Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Es begann in einer Winternacht

Es begann in einer Winternacht

Titel: Es begann in einer Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
Vom Netzwerk:
dich besser vom Club fern“, murmelte Cam. „Wenn St. Vincent dich in die Finger bekommt…“
    „St. Vincent kann in der Hölle verrotten“, grunzte Bullard und schlug hastig nach ihm.
    Cam wich dem harten Bogen des Schlags in einem überraschten Reflex aus und zog sich einige Schritte auf den Hof zurück. Seine Augen verengten sich, als er sah, wie sich der andere Mann umdrehte und floh.
    Seine Aufmerksamkeit wurde von dem nervösen Schnauben eines Pferdes erregt, das neben ihm an einen Pfosten gebunden dastand. Cam streckte seine Hand aus und streichelte sanft den seidenglatten Hals des Braunen. Die goldenen Ringe an seinen Fingern glänzten im Nachmittagslicht. „Er war ein törichter Mann“, erklärte Cam dem Pferd mild, während er das Tier mit seiner Stimme und seiner Berührung beruhigte. Ein Seufzen entschlüpfte ihm, als ihm noch etwas anderes einfiel. „Jenner hat ihm etwas hinterlassen … und ich habe versprochen, mich darum zu kümmern, dass er es erhält. Wie soll ich das jetzt wohl machen?“
    Sebastian zog Evie hinter sich her in den Club, wo die Stille nach dem Aufruhr draußen umso auffälliger war. Sie musste sich Mühe geben, um mit seinen langen Schritten mithalten zu können. Als sie die Bibliothek im Erdgeschoss erreichten, ging ihr Atem entsprechend schnell. Die eingebauten Regale aus Mahagoni waren mit ledergebundenen Büchern gefüllt. Außerdem befanden sich eine Vielzahl von Zeitungen und Magazinen auf raffiniert konstruierten, beweglichen Holzhaltern an den Wänden. Sebastian schob Evie in den Raum und schloss die Tür hinter ihnen mit einem lauten Knall.
    „Bist du verletzt?“, fragte er rau.
    „Nein.“ Evie versuchte, die nächsten Worte zurückzuhalten, aber sie brachen in einem Schwall von Unmut aus ihr heraus. „Warum bist du so lange weg gewesen? Ich habe dich gebraucht, und du warst nicht da!“
    „Du hattest dreißig Angestellte, die dich beschützen konnten. Warum bist du überhaupt nach unten gegangen? Du hättest oben bleiben sollen, bis du sicher warst, wer dort unten auf dich wartete.“
    „Mr. Bullard hat mir gesagt, Annabelle Hunt sei gekommen. Und als ich sah, dass es mein Onkel war, wollte Bullard mich nicht zurück in den Club lassen. Er hat mich meinem Onkel direkt in die Arme geschubst.“
    „Mein Gott.“ Sebastians Augen wurden groß. „Ich werde ihn ausweiden, diesen Abschaum aus der Gosse …“
    „Und während all das passierte“, fuhr Evie zornig fort, „warst du im Bett mit einer Prostituierten!“ Sobald die Worte ihre Lippen verließen, wurde ihr klar, dass genau da der eigentliche wunde Punkt lag … mehr als Bullards Verrat oder der Angriff ihrer Onkel ärgerte und verletzte es sie, wie schnell er sie mit einer anderen Frau betrogen hatte.
    Sebastian musterte sie mit aufmerksamem Blick. „Das war ich nicht.“
    „Lüg mich nicht an“, sagte Evie, während ihrer beider Wut zwischen ihnen in der Luft schwelte. „Ich weiß, dass es so war.“
    „Warum bist du dir so verdammt sicher?“
    „Weil du über zwei Stunden bei Madame Bradshaw warst!“
    „Ich habe geschäftlich mit ihr geredet. Geredet, Evie! Wenn du das nicht glaubst, dann kannst du meinetwegen zur Hölle gehen. Denn wenn ich mich tatsächlich mit jemandem vergnügt hätte, kann ich dir garantieren, dass ich jetzt entspannter wäre.“
    Evie starrte Sebastian in die Augen, die hart wie ein zugefrorener See glänzten, und fühlte, wie ihre Empörung abebbte. Sie hatte keine Wahl, als ihm zu glauben – seine verletzte Wut war offensichtlich.
    „Oh“, murmelte sie.
    „ Oh? Ist das alles, was du dazu zu sagen hast?“
    „Ich denke … ich denke, dass ich nicht voreilige Schlüsse hätte ziehen sollen. Aber nach allem, was ich von deiner Vergangenheit weiß … habe ich angenommen …“
    Ihre wenig überzeugenden Versuche, sich zu entschuldigen, schienen die letzten Reste von Sebastians Selbstkontrolle zu zerstören. „Nun, deine Annahmen waren falsch! Falls du es noch nicht bemerkt haben solltest, ich war hier jede Minute des Tages beschäftigt wie der Teufel auf der Jagd nach der armen Seele. Ich habe verdammt noch einmal keine Zeit für ein Schäferstündchen. Und wenn ich sie hätte …“ Er hielt abrupt inne. Alle Ähnlichkeit mit dem eleganten Viscount, den Evie einst aus der Ferne in Lord Westcliffs Salon gesehen hatte, war verschwunden. Er war zerrauft, zerschrammt und wütend, sein Atem ging heftig und unregelmäßig. „Wenn ich sie hätte …“ Er

Weitere Kostenlose Bücher