Es bleibt natürlich unter uns
sammeln, um einen neuen Anlauf zu finden.
„Sie dürfen mir glauben, daß ich mich Ihrer Tochter nicht genähert habe, weil sie aus einem vermögenden Hause stammt. Ich hatte zunächst überhaupt keine Absichten. Aber als ich dann bemerkte, daß ich ihr nicht gleichgültig war, nun, da dachte ich, daß es eine unverzeihliche Dummheit wäre, diese Chance nicht auszunutzen, bei der sich — sagen wir einmal — das Angenehme mit dem Nützlichen so vorteilhaft verband. Ja, ich bin ganz ehrlich...“
Er machte eine kleine Pause, griff mit der rechten Hand tastend hinter sich, als suche er nach der Lehne eines Stuhls, um daran einen Halt oder einen Ruhepunkt für seine nervösen Finger zu finden, griff aber ins Leere und preßte die Hände wieder zusammen.
„Nun ja, so bewarb ich mich, als ich mir der Zuneigung Ihrer Tochter sicher zu sein glaubte, bei Ihnen um Johannas Hand — und erfuhr jene Absage. Ich hatte es erwartet, daß Sie über mich Erkundigungen einziehen würden. Aber ich hatte nicht den Mut, dem Resultat Ihrer Erkundigung durch eine offene Erklärung zuvorzukommen. Vielleicht hatte ich auch gehofft, bei Ihnen auf Verständnis dafür zu stoßen, daß ein Mann in einer verzweifelten Situation verzweifelte Dinge begehen kann. Immerhin lagen zwischen jenen Vorkommnissen und meiner Bewerbung sieben Jahre eines einwandfreien Lebens. Aber ich weiß, so etwas klebt an einem wie Pech...“
Herr Klapfenberg war im Begriff, etwas zu sagen, aber dann preßte er die Lippen so fest zusammen, daß die Muskeln sich wie kleine Polster an den Mundwinkeln aufwölbten.
„Es fällt mir nicht leicht, weiter zu sprechen. — Ich trug nach jener Auseinandersetzung, in deren Verlauf Sie mir Ihr Haus verboten, einen furchtbaren Zorn mit mir herum. Und ich schwor mir, mich an Ihnen zu rächen. Ich wollte Sie zwingen, mir Ihre Tochter zu geben...“
„Ich verstehe, was Sie damit sagen wollen...“ Johannas Vater brachte das Kunststück fertig, mit fast geschlossenem Mund zu sprechen. Die linke Hälfte seines Gesichts war schneeweiß, während ein Fleck von der Größe eines Buchenblattes auf der rechten Wange unterhalb des Auges rot brannte.
„Ja, ich habe Sie besinnungslos gehaßt!“ sagte Herr van Dorn mit auf flammender Wildheit; „ich war Ihnen als Mann für Ihre
Tochter nicht gut genug, und nicht gut genug dafür, um Ihr Haus zu betreten... Nun, es gab einen Weg, um Sie klein zu machen und zu zwingen, mich in das Haus aufzunehmen, aus dem Sie mich hinausgeworfen hatten...“
Er trat einen kleinen Schritt auf Johannas Vater zu und preßte beide Hände gegen die Brust, und das Zucken seiner Lippen war gewiß keine Schauspielkunst: „Ich bereue das, was ich Ihnen antun wollte und was ich Johanna angetan habe! Ich bereue es tief! Und ich möchte Johanna helfen, wenn es noch von meiner Seite irgendeine Hilfe für sie geben kann. Ich verspreche Ihnen, daß ich wie ein Pferd arbeiten werde, um Johanna ein anständiges Leben zu verschaffen. Ich verspreche Ihnen feierlich, daß ich alles tun werde, um an ihr und an Ihnen und Ihrer Familie alles gutzumachen, was ich schlecht gemacht habe. Geben Sie mir, wenn es noch nicht zu spät ist, Johannas Adresse! Ich bitte Sie darum! Sie haben mir die Briefe, die ich in den letzten Wochen an sie schrieb, uneröffnet zurückgeschickt. Ich weiß, daß sie das Kind in diesen Wochen zur Welt bringen wird. Vielleicht würde mein Erscheinen sie sehr erregen, aber vielleicht würde sie mir glauben, daß ich es ehrlich meine. — Bitte, Herr Klapfenberg, geben Sie mir diese Chance!“
Er fuhr sich mit beiden Händen über das Gesicht und wischte sich den Schweiß von Stirn und Wangen. In seinen Augenwinkeln hatten sich weiße Absonderungen gebildet. Zum erstenmal sah ihn der alte Klapfenberg mit einem langen, prüfenden Blick voll an. Er schob die Unterlippe vor und atmete ein paarmal mit offenem Munde, als wäre ihm die Brust beengt.
„Ich glaube Ihnen, Herr van Dorn“, sagte er schließlich, „aber diese Entscheidung hängt nicht von mir ab. Ich kann Ihnen die Anschrift meiner Tochter nicht geben. Aber ich verspreche Ihnen, daß ich sie noch heute anrufen und fragen werde, ob sie Sie sehen will. Wenn sie dazu bereit sein sollte, dann gebe ich Ihnen noch heute Johannas Adresse. Wenn sie Ihnen die Begegnung abschlägt, dann bitte ich Sie, das als endgültige Entscheidung aufzufassen und jeden weiteren Versuch einer Annäherung zu unterlassen.“ — Er griff nach seinem Hut, den er auf
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