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Es blieb nur ein rotes Segel

Es blieb nur ein rotes Segel

Titel: Es blieb nur ein rotes Segel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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mich! Aber ich werde schreien, auf der Treppe, auf der Straße, im Schlitten: Seht euch das an, Nachbarn! So geht man mit mir um! Nicht mehr gut genug ist diese Behausung für Tochter und Bräutigam. Wollen wohnen wie die Fürsten, mit Teppichen auf dem Boden und bemalten Decken! Helft mir, liebe Freunde! Und sie werden eine Mauer bilden, die Straße absperren, deinen Pferden Pfeffer in die Nüstern blasen, und Minajew wird aus dem Laden stürzen und seine alte Trompete blasen, als gelte es, eine Festung zu erstürmen. Ja, so wird es kommen …! Ich ziehe nicht zu den Stroitskys, sollen die uns auslachen? Die Nasen schlage ich ihnen lieber ein, diesen … diesen … Hochgereckten!«
    Es war schwer, Rosalia Antonowna zu beruhigen. Vernünftigen Argumenten war sie nicht zugänglich, sie schrie nur immer: »Ich habe ein sauberes Haus! Wer das bezweifelt, dem schlage ich den Kopf ein!«
    Selbst der Trödler Minajew, angelockt von dem Toben über sich und längst in Soerenbergs Plan eingeweiht, konnte nur erreichen, daß Rosalia ihm einen Tonbecher gegen die Nase schleuderte.
    Erst Matildas Rückkehr von der Ballettschule besänftigte die Mutter ein wenig. Sie saß wie ein müder Boxer auf dem Diwan und atmete heftig.
    »Ha!« brüllte sie sofort, als Matilda eintrat. »Dreh dich um! Dort an der Wand hängt ein Spiegel. Sieh dir an, wie jemand aussieht, dem die Mutter nicht mehr gut genug ist …«
    »Mama, sei leise, bitte! Wenn dich Minajew hört …«
    »Tichon Benjaminowitsch? Haha!« Sie lachte schrill. »Der sitzt hinter seiner Theke und drückt einen Lappen mit Essig gegen seine dumme Nase!« Sie streckte den Arm aus, die Hand war zur Faust geballt. »Du hast den Plan gesehen?«
    »Ja, Mama. Borja hat ihn in die Schule gebracht. Auch Tamara Jegorowna findet die Wohnung wundervoll.«
    »Findet sie? Natürlich! Sie wohnt in einem Palais! Bezahlt sie auch unsere Miete?«
    »Das ist doch keine Frage, Mütterchen«, sagte Boris eindringlich.
    »Eine große Frage ist das! Ich lebe nur so, wie ich es verdienen kann. Ich höre, ich höre! Du bezahlst die Miete, die Geldbeutel der Barone von Soerenberg haben sich geöffnet! Ihre Gnade fällt über uns wie ein warmer Frühlingsregen. Was muß ich tun? Einen tiefen Knicks? O nein … Bei meinem Grafen damals war es üblich, die Stiefel zu küssen. Komm her, Borja, mein Schwiegersöhnchen, daß ich dir die Lackschuhe küsse. Oder den Saum deines Rockes! Sag mir, was ich noch tun soll …«
    »Den Mund halten!« sagte Matilda laut. »Draußen wartet eine Troika, – wir fahren gleich an den Kanal, um die Wohnung zu besichtigen.«
    »Ich nicht!« Rosalia drückte sich gegen die Wand. »Ich binde mich fest! Und weinen werde ich. Schluchzen! Zum Himmel werde ich rufen: Da hat man ein Kindchen großgezogen, ein so liebes Kindchen, ein so kluges Kindchen – und was tut es? Es verleugnet seine Mutter! Will weg aus der Heimat, schämt sich der Muttererde, aus der es gekommen ist! Der Himmel wird mit dir weinen, ich prophezeie es dir – er wird weinen, und ein Engel wird sagen: Rosalia Antonowna, warte nur ein wenig, dann bist du bei Gott und darfst dir im Paradies einen kleinen Platz aussuchen, für dich ganz allein …« Sie begann zu schluchzen.
    »Amen«, sagte Boris laut.
    Rosalia zuckte zusammen. »Ein Ketzer ist er auch noch! Wie soll das alles nur enden …?«
    Es war eine berechtigte Frage, denn eine Stunde später fuhr die Troika mit Boris, Matilda und natürlich Rosalia Antonowna durch die Stadt zum Jekaterininskikanal und hielt vor einem großen, von dorischen Säulen getragenen Portal.
    Es war eines jener Stadtpalais der reichen russischen Familien, die – wie unter anderem die Stroganows – durch Handel mit sibirischen Produkten und Besitztümern im ›Neuen Land‹, dem Gebiet hinter Tjumen, wo die undurchdringliche Taiga beginnt, zu Ansehen gekommen waren. Es drückte sich vor allem darin aus, daß die Zaren den Familien immer neue sibirische Gebiete schenkten, die sie dann auf eigene Rechnung mit einer eigenen Privatarmee erobern mußten. So wurde ihr Reichtum unschätzbar.
    »Hier?« fragte die Bondarewa. Sie blickte an der prunkvollen Fassade hinauf. »Fahr weiter, du Stinkpelz von Kutscher!«
    »Die Hälfte der ersten Etage gehört uns –«, erklärte Boris Davidowitsch. »Die Stroitskys wohnen im Jahr nur drei Monate in Petersburg … sonst in Moskau oder Perm. Am Fuße des Urals haben sie ihren eigenen Kreml. Steigen wir aus …«
    »Nein!« sagte Rosalia

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