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Es begann im Birkenhain (Heimatroman) (German Edition)

Es begann im Birkenhain (Heimatroman) (German Edition)

Titel: Es begann im Birkenhain (Heimatroman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Steingruber
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so dass ich mir's nit getraut hab, auf ihn zuzugehen.«
    Barbara, die an der Theke stand und Gläser spülte, bekam jedes Wort mit. Es tat ihr bitter weh, dass man so über den Martin redete. Als sie nämlich von seiner Rückkehr erfuhr, hatte ihr Herz recht stürmisch geklopft. Glutröte hatte ihre Wangen überzogen, und in ihr war eine enorme Freude gewesen, deren Ursprung sie sich nicht so recht zu erklären vermochte. Da war auch der Drang gewesen, hinauszulaufen zum Gütl der Jausens. Begrüßen hätte sie ihn gern wollen. Sie hätte ihm gern gegenübergestanden und ihn in der Heimat willkommen geheißen.
    Doch an diesem Tag war es im »Schwarzen Adler« hoch hergegangen. Barbara hatte keine Gelegenheit gefunden, das Gasthaus zu verlassen. So hoffte sie, Martin irgendwann doch noch einmal sehen zu dürfen. Die wagte es nicht, sich in die Gespräche der Eltern und der Liebeiner einzumischen. Sie ahnte, dass dies wohl nur böses Blut geben würde. Sie selbst hatte ja seinerzeit wenig dazu beitragen können, die Lügen des Christian Liebeiner aufzudecken. Aus fortwährender Angst hatte sie geschwiegen. Später dann, als sie älter gewesen war, wäre sie sich kindisch vorgekommen, das Ganze jetzt richtigzustellen. Geschehen war ohnehin geschehen, und eine späte Richtigstellung hätte dem Martin wohl kaum geholfen. Darüber hinaus wäre es fraglich gewesen, ob einer das überhaupt geglaubt hätte.
    Während die Liebeiners und die Löwingers schimpften, was das Zeug hielt, war Barbara mit dem Polieren der Gläser fertig geworden. Sie wischte sich die Hände an der Schürze ab und trat dann weiter in die Gaststube hinein.
    »Ich geh jetzt noch ein bissel an die frische Luft«, sagte sie. »Der Qualm in der Wirtsstube hat mir Kopfschmerzen bereitet.«
    »Ja, Madl, geh nur«, erlaubte Hanna. »Aber komm nit so spät, denn du weißt, dass wir heut noch den Sauerbraten einlegen wollen.«
    »Ja, Mutter«, verkündete Barbara. »Es ist schon recht. Gar so lang werd ich nit ausbleiben.«
    In der Küche hängte Barbara ihre Schürze an den Haken, dann ging sie ans Waschbecken und wusch sich die Hände. Dabei fiel ihr Blick in den darüber hängenden Spiegel. Helle Augen leuchteten ihr entgegen. In diesen Augen war der Glanz der Vorfreude zu erkennen. Die Wangen waren rosig überhaucht, und die Lippen schienen wie eine leuchtende Rose zu blühen.
    Barbara holte sich aus ihrer Kammer die Wolljacke, denn es war schon etwas kühl geworden. Dann verließ sie das Haus.
    Ein weißer Tagesmond stand über dem Steinkogl. Barbara wusste nicht, weshalb es sie ausgerechnet zu den sieben Birken hinüberzog. Lange war sie nicht mehr dort gewesen. Die Bäume standen jetzt in gelbem Laub, das unter den kurzen heftigen Windstößen zur Erde niederwehte.
    Fröstelnd ging Barbara Löwinger auf den Birkenhain zu. Auch in ihr war jetzt nach Martins Rückkehr die Erinnerung gegenwärtig. Sie hörte in Gedanken die Buben schreien, hörte den dumpfen Aufprall und sah An-derls weißes Gesicht.
    Noch einmal lief das ganze Geschehen vor ihrem geistigen Auge ab.
    Im Birkenhain angekommen, lehnte sie sich mit dem Rücken gegen einen Stamm. Dann schloss sie die Augen. Warum nur hatte der Herrgott eine solche sonderbare Fügung überhaupt zugelassen. Warum hatte er dieses Unglück passieren lassen? Auch auf diese Frage hatte die Wirtstochter in all den Jahren eine Antwort gesucht und doch nie gefunden.
    Sie hörte Schritte im dürren Laub. Doch sie wagte es nicht, ihre Augen zu öffnen. Ihr Herz schwankte zwischen Freude und Furcht.
    »Barbara, bist du das?«
    Sie öffnete ihre Augen.
    Er war es! Da stand er vor ihr. Jung, hübsch, groß und kräftig. Sein dunkles Haar glänzte im Licht der untergehenden Sonne. Seine Augen waren voller Traurigkeit und Freude zugleich. Noch nie hatte Barbara eine derart sonderbare Mischung in den Augen eines Menschen gesehen.
    »Ja, Martin, ich bin es«, sagte sie zögernd. Darm trat sie auf ihn zu. Sie streckte ihm beide Hände entgegen. »Willkommen in der Heimat«, sagte sie.
    »Das hast du sehr schön gesagt, Barbara.« Ein Lächeln flog über sein Gesicht. »Ich glaub dir, dass du es ehrlich meinst mit dem Willkommen. Leider gibt's einige, denen es nit so recht ist. Du weißt doch, dass ich damals nix dafür gekonnt hab. Einen Sündenbock haben sie aus mir gemacht. Barbara, verstehst du nit, dass ich nit länger der Sündenbock in Briggs sein mag?«
    Sie nickte und senkte dann den Kopf.
    »Das versteh ich, Martin. Wir

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