Es duftet nach Liebe (German Edition)
schaute Carolin beim Reiten zu, half ihr, die Pferde zu putzen und machte mich nützlich.
Es dauerte nicht lange und Steffen und ich waren befreundet. Er war nur ein Jahr älter und durfte den Trecker fahren. Er nahm mich mit, wenn er zu den Koppeln fuhr. Wir reparierten gemeinsam Zäune und fingen ausgebrochene Pferde ein.
Die Heuernte kam heran und ich schuftete den ganzen Nachmittag mit ihm in der heißen Sonne. Der würzige Geruch umgab uns, während wir die Ballen auffingen, die von der Heupresse in den Anhänger geschleudert wurden und diese erst auf dem Anhänger stapelten und später auf dem Heuboden.
Meine Hände brannten von den Schnüren, das Heu fand immer seinen Weg in die Unterhose, zerkratzte meinen und seinen Oberkörper, aber wir hatten viel Spaß. Ich liebte es, ihn verschwitzt zu sehen. Sein Geruch war untrennbar mit Heu, Erde und Pferd verbunden.
Oft lag ich in meinem Bett und träumte ihn an meine Seite. Wie er mich anlächeln würde, und berühren. Wir würden uns gegenseitig streicheln und gemeinsam abspritzen. Meine Hand hatte viel zu tun.
Es war mir egal, ob das okay war. Ich wünschte es mir und letztlich war es ja nur Fantasie. Meine Freunde fanden mich seltsam, denn ich kam nicht mehr zum Fußball, war nur noch selten mit ihnen unterwegs. Sie rümpften die Nase, wenn ich von den Pferden erzählte, die mich zunehmend faszinierten.
Mehr als einmal bot Steffen mir an, reiten zu lernen, doch anfangs traute ich mich nicht. Ich wollte doch vor ihm partout keine Schwäche zeigen. Als ich mich dann doch zum ersten Mal in den Sattel schwang, war ich so aufgeregt, dass ich kaum verstand, was er von mir wollte. Es wackelte und war so hoch und ich hatte Angst, das Pferd würde losgaloppieren und ich vor ihm im Dreck landen. Steffen blieb gelassen, erklärte alles in Ruhe und meinte schmunzelnd, dass sich die Mädchen schlimmer anstellen würden. Ermutigt machte ich weiter, denn er gab mir die Longenstunden und wir waren dann ganz für uns.
Lange ging es gut und ich konnte bereits frei reiten. Bis zu dem einen Abend, als wir alleine auf dem Reitplatz waren, glaubte ich alles im Griff zu haben.
Steffen hatte mich gelobt und trat nach dem Unterricht neben mich. Er lächelte, klopfte den Hals des Pferdes und legte seine Hand wohl eher zufällig auf meinen Oberschenkel, während er etwas erzählte. Was, weiß ich bis heute nicht, denn die Hitze seiner Hand jagte mir durch den Körper, kochte in meinem Unterleib und ließ mich hart werden. All die Fantasien waren plötzlich präsent und ich wünschte mir nichts sehnlicher, als ihn zu küssen.
Die dünne Reithose wölbte sich mächtig im Schritt und Panik löste schlagartig die Lust ab. Was, wenn er meinen Ständer entdecken würde? Hastig ließ ich mich vom Pferd gleiten, bemüht, ihm meine Vorderseite nicht zu zeigen. Das Blut rauschte in meinen Ohren und ich wäre am liebsten davongelaufen.
Er durfte auf gar keinen Fall entdecken, wie ich auf ihn reagierte. Viel zu eilig brachte ich das Pferd zum Stall, versorgte es und verschwand, ohne mich von ihm zu verabschieden.
Danach mied ich den Stall. Carolin konnte nicht verstehen, warum ich nicht mehr mitkam. Aber ich traute mich nicht mehr in Steffens Nähe und gab vor, keine Lust mehr zum Reiten zu haben.
Mir ging es schlecht. Ich sackte in den schulischen Leistungen ab und konnte doch den ganzen Tag immer nur an ihn und an das Gefühl seiner Hand auf meinem Oberschenkel denken. Ich begann zu rauchen, betrank mich mit meinen anderen Freunden, prügelte mich und handelte mir eine Anzeige wegen Körperverletzung ein. Ich konnte niemandem erklären, warum ich mich so verhielt. Ich verstand es ja selbst nicht.
Pferde, ihr Geruch und der Duft von Heu wurden ein rotes Tuch für mich. Meine Lehre führte mich nach Berlin und erst dort wagte ich mir einzugestehen, dass ich schwul war. Nächtelang zog ich durch die Clubs, erfuhr, was es heißt einen Mann zu ficken und testete nahezu jede Variante aus.
Das Gefühl von Leere blieb.
Der Duft von Erde und Heu suchte mich in meinen Träumen heim, wollte nie weichen. Steffens Gesicht brannte sich in mein Gedächtnis ein.
Ich blinzle in die untergehende Sonne.
Das ist sechs Jahre her.
Obwohl ich eigentlich nicht wieder hierher kommen wollte, verlockte mich das Jobangebot dennoch. Zudem gab es keinen vernünftigen Grund, meine ehemalige Heimat zu meiden. Und ich mag die Gegend, liebe die beschauliche Ruhe des Landlebens. Ich bin definitiv kein
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