Es darf auch mal Champagner sein
normale Steckdose stecken könntest?«, erkundigte ich mich eines Abends.
»Wollen mal sehen«, entgegnete er und begutachtete die Lage. »Zunächst brauche ich mal das Lexikon für Heimwerker Band VII. Such mir das raus, ja? Und dann schlag das Kapitel auf ›St wie Steckdose, elektrische‹. Jetzt hol mir meinen Werkzeugkasten, meine Isolierhandschuhe und den Schutzhelm mit der Grubenlampe vorn. Diese Waschküchen sind alle für Liliputaner entworfen, weißt du. Ich werde mit einem Anlauf auf die Waschmaschine springen und von dort...«
»... mit deinen Riesenlatschen den Programmschalter abtreten«, ergänzte ich trocken. »Weißt du, ich mache es vielleicht doch lieber selber. Ich bin kleiner als du, und wenn ich mich ganz weit vorbeuge und nach unten greife...«
»Nein, das ist Männerarbeit«, sagte er bestimmt. »Du geh hinaus und schaufle den Schnee aus der Garagenzufahrt. Lass mich hier nur machen.«
»Nein, ich bleibe lieber bei dir, falls du aus den Augäpfeln SOS funkst und Hilfe brauchst.«
Langsam seilte er sich hinter der Waschmaschine ab und steckte den Stecker ein - nur zur Hälfte, denn schon lag der ganze Küchentrakt des Hauses im Dunkeln. Geschockt - im ursprünglichen Sinn des Wortes - fuhr er zurück und hebelte dadurch den Stecker des Trockners ebenfalls aus der Dose. Gleichzeitig fiel ihm das Grubenlicht vom Helm in das Spülmittel. Als Schluss- und Glanznummer stieß er mit dem Kopf ans Schalterbrett und öffnete mit der Gürtelschnalle versehentlich ein Ventil, aus dem heißes Wasser zischte.
Ich faltete die Hände, schloss die Augen und betete: »Lieber Gott, mach, dass er nie pensioniert wird, amen.« Ironischerweise beneiden mich viele Frauen um diesen Do-it-yourself-Ehemann.
»Er tut doch wenigstens etwas«, meinte unsere neue Nachbarin. »Dafür sollten Sie dankbar sein.«
Ich lächelte. »Macht es Ihnen was aus, sich auf den Stuhl dort drüben zu setzen? Ein Bein von meinem Mann hängt durch die Zimmerdecke, und ich möchte nicht, dass er Ihnen in den Schoß fällt. Er ist im Grunde eine schüchterne Natur, wissen Sie.«
Sie sah erschrocken auf, als er durch die Öffnung herunterschrie: »Erma? Mach ein Kreuz dorthin, wo noch was von der Decke übrig ist, damit ich das nächste Mal weiß, dass dort kein Träger ist.«
»Ich finde es wundervoll«, beharrte die Nachbarin, »wie Sie die Hausarbeit gemeinsam in Angriff nehmen. Ich sehe Sie den Rasen mähen, während Ihr Mann die Hecke trimmt, und Sie den Wagen waschen, während er das Handschuhfach ausräumt. Wirklich, wundervoll.«
Ich schwieg kurz, dann rückte ich meinen Stuhl näher an den ihren.
»Ich verrate Ihnen ein Geheimnis. Hilflose Frauenzimmer waren mir schon immer ein Gräuel. Und zwar deshalb, weil ich insgeheim eifersüchtig auf sie bin, weil ich sie beneide um ihre Fähigkeit, ausgewachsene Männer bei Fuß gehen zu lassen. Zudem habe ich es satt bis obenhin, dass in Gesellschaft jeder meinen Bizeps fühlen will. Wenn ich noch einmal zur Welt komme, will ich eines der unpraktischen, hilflosen Frauchen werden, die beim Anblick eines Frostschutzmittels in Ohnmacht fallen.
Leider habe ich schon zu Beginn unseres Ehelebens den Mund zu voll genommen und gesagt: ›Schatz, so kriegst du den Rasenmäher niemals in Gang, dreh die Zündkerze fest und öffne die Benzinleitung, damit du Sprit in den Verteiler kriegst, und dann zieh den Choke ganz raus. Außerdem, wenn du dich nicht auf die andere Seite von dem Ding stellst, lehnst du dich besser an den Baum da an, um das Gleichgewicht zu halten, wenn es dir den rechten Fuß abmäht.‹«
»Fabelhaft, einfach fabelhaft«, sagte die Nachbarin und tupfte sich die Stirn mit einem Spitzentaschentuch.
»So fabelhaft auch wieder nicht«, sagte ich. »Von dem Tag an war ich für den Rasenmäher zuständig. Außerdem musste ich sämtliche Wasserhähne reparieren, den Sockel der Wäscheschleuder adjustieren, die Wäscheleine neu verspleißen, einen Steingarten anlegen, Frostschutzmittel ablassen und den Wagen waschen.«
»Du lieber Gott«, flüsterte sie, »ich bin in allen technischen Dingen ein solches Schaf, ich weiß kaum, wie man im Wagen diese vorderen Dinger einschaltet, diese runden...«
»Scheinwerfer«, warf ich ein. »Wie ist doch gleich der Kosename, mit dem Ihr Mann Sie immer ruft?«
Sie zögerte. »Seidenes Pussykätzchen.«
»Richtig. Mich nennt mein Mann ›Barras‹, nach einem Packesel, den er einmal in Korea gehabt hat. Sind Sie sich darüber im Klaren,
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