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Es duftet nach Liebe (German Edition)

Es duftet nach Liebe (German Edition)

Titel: Es duftet nach Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nathan Jaeger , Chris P. Rolls , Karo Stein , Ashan Delon , Malin Wolf , Nico Morleen , Isabel Shtar , Moos Rose , Karolina Peli , Caitlin Daray
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wird, er weiß, dass mir sozusagen die Hände gebunden sind. Was immer es sein wird, ich werde uns bestimmt nicht mit einer unüberlegten Handlung aus dem Leben katapultieren. Für Kurzschlusshandlungen bin ich ohnehin nicht der richtige Mann.
    Ich konzentriere mich auf die Fahrbahn. Es ist Freitagnachmittag und der Verkehr höllisch.
    „Meine Eltern … sie sind … na ja ...“, er bricht ab, holt tief Luft.
    Meine Hände verkrampfen sich am Lenkrad.
    „Spuck es endlich aus“, murmle ich.
    „Sie wissen es nicht".
    „Was wissen sie nicht?“
    Ein roter Audi drängelt sich gerade von der rechten Spur in meinen Fahrbereich. Fluchend trete ich auf die Bremse, betätige gleichzeitig die Lichthupe. Es ist wirklich ein denkbar schlechter Zeitpunkt, um zu reden. Worüber auch immer …
    „Ich habe keine Ahnung, wovon du redest.“
    „Meine Mutter weiß es, auch wenn sie es nicht so richtig wahr haben will. Aber mein Vater … er ist ziemlich alt und … “
    Christian spricht so leise, dass ich ihn kaum hören kann.
    Seit wann macht mein Auto diese lauten Fahrgeräusche? Und das Radio … Wer hat die Musik so laut gestellt? Ich stelle den Ton leiser und lasse mir seine Worte noch einmal durch den Kopf gehen.
    „Ich verstehe immer noch nicht genau, wovon du redest. Wie alt ist denn dein Vater? Aber vor allem würde ich gern wissen, wieso dir das gerade jetzt einfällt. Hättest du mir nicht davon erzählen können, als wir noch bei dir zu Hause waren. Oder idealerweise schon ein paar Tage früher, damit ich eine Chance habe, das alles zu hinterfragen und vor allem zu begreifen.“
    Christian seufzt, schlägt die Hände vor sein Gesicht. Er wird hoffentlich nicht anfangen zu heulen. „Es tut mir leid“, flüstert er und klingt wirklich verzweifelt. „Sie wissen nicht, dass ich schwul bin.“
    „Das ist nicht dein Ernst!“ Ich höre die Worte, aber ich begreife den Sinn nicht.
    „Sie wissen nicht, dass du schwul bist?“, frage ich völlig perplex. Ich hege die Hoffnung, dass er sich spätestens jetzt lachend auf die Oberschenkel haut und so etwas wie „April, April“ ruft, auch wenn es mitten im Juli ist. Aber nichts dergleichen passiert. Christian brummt unbestimmt vor sich hin, schweigt und starrt aus dem Fenster. Mein Herz klopft wie verrückt in meiner Brust. Sie wissen nicht, dass er schwul ist und wir sind auf dem Weg zu ihnen. Jetzt bin ich nicht nur nervös, sondern wirklich sauer.
    „Meine Mutter weiß es. Jedenfalls glaube ich das. Wir haben nicht darüber geredet, oder so … aber sie ist meine Mutter und Mütter können doch so was fühlen, oder?“, flüstert er verzweifelt.
    Ich mag seine Naivität, aber das geht mir eindeutig zu weit.
    „Für gewöhnlich ist es sicherer, wenn man es ausspricht!“, wende ich ironisch ein.
    „Mein Vater weiß es hundertprozentig nicht. Wir … wir kommen nicht so gut miteinander aus. Er ist kompliziert und na ja … alt. Es gab niemals so ein Vater-Sohn-Ding zwischen uns. Ich glaube, er hat gar keine Ahnung, wer ich bin. Dass ich auf Männer stehe ... keine Ahnung, wie er darauf reagieren würde. Sein Weltbild ist ohnehin … merkwürdig. Er hatte es … na ja, nicht so leicht mit der ganzen Umstellung und so", erzählt er, während er in seinem Rucksack wühlt.
    „Kirschkaugummi?“, fragt er zusammenhanglos und hält mir die Packung unter die Nase. Ich verneine. Ich will diesen Geschmack auf gar keinen Fall in meinem Mund haben. Schon gar nicht, während ich versuche, seine Worte zu begreifen. In meinem Kopf schwirren etliche Fragen. Ich würde ihn gern ansehen, wenn er mit mir redet. Bisher hat mir seine Mimik immer mehr verraten als Tausend Worte es könnten. Doch die Fahrerei fordert gerade meine ganze Konzentration.
    „Wie alt ist dein Vater denn?“
    „68.“
    „68?“, frage ich erstaunt. „Mein Opa ist 69!“
    „Mein Vater war schon mal verheiratet. Dann fing er ein Verhältnis mit meiner Mutter an. Es war wohl der Klassiker: Der Chef verliebt sich in seine fast zwanzig Jahre jüngere Sekretärin. Er hat sich scheiden lassen und recht schnell meine Mutter geheiratet. Und dann haben sie ihren ersten gemeinsamen Urlaub auf Sylt verbracht. Silvester an der Nordsee. Meine Mutter schwärmt noch heute davon. Nach Hause sind sie zu dritt gefahren. Es war nicht geplant, schon gar nicht in den Wirren der Wendezeit. Es war, wie gesagt, nicht leicht für meinen Vater ...“
    „Wirren der Wendezeit?“
    Erst jetzt wird mir so richtig bewusst, dass wir

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