sätzen aus; Du-Aussagen führen schneller zu Konflikten.
Gehen Sie auf Augenhöhe Ihres Kindes, wenn Sie mit ihm sprechen, und rufen Sie Ihre Anweisungen nicht aus dem übernächsten Raum oder quer durch das Haus.
Wählen Sie Ihre »Prioritäten« gut aus – nicht jedes Thema erfordert Ihren sofortigen Einsatz.
Stärken Sie ihr Netzwerk – gehen Sie in einen Eltern-Club, besuchen Sie Eltern-Foren im Internet oder freunden Sie sich mit den Eltern der Spielkameraden Ihres Kindes an.
Brauchen Sie weitere Hilfe?
Man kann versuchen, Menschen Strategien zum Umgang mit ihrer Wut beizubringen, aber was ist, wenn die vermittelten Informationen nicht zu der jeweiligen Persönlichkeit passen, wenn die Strategien die Ursachen der Wut nicht treffen oder wenn die Strategien nicht ausreichen, um die Emotion zu kontrollieren? Wenn Ihnen unser Programm nicht hilft, Ihre Wut in den Griff zu bekommen, dann beantworten Sie die folgenden Fragen ehrlich mit »Ja« oder »Nein«.
Haben Sie dieses Kapitel gründlich gelesen, haben Sie die Übersichtsseite aufgehängt – und trotzdem überkommt Sie immer wieder Wut?
Werden Sie bei kleinen wie bei großen Auslösern sehr schnell wütend?
Treten Ihre Wutausbrüche häufig und/oder sehr heftig auf?
Hält Ihre Wut noch sehr lange nach dem auslösenden Moment an?
Werfen bzw. zerstören Sie Dinge oder verletzen Sie Menschen in Ihrer Wut?
Haben Sie den Eindruck, dass Ihr Partner oder Ihre Kinder in Wutsituationen Angst vor Ihnen haben?
Haben Sie in Wutsituationen Angst vor sich selbst?
Haben sich Ihre Wutausbrüche in letzter Zeit verschlimmert?
Wenn Sie eine oder mehrere dieser Fragen mit »Ja« beantwortet haben, haben Sie Schwierigkeiten im Umgang mit Ihren Wutgefühlen, die mehr Unterstützung erfordern, als dieses Buch bieten
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