Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Es blieb nur ein rotes Segel

Es blieb nur ein rotes Segel

Titel: Es blieb nur ein rotes Segel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
ich sie so liebe, werde ich in den Hintergrund treten und meine Aufgabe darin sehen, sie vor den größten Fährnissen und Unannehmlichkeiten des Lebens zu beschützen. Sie hat nun einmal vom Schicksal als begnadete Künstlerin eine größere Aufgabe zugeteilt bekommen, als nur Hausfrau oder vielleicht einmal Mutter zu sein.«
    »Wer soll das verstehen?« Fürst Jussupow sah Soerenberg erstaunt an. »Kenne ich die also gelobte Dame?«
    »Noch nicht.«
    »Sie machen mich neugierig, Boris Davidowitsch.«
    »Die ganze Welt wird sie einmal bewundern, wird ihr zu Füßen liegen.«
    »Dann bedauere ich Sie schon heute, Soerenberg.« Jussupow wedelte sich mit den Händen Luft zu. »Sie werden in ständiger Angst leben und von Eifersucht zerfressen werden. Ist das ein Leben für einen Mann wie Sie? Mit Ihren Fähigkeiten, Ihren Aussichten? Nehmen Sie meinen Rat an, mein lieber Freund: Gehen Sie als Attache nach China, legen Sie sich dort einige süße kleine Konkubinen zu – die Chinesinnen sollen berühmt sein für ihre Liebesspiele. Dreitausendjährige Tradition, Soerenberg! Während wir in Europa noch – mit Bärenfellen bekleidet – das Bronzebeil schwangen, legten diese Damen schon ihre Liebeslager mit Rosenblättern aus! Und vor allem, Boris Davidowitsch: Sie sind dort sicher vor Kramskoj!«
    »Ich glaube, Hoheit, Sie haben vor ihm mehr Angst, als ich sie haben müßte …«
    »Genauso ist es! Kramskoj ist nun einmal ein Wolf …«
    »Warum pflegen Sie ihn dann gesund?«
    »Er ist auch mein Freund.«
    »Sie sollten ihn nach China schicken!«
    Soerenberg kontrollierte den Sitz seiner Husarenmütze. Der Zarewitsch kam aus der Tür, sah sich um, erkannte Soerenberg und winkte ihm zu.
    »Das wäre eine Überlegung wert, Hoheit! Warum schickt man in Rußland immer die Falschen in den Fernen Osten? – Der Zarewitsch ruft mich!«
    Er wandte sich zum Gehen, drehte sich aber noch einmal um. »Wenn Kramskoj wieder zu Ihnen von mir spricht, sagen Sie ihm bitte, daß nicht nur der Wolf jage, sondern daß man reißende Wölfe so lange hetzt, bis sie unschädlich gemacht worden sind. Ich bin ein guter Jäger, Hoheit!«
    Fürst Jussupow blickte Soerenberg nachdenklich an und kratzte sich den Nasenrücken. Er wartete, bis Boris mit dem Zarewitsch in die Karosse gestiegen war und ging dann in den Seitenflügel des Palastes zurück.
    Was hilft ihm Stolz und Heldenmut, dachte er, wenn man ihm auflauert! Der Fürst kam sich sehr hilflos vor. Wie kann man, bei aller Freundschaft, verhindern, daß Kramskoj ihn ermordet? Das ist fast unmöglich – man müßte denn Kramskoj vorher umbringen …
    Jussupow zog die Schultern vor und fror plötzlich. Er haßte alle Gewalt, er liebte Musik und schöne Frauen, die Kunst und das Theater, den Tanz und alles, was Schönheit verbreitete. Sein Sohn, der elegante, zartgliedrige Felix, ein schöner Jüngling, würde genauso sein wie er …
    Wer ahnte damals, daß es einmal einen Wundermönch mit Namen Rasputin geben würde, der die Zarenfamilie so völlig beherrschte, daß ausgerechnet dieser zarte schöne Jüngling Felix Jussupow zum Mörder Rasputins und damit zu einer unsterblichen Figur der Weltgeschichte werden würde?
    Wer ahnte, daß einmal aller Glanz, aller Reichtum, alle Macht zusammenbrechen würden und Rußland tatsächlich ein Staat der Völker wurde und nicht mehr länger der Tummelplatz des privilegierten Adels …?
    Es ist schon ein nervenzermürbendes Leben mit einem Papagei! Und noch dazu mit einem, der dauernd spricht, die Wohnung zu teilen!
    Bei Rosalia Antonowna artete es zu einem verbissenen Machtkampf aus. Bisher war es gewöhnlich so gewesen, daß keiner der Bondarewa widersprach, wenn er länger als fünf Minuten unter dem Beschuß durch ihre gewaltige Stimme gestanden hatte. Das war keine Niederlage, sondern viel mehr eine ehrenvolle Kapitulation, denn wer konnte Rosalia widerstehen?
    Auf dem Markt war es früher so gewesen, daß selbst die kaiserliche Polizei bei irgendwelchen Streitigkeiten, in die Rosalia verwickelt war, sich mit keinem Verhör aufhielt, sondern den Kontrahenten der Bondarewa zur Seite nahm, ihn freundlich aber bestimmt ermahnte, sein Maul zu halten und weiterzugehen. Selbst die Armen, die meistens völlig im Recht waren, sahen schließlich die Unmöglichkeit, gegen dieses Weib anzugehen, und verdrückten sich stillschweigend.
    Anders der Papagei!
    Er hatte die unwahrscheinlichen Nerven, Rosalia standzuhalten und immer das letzte Wort zu behalten.
    »Ein

Weitere Kostenlose Bücher