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Es begann in einer Winternacht

Es begann in einer Winternacht

Titel: Es begann in einer Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Schöpfer ihm schon die schlimmste Bestrafung auferlegt, die ein Körper ertragen kann.“

22. KAPITEL
    In den Stunden von Sebastians Abwesenheit beschäftigte Evie sich mit kleinen Aufgaben im Club: dem Sortieren von Geld und Quittungen und dem Erledigen der Korrespondenz. Schließlich kümmerte sie sich auch um den Stapel ungelesener, an Sebastian adressierter Briefe. Natürlich hatte sie der Versuchung nicht widerstehen können, einige zu öffnen. Sie waren gefüllt mit kokettem Unsinn und zweideutigen Anspielungen. Einige deuteten sogar an, Sebastian müsste seiner Braut unterdessen schon müde sein. Ihre Absicht war so offensichtlich, dass Evie sich tatsächlich für die Schreiberinnen schämte. Gleichzeitig erinnerten sie die Botschaften auch an Sebastians bewegte Vergangenheit: Noch vor wenigen Monaten hatte seine Hauptbeschäftigung darin bestanden, sich mit Spielen von amourösen Verfolgungen und Eroberungen zu unterhalten.
    Es war nicht leicht, so einem Mann zu vertrauen, ohne sich wie eine Närrin vorzukommen. Vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass Sebastian immer von anderen Frauen bewundert und begehrt werden würde. Aber Evie glaubte fest daran, dass Sebastian eine Chance verdiente, sich zu beweisen. Es lag in ihrer Macht, ihm einen Neuanfang zu ermöglichen – und wenn ihr Wagnis aufging, würde der Gewinn für sie beide unermesslich sein. Sie konnte stark genug sein, um das Risiko einzugehen, ihn zu lieben, Forderungen an ihn zu stellen und Erwartungen an ihn zu haben, die er manchmal schwierig zu erfüllen finden würde. Und Sebastian schien wie ein normaler Mann behandelt werden zu wollen – einfach jemanden zu haben, der hinter die Fassade seiner Schönheit blickte und mehr als erotische Kunststückchen von ihm verlangte. Nicht dass sie sein Aussehen und sein Können nicht zu schätzen wusste, wie Evie mit einem kleinen Lächeln dachte.
    Nachdem sie – durchaus mit einer gewissen Befriedigung – zugesehen hatte, wie die Briefe im Kamin zu Asche verbrannt waren, fühlte Evie sich schläfrig. Sie ging in das große Schlafzimmer, um einen kurzen Mittagsschlaf zu halten. Trotz ihrer Müdigkeit fiel es ihr schwer, sich zu entspannen, während sie sich um Sebastian Sorgen machte.
    Ihre Gedanken wirbelten herum, bis ihr übermüdetes Gehirn dem nutzlosen Treiben ein Ende bereitete und sie erschöpft einschlief.
    Als sie etwa eine Stunde später wieder aufwachte, saß Sebastian auf dem Bett neben ihr, eine Locke ihres glänzenden Haars lose zwischen seinen Fingern. Er betrachtete sie genau, seine Augen von der Farbe des Himmels bei Tagesanbruch. Sie setzte sich auf und lächelte ihn verlegen an.
    Sanft strich Sebastian ihr zerzaustes Haar zurück. „Du siehst wie ein kleines Mädchen aus, wenn du schläfst“, sagte er leise. „Wenn ich das sehe, möchte ich dich jede Minute beschützen.“
    „Hast du Bullard gefunden?“
    „Ja und nein. Sag mir erst, was du gemacht hast, während ich weg war.“
    „Ich habe Cam geholfen, Dinge im Büro zu sortieren. Und ich habe alle deine Briefe von den liebestollen Frauen verbrannt. Die Flammen waren so hoch, dass ich mich wundere, dass niemand die Feuerwehr gerufen hat.“
    Seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, aber sein Blick blieb aufmerksam. „Hast du welche von ihnen gelesen?“
    Evie hob eine Schulter in einem eleganten Zucken. „Ein paar. Es gab Anfragen, ob du deiner Frau schon müde geworden bist.“
    „Nein.“ Sebastian ließ eine Hand über ihren Oberschenkel gleiten. „Ich bin der zahllosen Abende von ewig gleichem Klatsch und lauwarmen Flirts müde. Ich bin der bedeutungslosen Abenteuer mit Frauen müde. Sie langweilen mich zu Tode. All diese Frauen sind mir ganz und gar unwichtig, weißt du. Die Einzige, die mir je etwas bedeutet hat, bist du.“
    „Ich mache ihnen keinen Vorwurf, wenn sie dich begehren“, sagte Evie und legte ihre Arme um seinen Hals. „Aber ich bin nicht bereit, dich zu teilen.“
    „Das musst du auch nicht.“ Er barg ihr Gesicht in seiner Hand und drückte ihr einen schnellen Kuss auf die Lippen.
    „Erzähl mir von Bullard“, drängte Evie ihn und hob ihre Hände, um seine Handgelenke zu streicheln.
    Sie blieb still, als Sebastian ihr von der Begegnung mit Clive Egan erzählte und den Enthüllungen über Joss Bullard und seine Mutter. Doch vor lauter Mitleid wurden Evies Augen ganz groß. Der arme Joss Bullard konnte nichts für seine Herkunft oder die lieblose Kindheit, die ihn so missgünstig

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