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Es darf auch mal Champagner sein

Es darf auch mal Champagner sein

Titel: Es darf auch mal Champagner sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erma Bombeck
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ungläubig.
    »Vor rücksichtslosen Rauchern würde ich mich an Ihrer Stelle in Acht nehmen«, erwiderte Miss Lelia, ohne zu lächeln.
    Miss Lelia massierte, kämmte, verbesserte, baute auf, wickelte, bürstete, toupierte und sprühte runde zwei Stunden. Dann ließ sie meinen Sessel kreiseln und mich in den Spiegel sehen.
    »Es ist nicht zu leugnen«, sagte ich zu meinem Spiegelbild und zwickte mich selber in die Wange, »du bist der Inbegriff von sexy.«
    Miss Lelia schloss die Augen, als bitte sie um Beistand von oben.
    Als ich über den dicken Plüschteppich dem Ausgang zuschritt, fühlte ich mich wie ein ganz neuer Mensch. Ich nahm die Schultern zurück und trug den Kopf hoch. Alle Augen im Raum waren auf mich gerichtet, ich spürte es deutlich.
    »Entschuldigung«, sagte Miss Lelia. »Aber Sie ziehen zwei Meter Kleenex am Absatz mit. Darf ich es wegnehmen?«
    Fast wäre ich eine feste Kundin geworden, aber eben nur fast. Ich habe es vertan und verscherzt. So ist das immer bei mir.
    Selbst meine Kinder wissen es: Ich bin völlig talentlos. Es hat eine Zeit gegeben, da konnte ich ihnen erzählen, was ich wollte, und sie haben es geglaubt. Ich wusste einfach alles. »Mami, was macht eigentlich die Zahnfee, die immer die ausgefallenen Milchzähne abholt, mit den vielen Zähnen?«
    Ich lächelte überlegen und antwortete: »Sie macht Ketten daraus und verkauft sie bei Tiffany für ein rundes Sümmchen.«
    »Wie viel ist ein rundes Sümmchen, Mami?«
    »Bitte, Liebling«, sagte ich dann und tat, als wäre mir schwindlig, »du weißt doch: Viel Wissen macht alt.« So ging es mir auf allen Gebieten. Ich war ihre Autorität beim Sonnensystem, bei der Bibel, in Geschichte, Mathematik, Sprachen und schönen Künsten, dem St.-Lorenz-Strom, der Luftdruckbremse und dem Turbo-Jet. Sie glaubten mir sogar, dass die Verkehrsampel umsprang, wenn ich stark pustete und befahl: »Los, bitte Grün!« (Ja, ich weiß, meine Kinder waren schon immer ein bisschen zurückgeblieben.)
    Vor ein paar Tagen fragte mich meine Tochter: »Wie heißt die Hauptstadt von Mosambik?«
    »Weiß ich im Moment auch nicht«, sagte ich zerstreut, »aber summ mal ein paar Takte, dann komm ich drauf.«
    Darauf sagte sie es mir auf den Kopf zu: »Mutter, du weißt überhaupt nichts!«
    Damit hat es angefangen. Tag für Tag kratzten sie an dem Lack, der meine Unwissenheit verbirgt. Ich wusste nicht, wie man auf Französisch sagt: »Verzeihung, mein Herr, Sie stehen auf der Pfote meines Alligators.« Ich wusste nicht, wie man eine Exponentialdarstellung einer Zahl macht (ja nicht einmal, dass man sie darstellen muss und wenn ja, warum). Ich wusste nicht, welches Fabrikat ein auf der Straße parkender Sportwagen war oder gegen wen Cosmos 2:0 gesiegt hatte. Ich hatte nicht einmal »Pippi Langstrumpf« gelesen und keine Ahnung, welche Schlager die »Bee Gees« singen.
    In meiner Verzweiflung schrieb ich ans Bennington College in Vermont folgenden Brief:
    Sehr geehrte Herren!
    Mit größtem Interesse lese ich, dass Sie einen neuen Kurs »Keine Langeweile im Hausfrauenberuf« in den Lehrplan aufnehmen. Ich bin überzeugt, dass mehrere Millionen Hausfrauen auf Lastwagen, Tanks, Autos, Flugzeugen, Stelzen, Rikschas, Fahrrädern und Skateboards zu Ihnen fluten werden, und möchte mich daher schnellstens für diesen Kurs anmelden. Durch meine häuslichen Verhältnisse bin ich wie geschaffen für oben genannten Kurs. Ich habe drei Kinder, die mir feindlich gesinnt und geistig überlegen sind, einen Ehemann, der seinen Beruf liebt und Gitarre spielt, und ein Haus, das mich zutiefst deprimiert. Ich weine oft und viel.
    Ich weiß mit meiner Zeit nichts anzufangen. Den größten Teil davon vertrödele ich. Wenn ich vor der Schule im Wagen auf die Kinder warte, pflege ich den Kilometerstand aufzuschreiben, ihn mit meinem Alter zu multiplizieren, die Anzahl auf dem Rücksitz liegen gebliebener Handschuhe abzuziehen und das Ergebnis durch die Zahl meiner Fahrgäste zu dividieren. Die Endzahl ist dann die Zahl der Plätzchen, die ich mir abends vor dem Essen gönnen darf. Meine Hausarbeit gibt mir keine Anregungen, wie vielen meiner Bekannten. Die basteln immer hübsche Dinge aus alten Nylonstrümpfen und Eierkartons. Vorigen Monat habe ich einen vierzölligen Nagel in die Wand überm Spülbecken eingeschlagen und alle unbezahlten Rechnungen darauf gespießt. Als ich diesen Einfall meinen Freundinnen weitergab, sagten sie, ich müsse mal aus dem Alltagstrott heraus und brauche

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