Es duftet nach Liebe (German Edition)
fehlendes Gepäck.
„Wie kommst du darauf?“
„Du hast keine Tasche dabei“, murmelte Jan und verstärkte unwillkürlich den Griff seiner Finger. Ihn jetzt gleich wieder gehen zu lassen? Wie sollte er das nur überstehen? Kurz schwieg Henning.
„Ich hab keine Sachen dabei, weil die bei mir zu Hause sind. Gerade mal zehn Minuten mit der Bahn entfernt“, erwiderte Henning dann.
„Was?!“, quietschte Jan und schämte sich in Grund und Boden, dass sich seine Stimme überschlug wie bei einem Bubi im Stimmbruch.
„Meine Eltern leben zwar in Norddeutschland, aber ich studiere schon seit einem Jahr hier.“
„Warum hast du mir das nicht gesagt?“ Jan schwankte derweil zwischen Freude und Empörung.
„Das wollte ich ja, aber in Ruhe. Was meinst du, warum ich deine Nummer und Adresse wollte?“, schnaubte Henning.
Scham ließ Jans Wangen brennen, als er betreten den Blick senkte.
„Ich sollte jetzt eigentlich noch eine Runde sauer auf dich sein, damit wir uns schön streiten. Versöhnungssex soll angeblich so gut sein. Wollte ich schon immer mal ausprobieren.“
„Versöhnungssex hat man aber nur, wenn man zusammen ist“, gab Jan zu bedenken, sein Herz pochte ihm bis zum Hals.
Er wohnte hier. Henning wohnte hier! Sie konnten sich sehen. Jeden Tag. Wann immer sie wollten. Vorausgesetzt Henning wollte überhaupt noch.
„Sind wir das denn nicht?“, meinte Henning gespielt überrascht.
„Oh … richtig“, Jan schlug sich mit der freien Hand gegen die Stirn. „Ich Idiot!“
„Und dann auch noch einer von der vergesslichen Art“, seufzte Hennig schwer.
„Du hast echt ein schweres Los“, stimmte Jan zu.
„Oh ja, verdammt anstrengend.“
„Du Armer, das schreit ja geradezu nach einer Entschädigung. Und da du ja jetzt eigentlich schon drei Wochen recht sauer warst, willst du noch ein bisschen länger grummeln oder wollen wir uns gleich die Klamotten vom Leib reißen und ich schau mal, was sich da machen lässt?“, fragte Jan übertrieben nachdenklich und rieb sich das Kinn.
„Wirklich schwere Entscheidung, aber ich nehme wohl … Letzteres“, damit packte Henning ihn am Bund seiner Hose und zog ihn an sich.
Gute Wahl , fand Jan, wirklich verdammt gute Wahl und daher drängte er ihn Richtung Schlafzimmer. Zumindest war er so vorausschauend gewesen, heute Morgen sein Bett neu zu überziehen. Manchmal war er eben doch kein Idiot.
Kirschgarten
von Karo Stein
„Ich muss dir noch was sagen!“ In Christians Stimme schwingt ein Unterton mit, der mich aufhorchen lässt. Kurz sehe ich zu ihm hinüber. Aber er erwidert meinen Blick nicht, guckt stattdessen aus dem Fenster und knabbert gedankenverloren auf seiner Unterlippe herum. Das ist gar kein gutes Zeichen.
„Was ist los? Erzähl mir nicht, dass du etwas Wichtiges zu Hause vergessen hast. Nach knapp 350 km ist es nämlich zum Umdrehen zu spät", versuche ich witzig zu sein, aber ich kann das nervöse Gefühl in meinem Bauch nicht ignorieren.
„Nein … oder doch? Nein, ich habe alles. Vermutlich …“, stottert er vor sich hin.
Auch ohne den Kopf zu drehen, weiß ich, dass sich auf seiner Stirn kleine Falten vom Nachdenken bilden. Ich mag es, wenn er vor sich hin grübelt, wenn er so verpeilt ist.
Aber das hier ist ein Ablenkungsmanöver, denn es geht nicht um ein vergessenes Geschenk oder um fehlende Socken … Er ist schon während der ganzen Fahrt so in sich gekehrt. Eigentlich schon, seitdem er die Reise vorgeschlagen hat. Dabei war ich am Anfang nicht besonders begeistert von dieser Idee. Als ich dann zugestimmt habe, dachte ich, dass er vor lauter Freude kaum zu halten wäre. Aber genau das Gegenteil ist eingetreten.
Ich schüttle ungeduldig den Kopf.
„Christian, was ist los?“, erkundige ich mich nachdrücklich.
„Du … wirst bestimmt sauer sein.“
Ich halte die Luft an, nur um sie kurz darauf mit einem lauten Zischen wieder aus meinen Lungen zu pressen. Christian schweigt, rutscht nervös auf seinem Sitz hin und her.
„Wir brettern mit knapp 150 km/h über die Autobahn. Es wäre ein denkbar schlechter Zeitpunkt, um sauer zu sein oder auszurasten. Findest du nicht?“ Ich versuche möglichst ruhig zu bleiben, aber es fällt mir nicht leicht, denn ich habe keine Ahnung, worauf er hinaus will.
Erneut werfe ich einen kurzen Blick in seine Richtung. Ein kleines Lächeln huscht über sein Gesicht. Ich glaube, er hat es geplant, hat nicht ohne Grund so lange gewartet.
Was auch immer er gleich enthüllen
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