Es duftet nach Liebe (German Edition)
Ältere ganz sicher nicht Steves Vater war. Seine Freunde gingen naturgemäß davon aus, aber er wusste es besser.
Der Mann war zwar alt genug, um wirklich für Steves Existenz verantwortlich gemacht zu werden, aber das war eindeutig nicht der Fall. Diese Tatsache versetzte ihm einen Stich, den er vorzugsweise ignorieren wollte.
Ohne nachzudenken, kramte David einen Geldschein aus der Tasche und drückte ihn Simon in die Hand.
„Ich muss weg“, sagte er nur und erhob sich. Er wusste nicht, was genau, aber irgendetwas an Steves Haltung wirkte falsch.
Ging er anders? Hielt er sich anders? Es dauerte, bis David es herausfand, weil er immer wieder nachgucken musste, wo er im vollbesetzten Biergarten hinlief. Erst als er wieder an seinem Rad stand, sah er wirklich, was da drüben vor sich ging. Der Typ, für David klar als Sugardaddy zu erkennen, zeterte noch immer mit nur mühsam gesenkter Stimme auf Steve ein, der tatsächlich den Hals eingezogen hatte, als müsste er sich besonders klein machen. Dieser Anblick versetzte David einen Stich.
Niemand sollte sich klein machen müssen, egal für wen!
Sein Blick streifte wieder den Älteren. Gepflegt, Anzug, Ringe, sorgfältig frisiertes Haar … dagegen wirkte Steve, der noch immer seinen hellgrauen Anzug trug, regelrecht abgerissen. Und trotzdem blieb er um so vieles sympathischer, als der Typ, der sich nun auf den Fahrersitz schwang, nachdem er Steve den Schlüssel förmlich weggerissen hatte.
David wusste, er stand hier auf dem Präsentierteller, Steve musste ihn sehen, wenn er sich jetzt umwandte und zur Beifahrertür ging. David wartete mit angehaltenem Atem und geballten Fäusten ab. Da, endlich!
Steves hellgraue Augen fanden seine und David wollte aufschreien, als er das angedeutete Kopfschütteln in dem ernsten Gesicht sah.
Das war doch nicht fair! Womit nahm sich dieses Arschloch heraus, Steve so … ja, so was denn?
Steves Kopfschütteln war die wohl kürzeste und schnellste, dabei aber auch nachdrücklichste Abfuhr, die David jemals erlebt hatte.
Irgendetwas in ihm zerbrach. Er wusste nicht, was, aber er glaubte sogar, das Geräusch zu hören. Und von irgendwoher drang wieder dieser Geruch in seine Nase, den er untrennbar mit Steve verbinden würde – immer.
Was war das bloß für ein Geruch? Er grübelte stirnrunzelnd darüber, doch es fiel ihm nicht ein und das laute Aufheulen des Automotors ließ den Gedanken abreißen. Der Audi setzte zurück und fuhr viel zu schnell auf ihn zu, um ihm noch einen letzten Blick auf den offensichtlich wütenden Fahrer und danach, als er dicht vor ihm abbog, auch auf den Beifahrer zu gewähren.
Steves Gesicht war ausdruckslos und David wollte den Blick sinken lassen, als er sah, dass Steve sich hastig bewegte und seine Handfläche an die Scheibe legte. Sie hob sich deutlich vom restlichen Bild ab, wirkte wie ein Hilferuf oder wie ein Abschiedsgruß, ganz sicher war David sich nicht. Aber die Hand lag so, dass der Fahrer sie nicht sehen konnte.
Er zögerte. Instinktiv wusste er, dass er sich nicht bemerkbar machen durfte.
Aber irgendwas musste er doch tun?!
Nein, er konnte nichts tun. Null und nichts. David presste die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen und schloss sein Fahrrad auf, um sich darauf zu schwingen und nach Hause zu fahren.
Dort angekommen stürzte sich er in die Arbeit und lackierte das Gartentor für den Schrebergärtner, nachdem er die letzten Schweißnähte überprüft und geschliffen hatte.
Erst danach ging er ins Haus, duschte, zog sich um und machte sich belegte Brote, um sich anschließend mit einem vollen Teller und einer Flasche Cola vor dem Fernseher einzurichten. Er holte, ohne groß darüber nachzudenken zwei DVDs aus dem Regal. Zuerst legte er Breakfast Club ein, danach würde er den kleinen Lord gucken.
Perfektes Abendprogramm!
~4~
Tag für Tag verbrachte David mit ungestillter Arbeitswut in seiner Schmiedewerkstatt. Zum Essen und Schlafen ging er ins Haus, verließ das Gelände nur, wenn er einkaufen, fertige Bestellungen ausliefern, oder einen Reiterhof besuchen musste.
Er wollte nicht nachdenken, brauchte den Geruch von heißem Metall, den stickigen Dunst des Wasserdampfes, wenn er ein bearbeitetes Teil abkühlte, den Schweiß, der ihm den Rücken und das Gesicht hinabrann.
Hauptsache, er grübelte nicht wieder über Steve und die seltsame Begegnung mit ihm nach. Das war einfach nicht konstruktiv und David verabscheute Hypothesen. Er brauchte Konkretes,
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