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Es blieb nur ein rotes Segel

Es blieb nur ein rotes Segel

Titel: Es blieb nur ein rotes Segel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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aus dem Hinterhalt erschieße … Ich will meine Rache, weiter nichts. Wie ich sie finde, ist gleichgültig!«
    »Es wäre aber glatter Mord, Valentin Wladimirowitsch.«
    »Was kümmert's mich? Mit diesem Soerenberg ist ein Mensch zuviel auf der Welt!«
    Kramskojs Haß, seine ungeheure Mordlust wuchsen mit den Tagen, in denen es ihm besserging.
    Professor Ducroix aus Paris, anerkannter Spezialist für Unfälle und komplizierte Sehnennähte, hatte Kramskoj operiert. Dr. Mrozek hatte ihm assistiert. Beide Ärzte hatten noch einmal dringend geraten, den Patienten in eine Spezialklinik zu verlegen, aber Jussupow weigerte sich. Eine Klinik würde Indiskretion bedeuten … er kannte Petersburg gut genug. Die Komplikationen mit dem Zarenhof würden immens sein, denn auch ein Fürst Jussupow konnte es sich nicht leisten, in seinem Palais ein Privatduell zu veranstalten, in das ein Gardeoffizier verwickelt war. Auch hätte der Zar kaum Verständnis dafür gezeigt, daß ein Fürst Kramskoj mit seiner Troika ein junges Mädchen hatte überfahren wollen, nur weil es ihm nicht zu Willen sein wollte.
    »Und wenn es zu einem Wundfieber kommt?« fragte Ducroix.
    »Das kann in einer Klinik auch passieren!« entgegnete Jussupow. »Bei mir ist es sauberer als in einem Krankenhaus.«
    Dagegen gab es nichts einzuwenden, Ducroix mußte es zugeben. Die Zustände in den Krankenhäusern der damaligen Zeit waren reformbedürftig, um es vornehm auszudrücken. Nur, wenn es eben Komplikationen geben sollte, hätte man alles zur Hand.
    Die Operation gelang. Mit Spannung wartete man die nächsten Tage ab, aber Kramskoj hatte Glück. Es gab keine Infektion, es sammelte sich kein Eiter, es entstand kein Brand.
    Dafür trank der Patient besten französischen Rotwein aus Burgund, mit Eiern verquirlt, um den Blutverlust auszugleichen. Manchmal lag er betrunken in den Kissen, ballte die Faust und lallte: »Boris Davidowitsch, sieh dich vor! Ich töte dich! Ich habe Zeit, dich zu suchen! Du entkommst mir nicht!«
    Jussupow hielt es nach solchen Reden für besser, Soerenberg zu warnen. Da man sich im Anitschkowpalast, in der Nähe von Zar und Zarewitsch, oft traf, war es leicht, diese Warnung anzubringen.
    »Er meint es ernst«, sagte Jussupow besorgt zu Soerenberg. »Er glüht vor Haß! Ich kenne Kramskoj gut genug, um zu wissen, daß er Ihnen wie ein Meuchelmörder auflauern wird. Erwarten Sie von ihm keinerlei moralische Bedenken. Er wird noch ungefähr zwei Monate bei mir wohnen müssen, bis er wieder unter Menschen treten kann, aber dann … Sie haben Zeit genug, mein lieber Boris Davidowitsch …«
    »Wozu Zeit, Hoheit?« fragte Soerenberg verständnislos.
    »Um eine Versetzung nachzusuchen.«
    »Ich denke nicht daran!«
    »Sie könnten beantragen, als Militärattache nach China zu gehen. Das wäre weit genug, um Kramskoj abzuhalten, Ihnen zu folgen. Nach den guten Beziehungen, die wir zu China haben, vor allem nach dem Besuch des Großfürsten-Thronfolgers, wäre es leicht, Sie nach China zu schicken. Ich würde mit dem Zarewitsch selbst sprechen und den Plan unterstützen.«
    »Ich flüchte nicht vor einem Kramskoj, Hoheit!«
    »Er würde auch notfalls mit gekauften Mördern …«
    »Unterstellen Sie mir Angst?«
    »Aber nein!« Jussupow winkte ab. »Ich kenne Ihren Mut zu gut! Aber was nützt er gegen eine Kugel, die aus der Dunkelheit kommt? Wenn Ihnen China zu weit ist … was halten Sie von London oder Rom?«
    »Ich bleibe in St. Petersburg, Hoheit!« Soerenberg schüttelte den Kopf. »Es gibt dafür viele Gründe.«
    »Nummer eins – eine Frau!«
    »Ja.«
    »Nehmen Sie sie mit, Boris Davidowitsch.«
    »Das wird unmöglich sein.«
    Soerenberg blickte an Jussupow vorbei in den Innenhof des Palastes. Die kaiserliche Karosse war vorgefahren. Alexander III. wollte einer Sitzung der Admiralität beiwohnen. Der Zarewitsch sollte ihn begleiten, was selten war, denn der Zar hielt Politik grundsätzlich aus seinem Familienleben fern.
    »Die junge Dame hat eine große Zukunft vor sich …«
    »Ach! Sie wollen sie nicht heiraten?« Jussupow lächelte etwas maliziös. »Nehmen Sie Ihre Ritterlichkeit nicht etwas zu ernst, mein Lieber?«
    »Ich werde die Dame heiraten, aber ich werde ihrem vorgezeichneten Weg nicht ein Hindernis sein.« Soerenberg straffte sich. »Der Zar kommt. Ich muß zum Begleitkommando. Sie werden mich kaum verstehen, Hoheit.«
    »Ich gebe zu: für mich sprechen Sie in Rätseln.«
    »Ich liebe dieses Mädchen über alles. Und weil

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