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Es Geht Noch Ein Zug Von Der Gare Du Nord

Es Geht Noch Ein Zug Von Der Gare Du Nord

Titel: Es Geht Noch Ein Zug Von Der Gare Du Nord Kostenlos Bücher Online Lesen
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langem wußte, daß Madame Forestier ein paar kleine Geheimnisse hat. Es wäre möglich, daß diese Leute sie ihrerseits erfahren wollten.«
    »Und warum?«
    »In der harmlosen Hypothese: um sie für eine Zeitung auszuschlachten. In der bösartigen Hypothese: um eine Schwiegermutter loszuwerden, um sie in einen der Kreise zu verfrachten und das Ganze dem neuen Zwangsneurotiker von Paris anzulasten. Diese Idee hat sich in ein paar schlichten und enttäuschten Gemütern verbreitet, die zu feige sind, um die Risiken eines offenen Verbrechens einzugehen. Da bot sich eine hübsche Gelegenheit, auch wenn man dazu ein paar Gewohnheiten des Mannes mit den Kreisen kennen mußte. Mit ein paar Gläsern intus war Mathilde Forestier eine bestens geeignete Informantin.«
    »Und was weiter?«
    »Weiter kann man sich zum Beispiel fragen, durch welchen Zufall Monsieur Charles Reyer ein paar Tage vor dem Mord bei Mathilde eingezogen ist.«
    So war Danglard. Er scheute sich nicht, solche Sätze sogar in Anwesenheit desjenigen abzulassen, den er beschuldigte. Adamsberg wußte, daß er selbst unfähig war zu solcher Direktheit, und fand es praktisch, daß Danglard keine Angst hatte, andere zu verletzen. Eine Angst, die ihn selbst häufig alles mögliche sagen ließ, nur nicht das, was er dachte. Bei einem Bullen wie ihm lieferte so was überraschende und im jeweiligen Augenblick nicht immer gute Ergebnisse.
    Eine Zeitlang herrschte Schweigen im Büro. Danglard drückte sich noch immer mit einem Finger auf die Stirn.
    Charles hatte eine Falle erwartet, aber er hatte nichts anderes tun können, als aufzuspringen. In der Finsternis stellte er sich vor, wie Adamsberg und Danglard ihren Blick auf ihn richteten.
    »Sehr gut«, sagte Charles nach einiger Zeit. »Ich wohne seit fünf Tagen bei Mathilde Forestier zur Miete. Damit wissen Sie genausoviel wie ich. Keine Lust, Ihnen zu antworten, keine Lust, mich zu verteidigen. Ich verstehe nichts von Ihrem verdammten Fall.«
    »Ich auch nicht«, bemerkte Adamsberg.
    Danglard war das peinlich. Es wäre ihm lieber gewesen, Adamsberg hätte Reyer gegenüber sein Unwissen nicht gestanden. Der Kommissar hatte angefangen, auf seinem Knie zu kritzeln. Es mißfiel Danglard, daß Adamsberg so im Unbestimmten verharrte, passiv und nachlässig, ohne irgendeine Frage zu stellen, um zu versuchen, aus der Situation herauszukommen.
    »Trotzdem, warum haben Sie bei ihr wohnen wollen?« fragte Danglard nach.
    »Verdammt!« rief Charles. »Mathilde ist in mein Hotel gekommen, um mir die Wohnung anzubieten!«
    »Aber Sie haben sich im Café neben sie gesetzt, oder nicht? Und Sie haben ihr erzählt, keiner weiß warum, daß Sie auf der Suche nach einer Mietwohnung seien?«
    »Wenn Sie blind wären, wüßten Sie, daß ich nicht in der Lage bin, jemanden auf einer Caféterrasse zu erkennen.«
    »Ich halte Sie für fähig, einen Haufen Sachen zu machen, zu denen man nicht in der Lage ist.«
    »Es reicht jetzt«, sagte Adamsberg. »Wo ist Mathilde Forestier?«
    »Sie verfolgt einen Typen, der an die Drehbewegung der Sonnenblumen glaubt.«
    »Da wir also nichts tun und nichts herausfinden können«, sagte Adamsberg, »lassen wir's bleiben.«
    Dieses Argument bekümmerte Danglard. Er schlug vor, Mathilde zu suchen, um sofort mehr zu erfahren, einen Mann bei ihr abzustellen, um auf sie zu warten, oder beim Ozeanographischen Institut vorbeizugehen.
    »Nein, Danglard, das alles werden wir nicht tun. Sie wird zurückkommen. Statt dessen sollten wir heute abend Männer an den Metrostationen Saint-Georges, Pigalle und Notre-Dame-de-Lorette mit einer Beschreibung des Mannes mit den Kreisen postieren. Um uns nachher keine Vorwürfe machen zu müssen. Und dann heißt es abwarten. Der Mann mit dem Geruch nach faulem Apfel wird erneut mit seinen Kreisen anfangen, das ist abzusehen. Also werden wir warten. Aber wir haben keinerlei Chance, ihn aufzuspüren. Er wird seine Strecken ändern.«
    »Aber was gehen uns seine Kreise an, wenn er nicht der Mörder ist?« fragte Danglard, der aufstand und mit großen trägen Bewegungen auf und ab lief. »Er! Er! Im Grunde ist uns dieser arme Kerl doch egal! Uns interessiert derjenige, der ihn benutzt!«
    »Mich nicht«, sagte Adamsberg. »Also suchen wir noch immer den Mann mit den Kreisen.«
    Ziemlich niedergeschlagen stand Danglard auf. Er würde viel Zeit brauchen, um sich an Adamsberg zu gewöhnen.
    Charles spürte die Konfusion im Raum. Er spürte die unbestimmte Verwirrung von Danglard und

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