Es duftet nach Liebe (German Edition)
ihn reichte es. Nur hatte er eben nicht mit Besuch gerechnet, also war es nicht gerade fein. Unauffällig schob er mit einem Fuß auf dem Weg in die Küche ein paar herumfliegende Schuhe beiseite.
„Sorry, dass es hier so aussieht. Ich hab nicht mit Besuch gerechnet“, gestand er, als er bei einem Blick über die Schulter bemerkte, wie Henning sich neugierig umsah.
„Ich bin ja nicht wegen deiner Wohnung hier“, erwiderte Henning und klang leicht distanziert. Trocken schluckte Jan und stellte die Einkäufe neben den Kühlschrank, um nur schnell das Eis im Gefrierschrank zu verstauen. Alles andere konnte warten. Der Mann in seiner Küche, der viel zu grimmig dreinblickte, nicht. „Wenn ich ehrlich bin, hab ich mich den ganzen Weg über gefragt, warum ich überhaupt hierher komme“, fügte Henning hinzu.
„Was?“, rutschte es Jan unsicher heraus. Dieser plötzliche Gemütsumschwung verwirrte ihn. Erst küsste er ihn und dann das? Gut, er hatte Henning geküsst, aber dieser hatte den Kuss erwidert. Warum war er dann nun so kühl?
„Na ja, ich hab mich scheinbar doch getäuscht und sollte meine Einschätzmethode noch einmal überdenken“, erwiderte Henning ernst und stellte seine Tüte ebenfalls vor den Kühlschrank.
Fragend sah Jan ihn nur an, brachte keinen Ton heraus, während sich sein Magen verkrampfte.
„Du bist doch ein Idiot“, meinte Henning ungerührt und verschränkte die Arme abwehrend vor der Brust. Schwer schluckend starrte Jan Henning an, seine Gedanken überschlugen sich, ergaben aber keinen logischen Sinn.
„Warum hast du mir eine falsche Nummer gegeben? Ich hab wirklich erst gedacht, ich hätte mich einfach vertan und was Falsches notiert. Und dann guck ich nach und sehe, dass deine angebliche Adresse nicht existiert! Wenn es für dich nur ein One-Night-Stand war, hättest du das auch einfach sagen können“, beschwerte sich Henning.
Natürlich! Er war wirklich ein Idiot. Selbstverständlich war Henning wegen dieser Sache sauer. Und das zu Recht. Er selbst war über dieses unerwartete Wiedersehen so euphorisch gewesen, dass er ganz vergessen hatte, was für einen Mist er verzapft hatte.
„Das war es nicht“, beeilte sich Jan. „Ich wusste nur nicht ... was es sonst sein könnte. Ich mein, eine Fernbeziehung? Ich dachte, das wäre nicht mein Ding. Zumal ich mir auch nicht sicher war, ob es für dich etwas anderes als eine einmalige Sache war.“
„Warum hätte ich dann nach deiner Nummer fragen sollen?“, wunderte sich Henning und zweifelte wohl nun tatsächlich an seiner Intelligenz. Vielleicht lag er damit gar nicht so falsch.
„Aus Höflichkeit? Ich wusste es nicht und hab einfach angenommen ...“
„Dann hast du was Falsches angenommen!“, unterbrach Henning ihn unwirsch. Sichtlich sauer, dass Jan ihn so einschätzte. Gut, besonders schmeichelhaft war das nicht gewesen, aber er war nun mal Realist. Dagegen anzukommen war eben schwer.
„Kann sein, aber ich kannte dich doch nicht. Aber ich kenne mich und ich hatte einfach keine Lust neben dem Telefon zu hocken, auf einen Anruf wartend, der nie kommt“, gestand Jan kleinlaut und sah erleichtert, wie sich Hennings Miene etwas aufhellte. „Es tut mir leid. Ich hab einen Fehler gemacht und ihn seitdem mehr als einmal bereut.“ Ohne lange nachzudenken, griff er nach Hennings Hand. Er musste ihn einfach spüren und hoffte inständig, dass er ihn nicht abwies. Das tat Henning tatsächlich nicht, sondern strich stattdessen sanft mit seinem Daumen über Jans Handrücken.
„Woher hast du denn jetzt eigentlich meine Adresse?“, fragte Jan verwundert und trat noch etwas näher.
„Manuel hatte Daniels und der war so nett mir deine zu geben. Ich wollte das zumindest klären und wissen, was das alles sollte. Obwohl es eigentlich klar war. Allerdings war Daniel auch irgendwie komisch. Hat was wie 'Halleluja, vielleicht wird er jetzt wieder normal' gesagt. Was meinte er denn damit?“ Verlegen sah Jan zu Boden, zuckte mit den Schultern, atmete durch und gestand:
„Na ja, er könnte damit eventuell meinen, dass ich ein bisschen ... Liebeskummer hatte.“
„Liebeskummer?“, echote Henning ungläubig.
„Hm ja. Scheinst wohl wirklich recht damit zu haben. Ich bin ein Idiot.“
Ein kleines Grinsen schlich sich um Hennings Lippen, bevor er sich daran erinnerte, dass er eigentlich immer noch sauer auf Jan war.
„Du willst anscheinend nicht bleiben, oder?“, erkundigte sich Jan und musterte Henning und somit auch dessen
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