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Es begann in einer Winternacht

Es begann in einer Winternacht

Titel: Es begann in einer Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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gemacht hatte. „Wie seltsam“, murmelte sie. „Ich habe immer gehofft, mir sogar gewünscht, dass Cam mein Bruder sei, aber ich habe nie einen Gedanken an die Möglichkeit verschwendet, dass Joss Bullard es sein könnte.“
    Bullard hatte sich immer so unzugänglich und feindselig verhalten … und doch, wie sehr war das Ivo Jenners Zurückweisung geschuldet? Sich ungewollt zu fühlen, als schamvolles Geheimnis von dem Mann behandelt zu werden, der sein wahrer Vater sein könnte … das würde sicher jeden bitter machen.
    „Wir sind ins Krankenhaus nach Tottenham gefahren“, fuhr Sebastian fort, „und haben zur Abteilung für unheilbar Kranke Zutritt bekommen. Es war ein schrecklicher Ort, und sie brauchen dringend Geld. Da waren Frauen und Kinder, die …“ Bei der Erinnerung daran brach er mit einer leichten Grimasse ab. „Ich möchte es dir lieber nicht beschreiben. Aber ein Verwalter hat uns gesagt, dass Bullard im letzten Stadium der Syphilis eingewiesen worden ist.“
    „Ich will ihm helfen“, sagte Evie entschlossen. „Wir können wenigstens dafür sorgen, dass er in ein besseres Krankenhaus kommt.“
    „Nein, Liebste.“ Sebastian fuhr mit seinen Fingerspitzen über die feinen Knochen ihrer Hand. „Er ist vor zwei Tagen gestorben. Sie haben uns das Grab gezeigt, wo er mit zwei anderen Patienten zusammen beerdigt worden ist.“
    Evie blickte zur Seite, während sie darüber nachdachte. Sie war überrascht, weil ihr die Augen feucht wurden und ihre Kehle sich zuschnürte. „Der arme Junge“, sagte sie mit belegter Stimme. „Er tut mir so leid.“
    „Mir nicht“, sagte Sebastian hart. „Wenn er ohne die Liebe seiner Eltern aufwuchs, erging es ihm nur so wie zahllosen anderen Menschen, die allein ihren Weg in der Welt finden müssen. Er hatte es leichter als Rohan, dessen Zigeunerblut ihn noch zahllosen Vorurteilen aussetzt. Weine nicht, Evie. Bullard ist keine einzige Träne wert.“
    Evie atmete mit einem stockenden Seufzer ein. „Es tut mir leid. Ich wollte nicht sentimental werden. Die letzten Wochen waren nur so anstrengend, dass meine Gefühle ständig drohen, die Oberhand zu gewinnen. Ich kann mich einfach nicht angemessen kontrollieren.“
    Er zog sie an seinen warmen Körper, seine harten Muskeln stützten sie, seine Stimme strich durch ihr Haar. „Evie, Liebling, entschuldige dich nicht für deine Gefühle. Du bist durch die Hölle gegangen. Und nur ein herzloser Kerl wie ich weiß, wie viel Mut es kostet, über die eigenen Gefühle die Wahrheit zu sagen.“
    Evies Stimme kam gedämpft von seiner Schulter. „Du bist nicht herzlos.“ Sie seufzte unsicher. „Vielleicht ist es schlecht von mir, aber auch wenn mir Mr. Bullard leidtut, bin ich doch erleichtert, dass er tot ist. Denn seinetwegen habe ich dich beinahe verloren.“
    Sein Mund suchte durch die losen Locken ihres Haars, bis Sebastian den zarten Rand ihres Ohrs gefunden hatte.
    „So viel Glück hast du nicht.“
    „Nicht“, sagte Evie, die über den kleinen Scherz nicht lachen konnte. Sie lehnte den Kopf zurück, um ihn anzusehen, während er die Arme fester um sie schloss. „Es ist nicht etwas, über das man scherzen sollte. Ich …“
    Ihre Stimme schwankte, als sie sich zwang weiterzureden. „Ich glaube nicht, dass ich noch ohne dich leben könnte.“
    Sebastian strich sanft über ihren Kopf, zog sie an seine Schulter, und mit einem leisen Stöhnen presste er für einen Moment sein Gesicht in ihr Haar. „Ah, Evie“, hörte sie ihn leise sagen. „Ich muss wohl doch ein Herz haben … denn gerade jetzt tut es weh wie der Teufel.“
    „Nur dein Herz?“, fragte sie freimütig und brachte ihn zum Lachen.
    Er legte sie aufs Bett, und seine Augen funkelten verwegen. „Auch noch ein paar andere Körperteile“, gab er zu.
    „Und als mein Eheweib ist es deine Pflicht, all meine Schmerzen zu lindern.“
    Sie hob die Arme und zog ihn zu sich herab.
    Ohne etwas von den persönlichen Angelegenheiten des Besitzers oder der Angestellten zu ahnen, fuhren die Clubmitglieder fort, jede Nacht in den Club zu strömen. Erst recht, nachdem Sebastian bekannt werden ließ, dass es keine freien Mitgliedschaften mehr gab, da er das Limit auf zweitausendfünfhundert festgesetzt hatte. Die, die jetzt noch Mitglied zu werden wünschten, mussten sich auf eine Warteliste setzen lassen und hoffen, dass bald wieder ein Platz frei würde.
    Die seltsame Verbindung eines mittellosen Viscounts und eines heruntergekommenen Spielclubs hatte

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