Es duftet nach Liebe (German Edition)
Greifbares. Beides konnten ihm die immer wiederkehrenden Gedanken an den netten jungen Mann nicht geben.
Als nach nicht ganz zwei Wochen plötzlich ein Brief bei ihm ankam, der nicht nach einer Rechnung oder einem Auftrag aussah, staunte er nicht schlecht. Besonders aber wohl, weil der Brief einen angenehmen Geruch verströmte, den er seit Wochen zu entschlüsseln versucht hatte.
Tatsache, das war Steves undefinierbarer Duft. David lächelte breit und nahm den Brief, als wäre es das Natürlichste der Welt, mit in seine Werkstatt, um ihn zu lesen.
Hier waren alle Gerüche, die er mochte, vereint, zumindest jetzt mit diesem Briefumschlag … Er öffnete ihn vorsichtig und zog die gefalteten Papiere daraus hervor.
In einer schmalen, aber trotzdem recht großen Handschrift waren jeweils die Vorder- und Rückseiten von drei DIN-A4-Blättern beschrieben.
Hallo David,
Ich fürchte, ich schulde Dir eine Erklärung für das, was Du gesehen hast. Ich weiß, ich bin spät dran damit, aber ich hoffe, Du wirst trotzdem bis zum Ende lesen.
Der Mann, den Du gesehen hast, ist mein Mann. Klaus und ich sind seit drei Jahren verheiratet und wir leben zusammen in einem schicken freistehenden Einfamilienhaus. So richtig spießig und kleinbürgerlich. Da er mit seiner Immobilienvermittlung ziemlich gut verdient, habe ich nach meinem Studium noch keinen einzigen Tag arbeiten müssen.
Klaus ist durch die Arbeit oft gestresst und genervt und das lässt er dann unabsichtlich auch schon mal an mir aus. Und genau dessen bist Du Zeuge geworden, was mir sehr leidtut.
Ich wollte nicht, dass Du das siehst. Und vor allem wollte ich nicht, dass Du Dir solche Sorgen um mich machst. Ich habe Deinen Blick gesehen, David, ich dachte schon, Du springst ihm vors Auto und machst ein Fass auf, weil er mich so angebrüllt hatte.
Ich glaube, Du rollst grade die Augen gen Zimmerdecke und denkst ‚klar, wegen Stress brüllt man einen Tag nach einer Hochzeit seinen Mann an‘ – und … recht hast Du.
Natürlich lag es an dem Tag nicht nur am Stress in seiner Firma, sondern auch daran, dass ich ihn allein ins Bett verfrachtet habe, um anschließend zur Hochzeit zurückzugehen – bei der ich, wie Du Dich sicherlich erinnerst, nicht wieder angekommen bin.
Stattdessen war ich bei Dir und habe aufgepasst, dass Du nicht aus dem Bett fällst. ;)
Klaus ist ziemlich eifersüchtig und hat mich schon beim Reinkommen ins Hotelzimmer angemeckert. Du weißt schon … wo ich gewesen wäre, mit wem, wieso ich ihn allein gelassen hätte, was mir einfiele … und so weiter und so fort.
Er liebt mich, verstehst Du? Und er meint das alles nicht so.
Als wir zu Hause waren, war alles wieder gut und ich habe seitdem überlegt, was Du wohl von mir hältst.
Ja, könnte mir egal, sein, aber irgendwie hatte ich einfach den Eindruck, dass Du Dir unnötigerweise Sorgen um mich gemacht haben könntest.
Also, Du weißt bescheid: Alles ist gut!
Ich wünsche Dir weiterhin viel Erfolg mit Deiner Firma und hoffe, dass Du irgendwann über diesen Adrian hinwegkommst.
Danke noch mal für das Frühstück und das Gespräch! Irgendwie haben wir wohl an dem Morgen unseren eigenen Frühstücksclub aufgemacht, was? ;)
Grüße
Steve
David ließ die Blätter in seinen Händen sinken und sofort stand wieder das Bild der an die Scheibe gepressten Handfläche vor seinem inneren Auge. Er schluckte hart. Nie und nimmer ging das hier mit rechten Dingen zu.
Wieso schrieb ihm Steve diesen Brief? Um das merkwürdige und ausgesprochen abartige Benehmen seines Lovers, falsch, seines Ehemannes!, zu rechtfertigen? Wozu denn? Es konnte ihm doch wirklich egal sein, was er, David, darüber dachte!
Klar, Steve hatte es mit seiner möglichen Sorge begründet, aber das war doch Unsinn! Die gewählten Formulierungen schafften es jedenfalls nicht, Davids Sorgen zu beruhigen.
Im Gegenteil, dieses ‚ Er liebt mich, verstehst Du? Und er meint das alles nicht so. ‘schnürte ihm die Kehle zu. Das klang, wie David sich die Rechtfertigungen von misshandelten Ehefrauen vorstellte. Zum Kotzen!
Also lag wirklich was im Argen bei Steve. Aber wieso wehrte er sich nicht dagegen? Wieso ließ er sich so runterputzen? Und was zum Geier fand der hübsche, so attraktive Steve bloß an diesem geschniegelten Ekelpaket?
Oh, wo kam das denn jetzt her? War er etwa eifersüchtig? Aber worauf denn? Wieso?
Er wollte ganz sicher kein solches Leben! Da lobte er sich sein Singledasein doch gleich doppelt!
Und Steve?
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