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Es darf auch mal Champagner sein

Es darf auch mal Champagner sein

Titel: Es darf auch mal Champagner sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erma Bombeck
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Sie«, sagte der Milchmann und tippte höflich an seine Mütze, »aber ich glaube, Sie haben heut früh einen falschen Zettel in die Milchflasche gesteckt. Auf dem hier steht: ›Hilfe! Ich bin in der Gewalt eines Irren mit einem Satz Schraubenschlüssel und seit drei Tagen ohne laufendes Wasser. Wie komme ich nur heraus aus dieser Bastlerwerkstatt?‹«
    »Sie liefern noch nicht lange die Milch an, wie?«, fragte ich.
    »Nein, Madam«, sagte er und suchte mit den Augen verstohlen nach einer Lücke in der Taxushecke. »Es hörte sich an wie ein echter Hilferuf«, setzte er stockend hinzu. »Ich bringe nur die Flaschen zum Sterilisieren und Füllen in die Molkerei zurück. Ich werfe sie nicht in den Erie-See oder so.«
    »Das weiß ich«, sagte ich gereizt. »Aber wer mit einem solch fanatischen Heimwerker verheiratet ist, kommt manchmal auf ausgefallene Ideen.«
    An der Art, wie er die Ladenklappe seines Milchautos zuschlug und verriegelte, merkte ich gleich, dass er von modernen Ehen keine Ahnung hatte. Manche werden im Himmel geschlossen. Aber nicht alle. Meine war von der anderen Sorte. Ich merkte das ungefähr 14 Tage nach der Hochzeit. Da kam nämlich mein Mann außer sich vor Begeisterung aus dem Supermarkt heim, zwei Zigarrenkisten unterm Arm. Er stürzte in den Hobbyraum im Keller, nagelte sie zusammen und strich sie dunkelgrün an und nannte sie ›Objekt Nr. 1‹. Sie sahen zwar noch immer aus wie zwei zusammengenagelte Zigarrenkistchen, man konnte sogar noch die Marke - King Edward - durchschimmern sehen, aber ich tat pflichtschuldigst, als gehörten sie ins Museum für Moderne Kunst. Führte ich Besucher durch unsere Wohnung, erklärte ich lauthals, ich hätte meinen Mann bestimmt schon im Kindergarten geheiratet, hätte ich geahnt, wie begabt er sei.
    Ich übertrieb, wie üblich.
    Damals ahnte ich nicht, dass er in unsere Hintertür eine Öffnung für den Hund sägen würde, ohne zu bedenken, dass dann ja auch der Schnee dort hereinkam. Woher hätte ich wissen sollen, dass er unsere Mülltonnen mit einem hohen Drahtzaun umgeben würde und man den Müll nur noch blindlings hinüberschleudern und das Beste hoffen konnte?
    Niemand warnte mich, dass ein Bastelprogramm für den Werkunterricht der fünften Klasse eines Tages sein ganzes Leben ausfüllen würde.
    Eine Zeit lang befand er sich in der so genannten Einbau-Periode. Alles im Haus wurde umbaut, versteckt, verborgen, außer Sicht geschafft. In die Garage kam ein Regal mit Fächern, in denen Eimer mit getrockneten Farbresten, alte Kaffeedosen und abmontierte Nummernschilder aufbewahrt wurden. Er umbaute Fernseher, Bücherbretter, Stereoanlage, Waschmaschine, Trockner, Bar, Kleidungsstücke, Decken, Laken, Nähmaschinen, Putzmittel. Eines Morgens stieg ich aus dem Bett, gähnte und streckte beide Arme weit aus. Ehe ich sie wieder sinken lassen konnte, musste ich fünf Schubladen mit Kochbüchern und einer Sammlung Glas-Elefanten stützen.
    Später fand ich heraus, dass er nie zu Bett ging, bevor er ein Projekt beendet hatte. Beflügelt von der Vorstellung unerhörter Verbesserungen verbarrikadierte er das Zimmer mit Stellagen und Leitern, öffnete eine Million Farbdosen (von der Sorte, die immer umfällt und ausfließt) und deponierte die Vorhänge zusammengeknüllt auf dem Sofa. Dann fuhr er lächelnd in den Mantel und sagte: »Ich muss eben mal nach Südamerika, eine bestimmte Sorte Käfer studieren. Bitte rühr nichts an, bis ich zurück bin.«
    Ein anderes Mal riss er einfach den Herd aus der Küchenzeile, montierte die Backofentür ab, stellte alle Metallteile aus dem Badezimmer in den Küchenausguss, um sie in Essig einzuweichen, und rief: »Mir fehlt das richtige Handwerkszeug. Mit Pfadfinderaxt und primitiven Hilfsmitteln, die ich mir aus Büffelhaut und Stein selber machen muss, kann ich selbstverständlich kein fachmännisch einwandfreies Resultat erzielen.«
    Endlich war die Tatsache, dass ich mit einem verhinderten Heimwerker verheiratet war, kein Geheimnis mehr. Wir waren das Ehepaar, das den ganzen Winter über die Fliegengitter und den ganzen Sommer über die Doppelfenster drin hatte. Wir streuten Grassamen in den Schnee und montierten während eines Unwetters mit Blitz und Donner eine neue Fernsehantenne.
    Selbst an ganz alltägliche kleine Dinge ging er mit einer Grazie heran, die an eine Büffelherde unter Beschuss denken ließ.
    »Ich meine bloß, ob du wohl hinter die Waschmaschine greifen und den ganz normalen Stecker in eine ganz

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