Es begann in einer Winternacht
flüsterte.
„Wir sollten das Polster und denVerband etwa zweimal am Tag wechseln, denke ich“, meinte Cam zu niemand bestimmtem, als er seine Hände mit Wasser und Seife wusch. „Wenn das Fieber bei Sonnenuntergang nicht besser geworden ist, verdoppeln wir die Dosis Wunderblume.“ Er bedeutete Evie, zu ihm zu kommen, und wusch ihr ebenfalls die Hände und Arme. „Es wird alles gut werden, Kleines“, sagte er. „Als der Earl die Wunde reinigte, sah sie nicht so schlimm aus, wie ich befürchtet hatte.“
Evie schüttelte müde den Kopf, während sie folgsam wie ein Kind vor ihm stand und sich die nassen Hände abtrocknen ließ. „Ich kann nicht zulassen, dass ich jetzt schon hoffe. Ich kann nicht zulassen, dass ich glaube …“
Ihre Stimme verklang, als der Boden unter ihren Füßen zu schwanken schien und sie sich in dem Versuch, ihre Balance wiederzufinden, hin und her taumelte. Cam griff schnell nach ihr und zog sie an seine harte Brust. „Du gehörst ins Bett“, erklärte er und trug sie zur Tür.
„Sebastian …“, murmelte sie.
„Wir kümmern uns um ihn, während du dich ausruhst.“
Sie hatte keine Wahl, denn ihr Körper hatte zu lange ohne Schlaf auskommen müssen und weigerte sich nun, ihr weiter zu gehorchen. Ihre letzte Erinnerung war, dass Cam sie auf ihr Bett legte, die Decken über sie zog und sie um sie herum feststeckte, als wäre sie ein kleines Mädchen. In dieser wohlig warmen Hülle fiel sie in einen tiefen, traumlosen Schlaf.
Evie wachte auf und sah das fröhliche Flackern einer kleinen Flamme. Eine Kerze stand auf dem Nachttisch.
Jemand saß auf ihrer Bettkante … Lillian … müde und zerzaust, das Haar locker im Nacken zusammengebunden.
Langsam setzte Evie sich auf und rieb sich die Augen. „Ist es schon Abend?“, fragte sie mit heiserer Stimme. „Ich muss den ganzen Nachmittag verschlafen haben.“
Lillian lächelte. „Du hast eineinhalb Tage geschlafen, Liebes. Westcliff und ich haben uns um St. Vincent gekümmert, während Mr. Rohan den Club geführt hat.“
Evie betastete mit der Zunge das pelzige Innere ihres Mundes und setzte sich aufrechter hin. Ihr Herz begann vor Angst laut zu schlagen, als sie mit den Worten kämpfte: „Sebastian … ist er …“
Lillian nahm Evies raue Hand in die ihre und fragte sie sanft: „Was willst du zuerst hören – die gute Nachricht oder die schlechte?“
Evie schüttelte den Kopf, unfähig zu sprechen. Sie starrte ihre Freundin aus großen Augen an. Ihre Lippen zitterten.
„Die gute Nachricht“, sagte Lillian, „ist, dass das Fieber gesunken und die Wunde nicht länger entzündet ist.“ Sie grinste, bevor sie hinzufügte: „Die schlechte Nachricht ist, dass du für den Rest deines Lebens mit ihm verheiratet sein wirst.“
Evie brach in Tränen aus. Sie legte die freie Hand über ihre Augen, ihre Schultern bebten vor Schluchzen. Vage fühlte sie, wie sich Lillians Finger fester um die ihren schlossen.
„Ja“, kam Lillians trockene Stimme. „Ich würde auch weinen, wenn er mein Ehemann wäre – wenn auch aus ganz anderen Gründen.“
Zwischen den Schluchzern musste Evie plötzlich befreit auflachen, und sie schüttelte den Kopf, die tränenvollen Augen noch immer bedeckt. „Ist er bei Bewusstsein? Hat er etwas gesagt?“
„Ja, er hat mehrfach nach dir gefragt und war sehr verärgert, als ich mich weigerte, dich zu wecken.“
Evie senkte die Hand und sah ihre Freundin an. „Ich bin mir sicher, dass er nicht u-undankbar erscheinen wollte“, sagte sie hastig. „Nach allem, was du getan hast…“
„Du musst ihn nicht entschuldigen“, sagte Lillian ironisch. „Ich kenne ihn recht gut. Darum kann ich auch immer noch nicht glauben, dass ihm jemand anderes wichtiger ist als er selbst … und vielleicht ein wenig – ein ganz klein wenig – du. Aber wenn er dich glücklich macht, muss ich ihn wohl ertragen.“ Sie rümpfte die Nase und suchte nach der Quelle eines unangenehmen Geruchs, bis sie einen Fleck auf ihrem Kleiderärmel entdeckte. „Igitt! Wie gut, dass meiner Familie eine eigene Seifenfabrik gehört, denn ich werde mindestens hundert Stück davon brauchen, um den Geruch dieser vermaledeiten Medizin zu entfernen.“
„Ich kann dir niemals genug danken, dass du dich um ihn gekümmert hast“, sagte Evie mit Nachdruck.
Lillian stand vom Bett auf, streckte sich und zuckte die Schultern. „Denk gar nicht weiter darüber nach“, kam ihre fröhliche Antwort. „Das war es wert, und sei
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