Es duftet nach Liebe (German Edition)
noch spannender. Trotzdem war es … irgendwie charmant. Du wirst wenigstens nicht aggressiv, wenn du trinkst …“
Das klang wehmütig, fast so verbittert, wie er selbst war. Vor negativen Erfahrungen war eben niemand gefeit und bei Steve hatten sie wohl mit alkoholisierten Personen zu tun.
„Bevor ich aggressiv werde, fange ich an zu heulen“, bekannte David leise und mied Steves Blick. „Aber das ist mir gestern wenigstens mal erspart geblieben oder besser, dir.“
„Mir? Wieso mir?“
„Weil du mich ausgeknockt hast …“ David atmete tief durch. „Normalerweise bringe ich den Rest der Nacht damit zu, vollkommen unmännlich mit meinem Schicksal zu hadern …“
„Klingt eher traurig, ich weiß nicht, wieso du denkst, dass das unmännlich ist.“
Er hob die Schultern. „Keine Ahnung, vielleicht, weil es nicht ins Weltbild passt, dass ein Kerl sich wegen eines anderen die Augen ausheult, obwohl er eigentlich froh sein sollte, ihn los zu sein? Du weißt schon, der ewige Kampf von Kopf und Herz. Meine beiden jedenfalls sprechen sich nur selten ab …“ Er seufzte und fragte sich, wieso er das alles überhaupt erzählte.
„Dein Ex … Adrian, richtig?“ Steve wartete sein Nicken ab, dann sprach er weiter: „Wenn er solche Dinge über dein Leben gesagt hat, war das weder besonders nett noch besonders zutreffend. Zumindest, wenn es stimmt, was du mir vorhin an den Kopf geknallt hast.“
„Ich bin absolut nicht unzufrieden, im Gegenteil, ich liebe meinen Beruf über alles. Aus hartem Metall etwas Filigranes zu formen, nur mit einem Hammer und Hitze, das ist … einfach ein tolles Gefühl.“ Er wusste, dass er schwärmerisch in die Ferne sah. Vor seinem geistigen Auge erschien das Gartentor, das er gerade für einen Schrebergärtner machte. Viele in sich gedrehte Vierkant-Streben und in der Mitte ein rundes Abbild seines Hundes. Allein an den Ohren und der Andeutung des Fells hatte David tagelang gesessen. Noch stand es in seiner Werkstatt und wartete auf den letzten Schliff und seinen Lack. Solche Arbeiten waren nie ausschließlich geschmiedet, Tore mussten auch geschweißt, geschliffen und lackiert werden. Aber auch das hatte sein Opa ihm gezeigt.
„Du lächelst so glücklich, dass man neidisch werden könnte“, unterbrach Steves Stimme seine Gedanken und er sah ihm erstaunt dabei zu, wie er aufstand, sein Sakko von der Stuhllehne gegenüber nahm und sich zur Tür wandte.
„Was …? Hast du es plötzlich doch eilig?“, fragte David verdattert.
Steve fuhr wieder zu ihm herum. „Nein, ich … soll ich dich mitnehmen oder holst du dein Fahrrad später ab?“
David erhob sich. „Wenn du mich mitnehmen könntest, wäre das Klasse, mein Wagen ist … Egal, ich würde gern mitkommen. Danke.“
Er schnappte sich eine Jacke und ignorierte, dass er sich noch nicht einmal geduscht hatte. Hatte Steve schließlich auch nicht, und der roch viel zu gut, wie David zum ersten Mal bewusst wahrnahm, als er vor ihm her aus dem Haus trat.
Steve sah sich auf dem Hof um. „Echt schön hier, auch wenn das Haus einen Anstrich und ein neues Dach vertragen könnte.“ Er sagte das mit Sachverstand, nicht mit Arroganz oder Hochmut. David grinste.
„Das Dach ist perfekt dicht, deshalb nutze ich die Zeit bis zur ersten undichten Stelle, um das nötige Kleingeld zusammenzusparen. Aber Farbe … da hast du recht, die sollte ich so langsam mal besorgen. Ich hab nur neben den Aufträgen kaum Zeit und fürchte, es wird an der Stelle, wo ich den ersten Pinselstrich mache, wieder so grau aussehen, wenn ich den letzten setze …“
Steve lächelte. „Soll ich dir jetzt mehr Zeit oder mehr Aufträge wünschen?“
„Beides, ich hab nie genug davon.“
Sie stiegen in den riesigen Audi und einmal mehr fragte sich David, was Steve wohl beruflich machte. Aber wieso sollte er das nicht laut machen?
„Echt mal, du bist 27 und fährst so einen Wagen? Mit welchen illegalen Geschäften kommt man denn zu so was?“, fragte er und schnallte sich an, während sie vom Hof rollten. Steve warf ihm einen Seitenblick zu.
„Er gehört nicht mir. Aber er ist ehrlich bezahlt. Wieso fragst du?“
„Na ja, bisher dachte ich – vermessen, wie ich war – dass ich mit meinem Haus und dem eigenen Geschäft schon ganz gut dastehen würde, aber … Na ja, ich glaube, ich habe genau einen Anzug im Schrank …“ Er zupfte kurz an Steves Sakko.
„Anzüge und große Autos verunsichern dich also? Hätte ich nicht gedacht.“
David
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