Es brennt!
liebte Olivia einen Quinn und wusste daher, was Meggie durchmachte. “Manchmal glaube ich, dass ich noch immer in Dylan verliebt bin. Dann versuche ich mich zusammenzunehmen und nicht mehr auf diese Weise an ihn zu denken. Schließlich weiß ich, wie er ist.”
“Menschen ändern sich”, sagte Olivia. “Manchmal ist die Belohnung das Risiko wert.” Sie stand auf und zog Meggie mit sich hoch. “Es ist ein herrlicher Tag. Gehen wir hinauf an Deck.”
Sie fanden Dylan und Conor bei Brendan im Ruderhaus. Der Blick von Deck aus war spektakulär. Meggie schaute auf die Bucht hinaus, dann zurück zum Ufer, wo sich die Skyline von Boston im feinen Nebel abzeichnete. Doch hier oben im Ruderhaus waren die Bewegungen des Bootes noch deutlicher zu spüren, sodass sie sich an Dylans Arm festhalten musste. Sie schloss die Augen, atmete tief durch und betete, dass sie sich nicht blamieren würde, indem sie sich übergab.
Als sie die Augen wieder aufmachte, sah Dylan sie an. “Wir sollten wieder runter aufs Deck gehen”, schlug er vor. “Da wird es dir gleich bessergehen.” Er nahm ihre Hand und half ihr die Leiter hinunter. Sie gingen zum Bug und setzten sich auf eine Ausrüstungskiste. “Wie ist das?”, fragte er.
“Besser”, erwiderte sie, hielt ihr Gesicht in die warme Sonne und atmete tief ein, bis die Übelkeit verschwand.
Er legte ihr den Arm um die Schultern und drückte sie an sich. “Gut.”
Lange saßen sie schweigend da, schauten aufs Wasser und genossen die frische Luft. Über ihnen flogen schreiende Möwen. Wenn es nur immer so sein könnte, dachte Meggie. Keine Zweifel, keine Forderungen, nur sie beide und der Wind und die salzige Luft.
Sie wandte sich Dylan zu und sagte nach kurzem Zögern: “Ich mag deine Familie. Deine Brüder sind nett. Und Olivia ist wundervoll.”
“Ja, nicht wahr? Conor kann sich glücklich schätzen. Ich bin froh, dass er derjenige war, der bewiesen hat, dass die Familienlegenden nicht stimmen. Ein Quinn kann mit einer Frau glücklich sein – wenn er die richtige findet.”
Eine erneute Stille entstand zwischen ihnen, in der Meggies Gedanken durcheinanderwirbelten. War sie die richtige Frau? Oder war sie nur eine weitere in einer langen Reihe von Frauen, die “beinahe die richtige” gewesen wären? Es gab so vieles, was sie wissen wollte, so viele Fragen, auf die sie Antworten brauchte.
“Dylan, wieso hast du mich mitgenommen?”, platzte sie heraus.
Eine ganze Weile dachte er über ihre Frage nach und sah zum Horizont, als läge die Antwort dort. “Ich bin mir nicht sicher. Ich wusste nur, dass ich mit dir hier auf dem Wasser sein wollte. Ich wollte, dass du das hier siehst.” Er warf ihr einen Seitenblick zu. “Es ist ein Teil von mir. Ohne dieses Boot würde ich wahrscheinlich noch immer in Irland leben, eine Welt entfernt von dem, was ich heute bin. Eine Welt entfernt von dir.” Er sah sich um, als hätte er zu viel gesagt. “Als Kind habe ich dieses Boot gehasst.”
Die Heftigkeit seiner Worte erschraken sie. Seine heitere Miene wurde distanziert. “Warum?”
Er stand auf, ging zum Bug und drehte sich zu Meggie um. “Dieses Boot ist der Grund, weshalb wir nach Amerika gekommen sind. Es nahm uns unseren Vater wochenlang weg. Dieses Boot war der Grund, weshalb meine Mutter uns verließ. Es ist die Ursache für alles Schlechte, was mir in meiner Kindheit widerfahren ist. Manchmal wünschte ich mir, es würde auf den Grund des Ozeans sinken, damit wir endlich eine normale Familie sein könnten.” Er lachte bitter. “Aber als ich älter wurde, begriff ich, dass es nicht das Boot war, sondern das, wofür es stand. Für Einsamkeit, schmerzlichen Verlust, Angst.”
Seine plötzliche Offenheit verblüffte sie. Dylan musste großes Vertrauen zu ihr haben, dass er so viel über seine Kindheit preisgab. Was würde Lana dazu sagen? Sie würde ihren Plan erneut korrigieren müssen.
“Was wurde aus deiner Mutter?”, fragte Meggie in der Hoffnung, dass er weitersprechen würde.
Dylan zuckte die Schultern. “Ich weiß es nicht genau. Conor war stets der Meinung, sie sei noch am Leben, aber ich glaube, wir haben alle ein wenig Angst, es herauszufinden. Angst, dass das Bild der Vollkommenheit, das wir uns von ihr gemacht haben, der Realität nicht standhalten wird. Ich weiß nur, dass alles schlechter wurde, nachdem sie fort war.” Er lächelte schwach. “Mein Dad und seine Märchen von den mächtigen Quinns. Er brauchte doch bloß seine Söhne anzusehen,
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