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Es bleibt natürlich unter uns

Es bleibt natürlich unter uns

Titel: Es bleibt natürlich unter uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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Mutter, wie dein Bruder und wer die anderen sonst noch sein mögen, die dir auszureden versucht haben, Herrn Fred van Dorn zu heiraten.“
    — Er streifte den Ärmel seiner Jacke zurück und starrte auf die schwach phosphoreszierenden Zeiger seiner Armbanduhr: „Da schau her! Es geht auf halb eins. Aus unserm Spaziergang ist eine lange und ziemlich aufregende Sitzung geworden. Ich werde dich jetzt heimbringen. Falls du dich von solch einem gemeinen Menschen wie mir überhaupt noch begleiten läßt...“ Er machte Anstalten, sich zu erheben, aber sie umklammerte seine Schultern und hielt ihn fest.
    „Bitte! Bleib noch, ich habe doch niemand, mit dem ich sprechen kann — außer dir...“
    „Weiß der Teufel“, knurrte er, „aber ich fühle mich für diese Onkelrolle nicht alt genug! Ich bin Partei! Verstehst du? Ich möchte dir am liebsten den Kragen umdrehn...“
    „So tu es doch!“ schluchzte sie.
    „Das könnte dir so passen!“ murrte er finster, „dann wärest du deine Sorgen billig los, nicht wahr? — Aber du würdest die Nase ja gar nicht so tief hängenlassen, wenn du innerlich nicht längst eingesehen hättest, daß dein Vater vollkommen recht daran tat, als er diesen Burschen hinausfeuerte. Ich will nicht behaupten, daß er ein Hochstapler ist, dazu kenne ich ihn zu wenig. Und ich will auch nicht behaupten, daß er dich nicht gern sieht. Dazu bist du ein viel zu leckeres Mädchen. Das habe ich bei unserer ersten Begegnung festgestellt, und das ist kein Kompliment, sondern eine klare und nüchterne Feststellung. Und ich nehme es Herrn van Dorn auch nicht übel, daß er sich mit dir ein Mädchen ausgesucht hat, das etwas in die Ehe mitbringt. Lieber Gott, Reichtum schändet nicht und Armut macht nicht glücklich. Aber daß dieser Bursche in dem Moment, in dem es darauf ankommt, geradezustehen, Bedingungen stellt und nach dem Geld schielt und dich im Stich läßt, — dafür verdient er einen Tritt in den Hintern! Von dir zuerst und dann von allen, die es angeht. Oder bist du anderer Meinung?“
    Sie saß zusammengekrümmt neben ihm und gab ihm keine Antwort. Er wartete eine kleine Weile und nickte ihr dann zu.
    „Na also!“ sagte er, „dann sind wir ja einer Ansicht!“
    „Aber ich habe ihn geliebt!“ sagte sie heftig. Er wußte, weshalb sie es sagte.
    „Natürlich! Ich habe auch nie angenommen, daß du ihn nicht geliebt hast — oder nicht in ihn verschossen warst. Ich kenne das, mein Herzchen. Das packt einen wie eine Krankheit..
    „Und dazu noch Aldenberg! Die Männer hier...“
    „Hör mir damit auf!“ fuhr er sie an, „das ist keine Ausrede! Nein, das durfte nicht kommen! Das ist keine Entschuldigung dafür, daß du auf einen Großstadtstenzen geflogen bist, nur, weil er Schnauze hatte und weil er seine Krawatten ein bißchen flotter zu binden verstand als die Burschen hier. Aber so seid ihr Weiber! Wenn einer wie James Mason aussieht, dann wackeln euch die Knie. Und wenn er euch mal drei Nelken kauft, was einem jungen Mann von Aldenberg nie im Traum einfiele, weil er euch für das gute Geld lieber mit einer Kalbshaxe füttert, dann seid ihr vollends weg und hin. Oder ist es vielleicht nicht so, he?“
    Sie gab ihm keine Antwort. Sie schnupfte nur. Und er holte sein Taschentuch hervor und putzte ihr die Nase: „Los, los, ordentlich!“ ermunterte er sie, „damit diese Schnüffelei mal aufhört!“
    „Du hast einen Ton an dir...“
    „Der Ton ist genau meiner Rolle angemessen!“ sagte er grimmig. „Niemals weich werden! Oder glaubst du, mein Herzchen, ich bin mit Holzwolle ausgestopft? Was denkst du dir eigentlich? — Da sitzt man nun mit dem Mädl, von dem man geträumt hat, wie in einer Muschel drin — und was ist? — Ich will es lieber nicht aussprechen...“
    „Du könntest ruhig ein wenig netter zu mir sein…“
    „Mir sitzt ein Dorn im Magen! Der muß erst gezogen werden!“
    Sie erstarrte an seiner Seite.
    „Diesen bösen Witz hättest du dir ersparen können, — findest du nicht auch?“
    „Nein!“ sagte er laut, „er mußte raus! Ich kann aus meinem Herzen keine Mördergrube machen. — Es ist eine Nacht der Geständnisse. Also laß auch mich gestehen, daß ich verrückt nach dir war. Es war so etwas wie Liebe auf den ersten Blick. Ich habe dich täglich zu sehen oder zu treffen gehofft. Und dann sah ich dein Bild beim Photo-Volkommer — und habe es geklaut. Jawohl, mitsamt dem Rahmen. Aber ich werde es bei passender Gelegenheit wieder an seinen Platz

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