Es brennt!
Tisch. “Ich bin so froh, dass Sie mitgekommen sind. Ich habe mich schon gefragt, wann wir Sie kennenlernen würden.”
“Mich kennenlernen?”, wiederholte Meggie und knetete nervös ihre eiskalten Finger. Das Boot hatte bereits zu schwanken begonnen, sodass sie Schwierigkeiten hatte, das Gleichgewicht zu halten. Rasch setzte sie sich an den Tisch und klammerte sich so fest, dass ihre Knöchel weiß hervortraten.
“So wie Dylan neulich abends im Pub über Sie gesprochen hat, klang es, als würden Sie beide sich wiedersehen.” Olivia begann Kartons aus einem Feinkostladen aus dem Korb holen, in denen Kartoffelsalat, Kohlsalat und gebackene Bohnen waren. Mit jedem weiteren Karton rumorte Meggies Magen. Olivia reichte ihr einen Schokoladenkeks und schenkte für sie beide Kaffee ein. “Er ist ein guter Mensch. Ich bin froh, dass er jemanden gefunden hat.”
Meggie trank einen Schluck Kaffee, der sofort ihren Magen beruhigte und ihre Finger wärmte. “Er hat mich nicht gefunden”, sagte sie. “Das zwischen uns ist nichts Ernstes. Wir sind bloß einmal miteinander ausgegangen. Er ist nicht der Typ für eine ernsthafte Beziehung.”
Olivia sah auf und lächelte wissend. “Er hat noch nie eine Freundin zu einem Bootsaufflug mitgenommen. Das behauptet Conor jedenfalls. Also muss es wohl etwas zu bedeuten haben, oder?”
“Vielleicht. Aber Männer wie Dylan verlieben sich nicht. Zumindest nicht für immer.”
“Das klingt, als hätten Sie sich zu viele von Seamus Quinns Geschichten angehört.”
“Was hat es damit auf sich?”, wollte Meggie wissen und knabberte an ihrem Keks.
Olivia setzte sich neben sie und legte die Hände um ihren dampfenden Becher. “Nachdem ihre Mutter sie verlassen hatte, erzählte Seamus ihnen Geschichten von den Ahnen der mächtigen Quinns. Die Geschichten enthielten stets die Moral, dass die Liebe zu einer Frau eine Schwäche sei. Und die Jungs erzählten sich diese Geschichten wieder und wieder, wenn Seamus auf See war. Brendan ist der beste Geschichtenerzähler, aber ich hörte, dass Dylan auch ein paar gute Märchen auf Lager hat.” Sie seufzte. “Ich kann mir vorstellen, wie ihre Kindheit gewesen sein muss, ganz ohne Frau im Haus.”
Obwohl Olivia praktisch eine Fremde war, fiel es Meggie sofort leicht, sich mit ihr zu unterhalten. “Dylan hat seine Mutter nie erwähnt. Sehen sie sie manchmal?”
Olivia schüttelte den Kopf. “Nie. Seamus hat ihnen erzählt, sie sei bei einem Autounfall ums Leben gekommen, ein Jahr, nachdem sie fortgegangen war. Conor glaubt das nicht. Ich bin mir nicht sicher, was Dylan glaubt. Er versteckt seine Gefühle ziemlich gut hinter seinem Charme. Aber manchmal denke ich, dass er derjenige ist, den es am meisten berührt. Conor kümmerte sich um den Familienzusammenhalt, während Brendan seinem Vater auf dem Boot half. Dylan war irgendwo dazwischen, sodass ihm nichts anderes übrig blieb, als unwiderstehlich und unverantwortlich zu werden.”
“Er kann so charmant sein”, bestätigte Meggie lachend. “Manchmal lasse ich mich davon blenden und glaube tatsächlich, dass er etwas für mich empfindet.”
“Und wenn es so wäre? Was empfinden Sie für ihn?”
Ein Lächeln breitete sich auf Meggies Gesicht aus. “Ich war seit meinem dreizehnten Lebensjahr in Dylan verliebt, seit er zum ersten Mal mit meinem Bruder Tommy in unser Haus kam. Er war schon damals groß und attraktiv, und ich dachte, ich müsste sterben, wenn er meine Liebe nicht erwiderte.” Plötzlich hielt sie inne und errötete. “Ich sollte Ihnen das nicht erzählen.”
“Doch, das ist schon in Ordnung. Als ich Conor zum ersten Mal sah, erging es mir genauso. Ich war aufgeregt und nervös wie ein Schulmädchen. Die Männer des Quinn-Clans haben alle diese Wirkung auf Frauen. Nach außen hin sind sie so hart, doch in Wirklichkeit sind sie sehr verletzlich.”
“Manchmal kann ich keinen klaren Gedanken fassen, wenn Dylan mich ansieht. Und wenn er mich küsst …” Meggie hielt erneut inne, überzeugt, dass sie zu viel verraten hatte.
Doch Olivia lächelte, als würden sie ein wundervolles Geheimnis miteinander teilen. “Ich weiß. Ich habe versucht zu widerstehen, aber es hat nie funktioniert. Vielleicht enthalten Seamus’ Märchen doch einen wahren Kern. Vielleicht besitzen die Quinns mystische Kräfte.”
Meggie nickte und seufzte. Normalerweise hätte sie Lana all diese Dinge erzählt, aber das war unmöglich, solange sie auf ihren Plan fixiert war. Außerdem
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