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Es bleibt natürlich unter uns

Es bleibt natürlich unter uns

Titel: Es bleibt natürlich unter uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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glänzend, schimmerten dicht vor seinem Blick und ihre Lippen suchten seinen Mund, und plötzlich zog sie seinen Kopf zu sich nieder und saugte sich in einem endlosen, wilden Kuß an seinen Lippen fest. Im ersten Moment hatte er tatsächlich die Absicht, sie zurückzustoßen. Wen, zum Teufel, küßte sie in ihm?! Aber dann schmolz sein Widerstand in ihrer Glut und er erwiderte ihren Kuß mit dem heißen Hunger, den er nach ihren Lippen wochenlang herumgetragen hatte.
    „Du bist sehr zart und sehr lieb…“, flüsterte sie und glitt mit den Fingern über sein Haar.
    „Wen küßt du?“ fragte er leise, „mich oder...?“
    „Oh, bitte, schweig doch...“, sagte sie und schloß die Augen, „ich habe mich so sehr nach Zärtlichkeit gesehnt…“
    „Nicht nach meinen Küssen...“sagte er gepreßt. Er empfand seltsamerweise keinen Zorn; was er fühlte, waren Schmerz, Trauer und Enttäuschung. Es war, als hätten ihre Küsse seine Gefühle für sie nicht entflammt, sondern erstickt. Er ahnte, wie es um sie stand; daß sie einsam und enttäuscht war, — und er kam sich ein wenig lächerlich vor, daß er ihr gegenüber nicht so reagierte, wie er jeder anderen Frau gegenüber reagiert hätte, nämlich mit zorniger Eifersucht... Daß er sie noch immer in den Armen hielt, ihre Schultern streichelte und in seinem Herzen für sie fast ein Gefühl des Verständnisses und des Mitleids aufbrachte.
    „Ist es sehr schlimm?“
    Lieber Gott, und jetzt weinte sie auch noch! Er spürte ihre Tränen kühl und naß an seiner Wange und schmeckte Salz auf seinen Lippen.
    „Nanananananana!“ machte er und suchte nach seinem Taschentuch, um ihre Wangen zu trocknen. „Was haben Sie, Jo? Weshalb weinen Sie, kleines Mädchen? Will er von Ihnen nichts mehr wissen, wie? Sprechen Sie sich ruhig aus. — Ich komme mir im Augenblick vor, als ob ich Siebzig wäre, wunschlos und weise. — Ich müßte Sie eigentlich verprügeln, mein Fräulein. Und ich wundere mich über mich selbst, daß ich es nicht tue. Sie hätten sich einen anderen Burschen als gerade mich zum Ersatz aussuchen sollen. Ersatzmann — das ist eine Rolle, die ich verdammt ungern spiele. Aber Sie sehen, ich bin Ihnen nicht böse. Und nun hören Sie endlich mit dem Geheul auf! Und Sie sollen mich auch nicht mehr küssen, hören Sie! Sonst könnte es doch noch passieren, daß ich Ihnen den reizenden Hintern versohle...“
    Er hatte sein Taschentuch gefunden und tupfte ihr das Gesicht und die Augen ab und rieb sich selber Stirn und Wangen trocken.
    „Gib mir dein Taschentuch...“ , bat sie leise schluchzend und putzte sich die Nase. Er ließ ihr Zeit, sich zu beruhigen, und nahm den Arm auch nicht von ihrer Schulter.
    „Du brauchst mir natürlich nichts zu erzählen. Es war nur so ein Vorschlag. Manchmal braucht man jemand, mit dem man sich aussprechen kann...“ Er fühlte, daß sie sich beruhigte; sie atmete gleichmäßiger, und ihre Schulter lag still in seinem Arm.
    „Danke…“, sagte sie fast unhörbar.
    „Unsinn...“, murmelte er.
    Sie krümmte sich ein wenig zusammen und kreuzte die Arme über der Brust. Es war, als fröstelte es sie, und er zog den Mantel enger um ihre Schultern.
    „Ich bekomme ein Kind“, sagte sie plötzlich leise.
    Was er auch immer erwartet haben mochte, auf diesen Schlag war er nicht gefaßt gewesen. Er beugte sich vor, als traue er seinen Ohren nicht. „Lieber Gott im Himmel!“ rief er bestürzt, „na und? und? und!? — Verdammt noch einmal, laß dir doch nicht jedes Wort einzeln aus den Zähnen ziehen!“ — Er fuhr sich mit allen zehn Fingern durch die Haare. — „Entschuldige schon! Das klang nicht sehr liebenswürdig, aber das kam ja nun auch reichlich überraschend, wie? Also du bekommst ein Kind...“ Er spürte, daß sich auf seiner Stirn Schweiß bildete und daß seine Kehle trocken wurde. Er hüstelte spröde: „Aber weshalb soll das nun eigentlich so schlimm sein? Es war natürlich eine Überraschung für mich, ja — aber die Tatsache an sich ist doch eher erfreulich als aufregend, nicht wahr? Schließlich hat dieses Kind, das du erwartest, ja einen Vater... Und daß eine Hochzeit mal ein wenig zu spät angesetzt wird oder daß ein Baby ein wenig zu früh auf die Welt kommt... nun ja, das ist ja nun wahrhaftig nicht gerade erschütternd, oder?“
    Seine künstliche Munterkeit ging ihm selber auf die Nerven, aber er empfand sein Geschwätz wie einen Rettungsring.
    „Na also! Und die alten Weiber, die nur neun Finger an

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