Es duftet nach Liebe (German Edition)
war nett, lustig, sah unheimlich gut aus, beflügelte meine Fantasie auf eine Weise, die ich vorher vehement unterdrückt hatte, und sorgte dafür, dass ich mich noch wohler fühlte. Er kam mir vor wie ein Tutor, jemand, der einem half, sich besser zurecht zu fühlen, wie früher in der Schule, damit einem das große neue Schulhaus nicht fremd und unheimlich vorkam. Vielleicht war es Schicksal, dass Hagen an meinen Tisch kam, vielleicht auch einfach nur Zufall. Ich war jedenfalls froh, dass er mich aufmunterte und aus meinem Käfig herausholte – zumindest für einen Abend.
Wir vertilgten unser Essen und auch den Schokoladenpudding, der tatsächlich so köstlich war, dass ich Nachschlag verlangte. Mir fehlte zwar die Chili-Note drin, aber wenn ich den Koch um ein paar Chili-Schoten bitten würde, würde ich wahrscheinlich aus dem Restaurant, wenn nicht gar aus dem Hotel rausfliegen. Das wollte ich lieber nicht riskieren. Denn mir gefiel Hagens Gesellschaft und ich wollte noch nicht so schnell darauf verzichten.
Wir plauderten beim Essen über Belanglosigkeiten. Hagen gab mir einige Tipps, wo man in der Nähe weggehen und nette Leute kennenlernen konnte, hilfreiche Tipps, denn ich kannte mich hier überhaupt nicht aus. Es wurde ein recht netter, vergnüglicher Abend, der leider irgendwann zu Ende war. Zu meinem Bedauern verabschiedete sich Hagen kurz nach elf mit der Begründung, dass er am nächsten Tag einen vollen Terminkalender hätte und daher ausgeschlafen sein musste. Als er ging, überkam mich das Gefühl, eine Gelegenheit sausen zu lassen. Hagens Gesellschaft hatte mir gut getan. Ich mochte ihn auf Anhieb und schalt mich selbst, ihn nicht über sein Leben ausgefragt zu haben. Meistens hatte ich gesprochen, ihm in Weinlaune Details von mir erzählt, die ich höchstens meinem besten Freund anvertraut hätte. Ich hatte ihm auch von dem Gutschein für dieses Wochenende berichtet, jedoch nicht, von wem ich ihn erhalten hatte und aus welchen Beweggründen.
Vielleicht hätte ich es tun sollen. Eventuell wäre er dann länger geblieben. Aber da war noch eine Hemmschwelle in mir, die ich nicht überwinden konnte, obwohl die Neugier förmlich danach brannte.
Traurig über diese verpatzte Chance setzte ich mich in die Bar und kippte einige weitere Gläser Wein hinunter, ehe ich mich irgendwann nach Mitternacht in mein Bett zurückzog und allein einschlief und mich dafür schalt, dass ich gedacht hatte, die Nacht nicht allein verbringen zu müssen – mit wem auch immer.
Nach dem Frühstück folgte ich dem von Eva gebuchten Plan. Erst ein wenig Fitness, dann etwas Entspannung im Ruhebereich, schließlich ein prickelndes Bad im Jacuzzi mit atemberaubenden Ausblick über Berlin und am Ende eine der Massagen, für die das Hotel berühmt sein soll, hatte ich mir von einem der anderen Gäste sagen lassen müssen, bevor er mit verklärtem Blick in eine der Kabinen verschwand.
Vor dieser Massage graute es mir, denn ich war mir sicher, dass ein Hotel wie dieses keine Masseusen, sondern Masseure, beschäftigte. Der Gedanke, mich von einem Mann anfassen zu lassen, verursachte kalte Schauer in mir und ließ den Frohmut deutlich sinken. Auch wenn es eine – wenn auch leidenschaftslose – Gelegenheit war, einem Mann näher als für gewöhnlich zu sein. Zudem war es meine erste Massage überhaupt. Ich hatte keine Ahnung, was mich dort erwartete.
So schlotterten mir die Knie, als ich den Raum betrat.
Wie beinahe das ganze Hotel herrschten auch hier die Farben Schwarz und Goldbraun vor. In der Mitte des Raumes stand eine Liege, mit einem flauschigen Laken bedeckt, schneeweiß, weich und gemütlich aussehend und so einladend, wie mein Bett zuhause. Auf einer Kommode an der Wand standen zahlreiche kleine und größere Flaschen. Ich näherte mich dem Möbel und begutachtete die Flakons näher. Es waren Massageöle in mehreren Duftnoten.
Eines von ihnen erregte mein besonderes Interesse, denn mein Auge hatte das Wort abküssbar eingefangen, wobei mein Verstand sich geweigert hatte, dies in Einklang miteinander zu bringen. Was zum Henker bedeutete abküssbar ?
Ich nahm die Kunststoffflasche und studierte das Etikett. Als ich unter einem weißen verschnörkelten Dekozweig die Geschmacksrichtung Choco-Chili entdeckte, hätte ich beinahe aufgelacht. Entweder war das wirklich purer Zufall, oder Eva hatte ihre Finger mehr im Spiel, als ich dachte. Ich öffnete die Flasche neugierig und schnupperte daran.
Ein angenehmer Geruch nahm
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