Es duftet nach Liebe (German Edition)
noch so sehr versuchen, zu intervenieren. Das unbeschreibliche Gefühl, das von dieser eigentlich so harmlosen Berührung ausging, verhieß jede Menge Probleme.
Er fing erst gar nicht an, die Fragenkaskaden in seinem Kopf bewusst wahrzunehmen. Sie würden sowieso ungeklärt bleiben.
„Steve, ich …“, begann David und sah noch einmal auf ihre ineinander verschränkten Finger. „Lass uns reingehen, ja?“
Er erhob sich und zog ihn einfach mit sich in den Stand. Loslassen wollte er Steve nämlich ganz sicher nicht. Und das in mehrfacher Hinsicht.
„Ich muss am Dienstag wieder zurück sein.“
„Musst du? Wieso?“
„Er weiß, dass ich zu meiner Schwester gefahren bin und er würde mich suchen. Er … sollte besser nicht herausbekommen, dass du … Sir Harry Asyl gewährt hast …“
„Liebst du ihn noch?“, wagte David die Frage, die über sein eigenes Wohl und Wehe entscheiden könnte.
Steve lächelte wieder, diesmal nicht nur so flüchtig wie eben. Er blieb dicht vor David stehen und schüttelte den Kopf. „Ich hab eine Weile dafür gebraucht, aber … nein, ich liebe ihn nicht mehr.“ Er seufzte. „Manchmal frage ich mich, ob ich das überhaupt jemals getan habe.“
„Komm, trinken wir Kaffee. Und dann verrätst du mir bitte mal, was für ein Duft das ist, der dich ständig umgibt, ja?“
~6~
Holz. Es war der Duft von frisch bearbeitetem Holz, der an Steve haftete. Weil er sich nach eigenen, sehr zögerlich gekommenen, Angaben immer in seinem Hobbykeller eingeschlossen hatte, wenn Klaus durchgedreht war.
„Nachts nicht“, erzählte er leise, während David ihn vorsichtig an sich gedrückt hielt. Sie lagen abends gemeinsam auf dem Sofa und Sir Harry hatte den Sessel zu seinem neuen Schlafplatz auserkoren. „Er war manchmal so betrunken, dass er nicht einmal kapiert hat, wenn ich heulend aus dem Bett gekrochen bin, um …“ Immer wieder brach er ab und David drängte ihn nicht dazu, weiterzusprechen. Er konnte sich nicht einmal im Ansatz vorstellen, wie schrecklich es zwischenzeitlich für Steve gewesen sein musste. Denn, das betonte er sehr ernsthaft immer wieder, diese brutalen Übergriffe waren eine Ausnahme. Es passierte, in unregelmäßigen Abständen, aber es war nicht der Normalfall.
Das machte es zwar in Davids Augen nur bedingt besser, aber immerhin war wohl nicht die gesamte Beziehung nur von Schmerz und Erniedrigung geprägt gewesen.
Wenn er darüber nachdachte, dass Steve und Harry erst heute Mittag hier angekommen waren, wunderte er sich noch immer darüber, wie vertrauensvoll Steve ihm gegenüber war.
Letztlich hatte er ihn auch sternhagelvoll kennengelernt!
„Möchtest du schlafen gehen?“, fragte er leise und seine Lippen streiften Steves Stirn. Er hatte seinen Kopf auf Davids Brust gebettet und sah nun auf.
„Bist du müde?“
David schüttelte den Kopf und seine Finger glitten durch Steves Haar. „Nein, ich wollte nur nicht, dass du länger als nötig hier mit mir aushältst. Es ist bestimmt nicht leicht, das alles mal jemandem zu erzählen …“
Steves graue Augen suchten seinen Blick und hielten ihn einmal mehr fest. „Du bist nicht einfach jemand, David. Keine Ahnung, was du bist, aber … als ich dich da gesehen habe … voll wie zehn Matrosen und dabei so … niedlich … Irgendwie wusste ich, dass du anders bist.“
„Anders als Klaus?“, hakte er nach und schon beim Gedanken an das Arschloch kehrte ein Teil seiner Wut zurück.
„Ganz anders als jeder, den ich kenne“, murmelte Steve. „Danke.“
„Wofür?“
„Dafür. Dass du anders bist.“ Er lächelte und streckte sich etwas. David spürte augenblicklich die Spannung, die seinen Körper festhielt, ihn dazu zwang, einfach abzuwarten, was Steve tun würde.
Als dessen Lippen seinen Mundwinkel steiften, schloss er seufzend die Augen und hoffte, dass es nicht zu wehmütig klang. „Ich mag dich sehr, weißt du? An dem Abend brauchte ich wirklich Hilfe und ich hätte es selbst nie gemerkt … aber du hast mich lieber k.o. geschlagen, als mich mir selbst zu überlassen.“
„Weil ich vor dir keine Angst hatte. Der erste betrunkene Mann, der bei mir keine Panik auslöste …“
„Ich verstehe nicht, wieso du dir das gefallen lassen hast, ich meine, ich versuche es wirklich zu verstehen, wenigstens nachzuvollziehen, aber … ich schaffe es einfach nicht! Wie kann sich ein junger, so gut trainierter Mann von einem solchen Schwein so behandeln lassen?“
„Ich habe keine Erklärung
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