Es duftet nach Liebe (German Edition)
Wollte der das? Letztlich hatte David doch gar keinen Einfluss darauf. Er faltete den Brief wieder zusammen und schob die Seiten zurück in den Umschlag. Auf der Rückseite standen Steves Name und seine Adresse. War das eine Aufforderung? Sollte – musste – er dieser nachkommen? Was würde es ändern?
David seufzte und sah sich in seiner geliebten Werkstatt um. Hier war er umgeben von lauter Dingen, die ihm entweder dabei halfen, andere Dinge zu erschaffen oder eben Dingen, die er bereits erschaffen hatte. Er tat etwas, mit seinen Händen.
Etwas Schönes und Gutes. Und darauf war er stolz. Aber dieser Brief warf ihn in einen Gedankenstrudel, der irgendwann auch seine Gefühle betraf.
Gefühle, so ein Schwachsinn! Was ging ihn Steves offensichtlich verkorkstes Leben an? Er hatte an seinem eigenen zu knabbern. An Adrians Abgang, der sich über Monate hingezogen hatte, mit täglichen Streits und Diskussionen, mit Schmerzen und heimlich vergossenen Tränen.
Eine Stimme in ihm warnte ihn. Das was-auch-immer mit Steve war ganz sicher dazu geneigt, sich genauso miserabel zu entwickeln wie das mit Adrian. Nein, es war besser, eine Zange zu benutzen, wenn man ein heißes Eisen anfassen wollte. Das wusste David nur zu genau.
Aber …
Da waren sie, die Zweifel, die Fragen, die Einwände. Sein Gehirn und sein Herz quasselten einmal mehr in unterschiedlichen Sprachen auf ihn ein.
David knurrte wütend auf und legte den Brief in ein Arbeitsbord, in dem Feilen und Pinsel sortiert lagen.
Er musste das vergessen! Aber was eigentlich? Sein Kopf brüllte ihn an, bloß die Finger von Steve und dessen Problemen zu lassen, während sein Herz ihm klarzumachen versuchte, dass er vielleicht Steves einzige Chance war, aus dieser Nummer herauszukommen.
Aber er war nicht Superman und auch kein Held! Er war Schmied. Nicht mehr und nicht weniger! Und das Päckchen, das er dank Adrian mit sich herumschleppte, Misstrauen, Angst, verlassen zu werden, Sehnsucht nach Nähe und Wärme, nach Gesellschaft und Liebe, wurde ganz sicher nicht kleiner, wenn er Steves Probleme noch mit hineinschnürte.
Nein, ganz entschieden, nein, wenn David ehrlich zu sich war, hatte er schlichtweg zu große Angst davor, sich in diese Sache reinzuhängen.
Kalte Füße? , zischte sein Herz in einem letzten Versuch, während sein Hirn dagegen brüllte: Schnauze!
Ein paarmal tief durchatmen, dann weiter. Irgendwie musste er sich ablenken, sich beschäftigen und um Himmels willen nicht darüber nachdenken, was Steve von ihm erwarten könnte. Schon gar nicht, was er in ihm sehen mochte.
Was wäre denn das? Immerhin hatte er doch in den höchsten Tönen gerechtfertigt, was sein Mann tat! Und David konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass dieser Klaus die Briefe, die sein Mann abschickte, vorher durchlas! Nein, Steve hatte ihm mit diesem Brief ganz klar gesagt, dass David sich fernhalten sollte.
Und genau das würde er tun, egal wie sehr sein Kopf zu rotieren begann.
~5~
David hämmerte das Ende einer Metallstange zu einem Fächer aus, als ein Wagen auf seinen Hof rollte. Er sah auf, fluchte leise, weil er diese Arbeit nur ungern unterbrach, tat es aber dennoch, als er eine Autotür klappen hörte und nur wenig später federnde Schritte über den Schotter des Hofes erklangen und sich ein Umriss im Gegenlicht des einseitig offen stehenden Werkstatttores abzeichnete.
David blinzelte, ließ den Hammer endgültig sinken und trat mit gerunzelter Stirn auf den Besucher zu.
Das Erste, was er wahrnahm, war der Geruch, dann begriff er, wer da keine zwei Meter von ihm entfernt im Tor stand und nervös die Hände zu Fäusten ballte, um sie jedes Mal sofort wieder zu lösen.
„Steve? Was tust du hier?“, fragte er und trat neben ihn. Steve drehte sich zu ihm und schien noch darüber nachzudenken, was genau er hier wollte.
„Ich habe dir geschrieben.“
David nickte. „Ja … ich weiß. Und?“
„Was in dem Brief stand … vergiss es!“, stieß Steve hervor.
„Weil …?“, hakte David nach und deutete zum Haus. Steve folgte ihm.
„Weil es gelogen war.“
„Is nich wahr!“, ließ David vernehmen. „Da wäre ich ja niemals drauf gekommen, Steve!“
Der stockte mitten im Schritt und starrte ihn sprachlos an, während David den Kopf zu ihm wandte.
„Ich bin nicht blöd, nur weil ich gern auf Metall herumschlage, okay? So eine gequirlte Kacke hat mir echt noch niemand geschrieben!“ Er ging weiter und öffnete die
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