Es bleibt natürlich unter uns
den Händen haben, können dir doch im Mondschein begegnen. Ist es nicht so? Oder sag einmal, hast du etwa mit dem Papa von dem kleinen Otto Schwierigkeiten, he?“ — Er grinste flüchtig: „Weißt du, als meine Schwester ihr erstes Kind bekam, da hieß es immer, wenn ich mich nach all dem Zeug erkundigte, das meine Mutter häkelte und strickte, das sei für Otto bestimmt. Ich war damals noch ziemlich dämlich. Aber seitdem ist bei uns in der Familie alles, was unterwegs ist, ob es nun ein Paket oder ein Besuch oder ein Kind ist, einfach Otto...“
Er sah sie fragend an.
„Eigentlich nicht…“, antwortete sie ein wenig zögernd.
„Was heißt das — eigentlich nicht?“
„Ich meine, ich habe mit ihm keine Schwierigkeiten, aber er mit meinen Eltern. Er will mich ja schon seit langer Zeit heiraten. Und er war auch bei meinem Vater...“
„Wie heißt der Mann?“
„Fred van Dorn...“
„Teufel ja!“ entfuhr es ihm, „wie vom Film! Verzeihung... es rutschte mir nur so heraus. Aber wie ging die Geschichte weiter? Herr van Dorn war also bei deinem Vater.., Sagte er ihm, daß du ein Kind erwartest?“
„Nein, denn ich hatte ihn darum gebeten.“
„Ich nehme an, daß die Unterredung für Herrn van Dorn nicht günstig auslief, wie?“
Sie zögerte ein wenig: „Nicht nur das, — es kam zu einer ziemlich heftigen Szene, — mein Vater ist ein wenig jähzornig...“
„Mit einem Wort: er schmiß Herrn van Dorn hinaus, ja?“
Sie nickte stumm und bedrückt.
„Ich möchte klarsehen!“ sagte er; „und außerdem kenne ich peinlichere Situationen. Also los! Was hat dein Vater gegen den Mann?“
„Als er merkte, daß sich zwischen uns etwas anspann...“
„Eine Zwischenfrage: wie lange kennst du ihn?“
„Seit etwa eineinhalb Jahren...“
„Weiter im Text: als dein Vater also merkte, daß sich zwischen euch etwas anspann, was geschah da?“
„Er zog durch eine Auskunftei Erkundigungen über ihn ein“, antwortete sie, und es war ihr anzumerken, daß sie dieses Mißtrauen noch heute empörte.
„Und das hat dir nicht gepaßt, wie? — Nun, ich finde es ganz in der Ordnung. Wenn ich eine Tochter hätte und sie einem Mann geben sollte, den ich nicht kenne, würde ich es wahrscheinlich genau so wie dein Vater machen. Ihm als Geschäftsmann liegt das wohl noch näher als mir. Und ich möchte wetten — aber das ist ja nicht schwer zu erraten — daß die Auskunft nicht sehr günstig ausfiel...“
„Mein Gott, jeder Mensch kann mal eine Dummheit machen!“
„Selbstverständlich — nur — ich fürchte, daß dein Vater für das, was du eine Dummheit nennst, eine andere Bezeichnung hat.“
Er spürte, wie sie emporfuhr: „Natürlich! In diesem Nest haben ja die Wände Ohren! Weshalb fragst du eigentlich noch, wenn du es längst weißt!“ Ihre Augen hatten sich so sehr an die Dunkelheit gewöhnt, daß sie einander deutlich zu erkennen vermochten.
Er schüttelte den Kopf: „Du täuschst dich wirklich, ich bin völlig ahnungslos. Ich höre den Namen deines — Freundes — zum erstenmal. Und ich weiß von den Vorgängen in eurem Hause nichts, absolut nichts! Wenn du einen anderen Eindruck hast, dann liegt das eben daran, daß ich ein unheimlich intelligenter Bursche bin.“
Sie rieb sich an seiner Schulter und legte die Stirn an seine Wange: „Könntest du nicht ein wenig netter zu mir sein...?“
„Laß das“, knurrte er, „das ist vorbei! Jetzt reden wir erst einmal weiter!“
„Du hältst mich für ein Luder, nicht wahr? Ich kriege ein Kind, und liebe einen anderen, und lasse mich von dir küssen, und möchte am liebsten die ganze Nacht bei dir bleiben und von dir geküßt und gewärmt werden...“ Die Tränen begannen sie wieder zu stoßen.
„Quatsch!“ unterbrach er sie grob, „du bist kein Luder, rede dir nur nichts ein. Du bist irgendwie festgefahren und weißt nicht weiter, das ist alles. Und jetzt brauchst du einen guten alten Onkel, der das Schiffchen wieder flott macht...“ Er lachte böse durch die Nase, als hielte er es für einen unpassenden Witz, daß gerade er dazu ausersehen war, diese Onkelrolle zu spielen. Dabei spürte er das Herz im Halse, wenn er daran dachte, wie leicht es sein würde, ihre Furcht vor der Zukunft und ihr Bedürfnis nach Schutz und Wärme auszunutzen.
„Also deine Eltern wissen nichts davon, daß du — hm...“
„Nein, sie ahnen es nicht.“
„Verzeih die Frage... seit wann weißt du es?“
„Noch nicht lange...“, antwortete sie
Weitere Kostenlose Bücher