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Es begann in einer Winternacht

Es begann in einer Winternacht

Titel: Es begann in einer Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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bandagieren. Die Schusswunde heilte so schnell, dass sie sie nicht mehr mit Torfmoos auspolsterten, sondern sie nun nur noch mit einer dünnen Lage aus Leinen bedeckten, um sie sauber zu halten. Zwar verspürte Sebastian noch leichte Schmerzen und gelegentlich ein heftiges Stechen, aber er wusste, dass er in ein oder zwei Tagen die meisten seiner normalen Aktivitäten wieder würde aufnehmen können.
    Außer seiner liebsten natürlich, die ihm aufgrund seines höllischen Handels mit Evie noch immer verboten war.
    Weil das gesamte Vorderteil von Evies Kleid beim Bad durchnässt worden war, war sie weggegangen, um sich umzuziehen. Aus reiner Widerborstigkeit läutete Sebastian die silberne Glocke auf seinem Nachttisch ungefähr zwei Minuten, nachdem sie verschwunden war.
    Evie kam schnell ins Zimmer, nur mit einem Morgenrock bekleidet. „Was ist?“, fragte sie mit offensichtlicher Sorge. „Ist etwas passiert?“
    „Nein.“
    „Ist es deine Wunde? Tut sie weh?“
    „Nein.“
    Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich, sie blickte nicht mehr besorgt, sondern erleichtert. Sie trat an das Bett, nahm Sebastian sanft die Glocke aus der Hand und stellte sie wieder auf den Nachttisch. „Weißt du“, sagte sie im Plauderton, „der Klöppel der Klingel könnte entfernt werden, bis du lernst, sie vernünftiger einzusetzen.“
    „Ich habe geläutet, weil ich dich brauchte“, sagte Sebastian gereizt.
    „Ja?“, fragte sie mit unendlicher Geduld.
    „Die Vorhänge. Sie müssen weiter geöffnet werden.“
    „Und du konntest nicht darauf warten?“
    „Es ist zu dunkel hier drin. Ich brauche mehr Licht.“
    Evie ging zum Fenster hinüber, zog die Samtvorhänge weit auseinander und stand als Silhouette im plötzlich hereinfallenden Wintersonnenlicht. Mit ihrem gelösten Haar, dessen sanfte rote Locken beinahe bis zu ihrer Taille reichten, sah sie aus wie eine Figur in einem Gemälde von Tizian. „Sonst noch etwas?“
    „In meinem Wasser ist ein Staubkorn.“
    Evie kam barfuss zum Bett hinüber, nahm das halbvolle Trinkglas in die Hand und betrachtete es kritisch. „Ich kann nichts sehen.“
    „Es ist aber da drin“, sagte Sebastian mürrisch. „Müssen wir darüber streiten, oder bringst du mir ein sauberes Glas?“
    Mit erstaunlicher Selbstkontrolle verbiss Evie sich eine Bemerkung, ging hinüber zum Waschtisch, leerte das Glas in die Steingutschüssel und wusch es aus. Sie brachte das gefüllte Glas zurück, stellte es auf den Tisch und sah ihn erwartungsvoll an. „Ist das alles?“
    „Nein. Mein Verband ist zu eng. Und das lose Ende ist am Rücken befestigt. Ich kann es nicht erreichen.“
    Es schien, dass Evie, je mehr Ansprüche er stellte, nur umso aufreizend geduldiger wurde. Sie beugte sich über ihn, bat ihn leise, sich ein wenig umzudrehen, löste sanft die Bandage und befestigte die Enden neu. Die kurze Berührung ihrer Fingerspitzen auf seinem Rücken, so kühl und zart, ließ seinen Puls schneller schlagen. Eine ihrer widerspenstigen Locken glitt seidig über seine Schulter. Während er sich wieder auf den Rücken zurücklegte, kämpfte er gegen die verzweifelte Freude, die ihm ihre Nähe bereitete.
    Unglücklich betrachtete er ihr Gesicht … den wundervollen, geschwungenen Mund, die cremig-seidige Haut, die unwiderstehlichen Sprenkel ihrer Sommersprossen. Ihre Hand legte sich leicht auf seine Brust, über sein laut schlagendes Herz, und sie spielte mit dem Ehering an der Kette.
    „Nimm ihn ab“, murmelte er. „Das verdammte Ding stört mich. Er ist immer im Weg.“
    „Im Weg wobei?“, flüsterte Evie, die ihren Blick nicht von seinem abgewandten Profil löste.
    Sebastian konnte ihre Haut riechen, den Duft von warmer, sauberer Frau, und er bewegte sich unruhig auf der Matratze. All seine Sinne erwachten zum Leben. „Nimm ihn einfach ab, und leg ihn auf die Kommode“, brachte er schließlich nach einem ungleichmäßigen Atemzug heraus.
    Evie ignorierte seinen Befehl, setzte sich auf die Matratze und beugte sich über ihn, bis ihre Locken federleicht seine Brust berührten. Sein Körper blieb bewegungslos, aber er erbebte innerlich, als er fühlte, wie sie mit einem Finger über sein Kinn strich. „Ich habe dich ganz gut rasiert“, bemerkte sie und hörte sich sehr zufrieden mit sich an. „Ich habe vielleicht die eine oder andere Stelle nicht erwischt, aber wenigstens habe ich dir nicht das Gesicht zerschnitten. Es hat natürlich geholfen, dass du so still gelegen hast.“
    „Ich hatte viel zu

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