Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Es bleibt natürlich unter uns

Es bleibt natürlich unter uns

Titel: Es bleibt natürlich unter uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
Vom Netzwerk:
hältst.“
    „Wenn ich ihn jemals für einen Hochstapler gehalten hätte, dann brauchte ich mir heute keine Sorgen zu machen! Ich bin nämlich nicht so leichtsinnig, wie ich dir erscheinen muß!“
    „Verzeih, so habe ich es nicht gemeint“, sagte er ein wenig betreten; „ich zweifle nicht einen Augenblick an deiner Liebe für ihn. Aber ich zweifle an der Aufrichtigkeit seiner Gefühle für dich. Du sagtest vorher, er hätte sich wochenlang nicht mehr bei dir gemeldet...“
    „Nach der Szene, die ihm mein Vater gemacht hat, finde ich das nicht allzu seltsam!“
    „Dann wird dir nichts anderes übrigbleiben, als deinen Eltern die Wahrheit zu sagen. Vielleicht zunächst einmal deiner Mutter...“
    „Nie!“ sagte sie wild, „nie im Leben!“
    „Wie alt bist du?“
    „Dreiundzwanzig... Weshalb willst du es wissen?“
    „Du bist volljährig. — Was hindert dich eigentlich, zu Herrn van Dorn zu fahren und die Geschichte vor dem Standesamt in Ordnung zu bringen?“
    „Das würde den Bruch mit meinen Eltern bedeuten.“
    „In der Bibel steht geschrieben, daß das Weib Eltern und Geschwister verlassen soll und so weiter und so weiter, na, das hast du ja auch mal im Katechismus gelernt. — Vielleicht würde es einen Knacks geben, — aber meinst du nicht, daß sich die Sache eines Tages wieder einrenken würde? Die Zeiten der unversöhnt liehen Väter sind doch vorbei. Diese alten Eisenschädel gab es in Wirklichkeit auch niemals, sie spukten nur in den Stücken von Hermann Sudermann auf der Bühne herum...“
    „Ich würde es ja auch auf mich nehmen“, sagte sie gequält, „aber er will es nicht haben.“
    „Was will Herr van Dorn nicht haben?“
    „Daß ich von daheim durchbrenne.“
    „An und für sich ein lobenswerter Zug von dem Herrn“, murmelte er, „aber es wird dir unter den gegebenen Umständen wohl nichts anderes übrigbleiben.“
    „Er schrieb in seinem letzten Brief, er sei von meinem Vater so schwer beleidigt worden, daß er es sich nicht leisten könne, die Ungerechtigkeiten, die ihm mein Vater angetan habe, mit einer Handlung zu erwidern, die meinen Vater mit seiner schlechten Meinung über ihn ins Recht setzen würden...“
    „Ziemlich kompliziert!“ stellte er fest; „immerhin, es klingt nicht übel. Aber was will er nun eigentlich?“
    „Er will, daß mein Vater sich bei ihm entschuldigt und zu unserer Hochzeit seine Zustimmung gibt.“
    „Wem schrieb er das? Dir oder deinem Vater?“
    „Meinem Vater...“
    „Und was schrieb er dir?“
    „Daß sich in seiner Stellung zu mir nichts geändert habe und daß sich auch in Zukunft nichts ändern werde. Daß er zu mir halte und mich nie im Stich lassen werde...“
    „Aber? Zum Teufel, denn da ist doch ein Aber dabei, wie?“
    „...daß er aber eine Versöhnung mit meinem Vater und dessen Einwilligung zu unserer Ehe voraussetzen müsse. — Schließlich kann er es sich bei seinen ziemlich ungesicherten Verhältnissen nicht leisten, die Verantwortung für meine Zukunft und für mein Schicksal mit zu übernehmen...“
    „Halt! halt!“ unterbrach er sie mit einer Handbewegung, als stoppe er einen Wagen auf der Autobahn, „dieser letzte Satz, — war das dein Kommentar oder stand das in seinem Brief?“
    „Das stand in seinem Brief. Dem Sinne nach natürlich...“
    „Daß er es sich bei seinen ungesicherten Einkommensverhältnissen nicht erlauben könne, die Verantwortung für deine Zukunft zu übernehmen... So war es doch, nicht wahr?“ Er schnippte den Rest seiner Zigarette in hohem Bogen fort, die Glut zerstäubte an den Büschen zu einem Funkenregen und verzischte im feuchten Ufergras. „Was soll das nun wieder heißen? Du erzähltest mir doch, daß er ziemlich üppig lebt...“
    „Nun ja, hin und wieder einmal, wenn wir uns in München trafen und miteinander ausgingen, ins Theater und hinterher in irgendeine Weinstube zum Essen...“
    „Wer zahlte die Rechnung?“
    „Er!“ antwortete sie laut und heftig; nach seinem Gefühl ein wenig zu laut und auch zu heftig.
    „Kein Grund zur Aufregung!“ meinte er gleichmütig; „jedenfalls beginne ich, ziemlich klar zu sehen. — Sag einmal, Jo, wie groß ist eigentlich das Vermögen, das du einmal in eine Ehe mitbringst? Vorausgesetzt natürlich, daß dein Vater mit dieser Ehe einverstanden ist.. f
    Sie fuhr zurück, als hätte er ihr einen Schlag versetzt.
    „Du bist gemein! Du bist genau so gemein wie die andern!“
    „Wie wer?! Wie dein Vater, nicht wahr? Wie deine

Weitere Kostenlose Bücher