Erziehen ohne Frust und Traenen

kann. Wenden Sie sich am besten an eine Beratungsstelle. Was den Umgang mit der Wut betrifft, so gibt es unterschiedliche Ansätze; vielleicht möchten Sie deshalb verschiedene Möglichkeiten ausprobieren, um die für Sie richtige zu finden. Möglich sind Kurse, Gruppen-Workshops oder Einzelsitzungen bei Institutionen bzw. Anlaufstellen wie beispielsweise
dem örtlichen Krankenhaus
einer Schulberatungsstelle
einem Geistlichen oder einem anderen Seelsorger
dem Kinderarzt
einem (Familien-) Therapeuten, einer Familien- oder Erziehungsberatungsstelle, einem Psychologen oder einem anderen, fachlich entsprechend ausgebildeten Berater.
    Scheuen Sie sich nicht, um Hilfe zu bitten. Ihrer Familie wird es so viel besser gehen, wenn Sie es tun. Und Sie werden stolz auf Ihr verantwortungsvolles, positives Handeln sein. Ihre Familie sollte es Ihnen wert sein.



Häufige Stresssituationen liebevoll lösen
    Hilfe! Mein Kind beißt – was kann ich tun? Hier erfahren Sie von A–Z sortiert, wie Sie alltägliche Situationen, die zu Streit und Tränen führen, durch den Einsatz liebevoller Erziehungsmethoden entschärfen können. Geben Sie Ihrem Kind die Unterstützung, die es braucht!

Schreiten Sie zur Tat!
    Bis zu diesem Punkt haben wir uns auf grundlegende Erziehungskompetenzen und -instrumente konzentriert. Damit lassen sich fast alle Schwierigkeiten lösen. Doch manchmal fällt es schwer, all die erlernten Strategien und Instrumente parat zu haben und genau jenes auszuwählen, das in einer bestimmten Situation das richtige ist.
Lösen Sie liebevoll alltägliche Stresssituationen
    Wichtig ist, dass Sie sich immer wieder das zarte Alter Ihres Kindes ins Gedächtnis rufen; das Maß an Verständnis, das Ihr Kind altersgemäß an den Tag legt, bestimmt Ihre Reaktion auf eine bestimmte Situation. So werden Sie bei einem Zweijährigen anders auf einen Wutanfall reagieren als bei einem Sechsjährigen – auch wenn beide Kinder aus demselben Grund zornig sind: weil sie müde sind, Hunger haben oder wütend sind, weil sie keine Kartoffelchips bekommen. Jüngere Kinder brauchen viel mehr Erklärung und Führung durch die Eltern als ältere Kinder, die ja schon einige Jahre »Lernvorsprung« haben. Außerdem müssen Sie ganz ehrlich beurteilen, wie Sie in der Vergangenheit auf Ihr Kind reagiert haben, denn Ihre gemeinsame Geschichte beeinflusst natürlich auch Ihre heutigen Reaktionen und Ihre Eltern-Kind-Beziehung. Sie können die Art und Weise, wie Sie mit Ihrem Kind interagieren, nicht abrupt verändern und von ihm erwarten, dass es seine Reaktionen im Hinblick auf Ihre neuen Ziele und Absichten ebenso abrupt verändert.
    Jedes Kind ist einzigartig. Es gibt keine Standardlösung, die bei jedem Kind gleich gut funktioniert. Selbst Geschwister können sehr unterschiedlich sein. Ich habe vier Kinder, die sich so sehr ähneln wie Äpfel, Orangen, Kekse und Kaugummi. Ich bin immer wieder erstaunt, dass diese vier Kinder dieselben Eltern haben und in derselben Familie groß werden. Jedes Kind ist eine eigene Persönlichkeit; sie haben sehr unterschiedliche Stärken und individuelle Eigenschaften. Jedes dieser Kinder fordert etwas anderes von mir und wieder etwas anderes von seinem Vater. Wenn Eltern erwarten, jedes ihrer Kinder sei gleich oder reagiere in einer bestimmten Situation identisch (was natürlich niemals der Fall ist!), dann sind Frustrationen vorprogrammiert. Deshalb halte ich es für so wichtig, dass sich Eltern ein möglichst breites Repertoire an Erziehungskompetenz und -instrumenten aneignen; auf diese Weise kann man für jedes Kind und für jede Situation einen geeigneten Ansatz auswählen.
    Seien Sie flexibel und wendig – das ist beste Rat, den ich Ihnen geben kann. Berücksichtigen Sie bei jeder neuen Situation die Individualität Ihres Kindes und überlegen Sie jedes Mal aufs Neue, welcher Ansatz in diesem Fall der beste ist. Und: Freuen Sie sich über die Vielfalt und Abwechslung, die Ihre Kinder Ihnen bieten – das ist die Würze des Lebens.
    Mit jedem der einzelnen Themen, die nun folgen, könnte man ein eigenes Buch füllen, undaußerdem gibt es Hunderte weitere Themen, die man auf diese Liste setzen könnte. Was Sie auf den folgenden Seiten finden, ist also eine Auswahl der häufigsten Erziehungsprobleme, die in der frühen Kindheit auftreten – und für jeden dieser Punkte finden Sie mehrere Lösungsvorschläge. Alle Lösungen haben etwas gemeinsam: Achtung und Respekt, und zwar sowohl vor den Eltern als auch vor