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Es geht uns gut: Roman

Es geht uns gut: Roman

Titel: Es geht uns gut: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Geiger
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Quere kommt, wofür du nichts kannst. Deswegen mache ich dir auch keine Vorwürfe. Aber einen Erfolg hättest du trotzdem bitter nötig. Ich bin schon ganz verzweifelt, daß es mit deiner Existenzgrundlage so eine Niete ist. Alle oder sagen wir viele junge Menschen, die ans Heiraten denken, jedenfalls die, die mit den Füßen am Boden bleiben, haben einen angemessenen Verdienst, aber bei uns, das kann ich dir flüstern, sehe ich die Felle in unerreichbarer Ferne, irgendwo auf dem weiten Meer bei der roten Schultasche von Hansguckindieluft. Schau nicht so, wenn’s doch wahr ist. Mir ist, als würdest du noch Jahre vertun wollen, bevor du zu was kommst, dann bleiben wir ein ewiges Brautpaar. Dieses Scheißauto, entschuldige bitte, bringt dich noch um deine letzten Knöpfe, gib’s doch zu, es geht auch bei dieser Fahrt wieder mehr drauf, als hereinkommt, und selbst wenn es sich die Waage hält, sollten deine Fahrten doch mehr einbringen, als daß du mit dem Wagen die Gegend verpestest. Von dem Reifen wäre schon wieder was bezahlt. And according to this: Sobald es irgendwie geht, weg mit der Kraxn, der mußt du nicht nachweinen, und dann schaff dir so einen kleinen Steyr-Lieferwagen an, auch wenn du fluchst, daß er klein ist, und was von einem Opel, Ford oder DKW faselst, das wäre ja Größenwahn, weil es kann wohl nicht sein, daß du den Wagen danach kaufst, ob man im Fond miteinander schlafen kann. Allerdings echt Peter. Hat man so was schon gehört. Du, ich denke mir manchmal alles so schön, aber gleich darauf verliere ich wieder den Mut zu glauben, daß es mit der Zeit besser wird, wenigstens daß die Schulden gezahlt sind, ein wenig Betriebskapital da ist und eine Wohnung, in der man sich rühren kann, ohne das Kind auf dem Kasten und daß man die Nachbarn hört, wenn sie sich im Bett umdrehen. Bis wann glaubst du das erreichen zu können, irgendwann so bis in fünf oder zehn Jahren, und auch dann noch fraglich, du, ich werd das schön langsam müde, das geht jetzt so, seit ich dich kenne, und bleibt ewig gleich, weil das Geschäft das Studium an die Wand drückt. Für nichts und wieder nichts. Schatz, ich denke da an einen Spruch von Papa, daß man immer bestrebt sein soll, sich über dem Durchschnitt zu halten, und das nicht nur in moralischer Hinsicht, er hat es, glaube ich, auch während des Krieges so gehalten, und wie weit man damit kommt, kann man an seiner jetzigen Position sehen. Überleg doch mal, was sind deine Bekannten, Leute, sehr nette zumeist, die irgendwie mit dem Wandervogel verbunden sind, die haben sicher ihre moralischen Qualitäten, aber das ist dann auch alles. Das sind die, die dich für einen reichen Mann halten und nicht begreifen, daß es dabei keine Existenz ist, weil sie selbst in einem solchen Schlamassel stecken und sich und ihren Kindern nichts leisten können. Da kann ich dir auch Namen nennen. Aber das soll nicht unsere Welt sein, wir müssen es besser haben, du vor allem, du kennst es ja gar nicht wie ich, und du sollst das keineswegs allein ermöglichen müssen, ich will gerne mitverdienen, wenigstens zeitweise. Du willst doch sicher nicht, daß die Frau am End mehr verdient als der Mann, das würde im jetzigen Zustand aber unweigerlich eintreten, willst du das vielleicht, na also, und es geht auch nicht nur um den Verdienst, auch der Titel spielt eine Rolle. Die Klatschsucht der Leute ist enorm. Wenn du mich kennst, weißt du, daß ich das nicht sage, um dich zu kränken. Aber ich kann nicht jedem deine Leidensgeschichte als Entschuldigung mitliefern, ich will meine Ehe unter guten Voraussetzungen beginnen und stolz sagen können, er ist Architekt, ein Diplomingenieur, wir haben das Recht dazu, uns steht ein leichtes, wunderbares Leben bevor, auch wenn wir nicht auf Rosen gebettet sind, aber zum Glücklichsein reicht’s. Kapierst du, worauf es mir ankommt? Halt mich bloß nicht für die hochnäsige Ministertochter, die in Geld gewickelt ist, und daß du nicht gut genug bist für mich, bitte nicht, mir ist nichts zu Kopf gestiegen als die pure Vernunft und die Einsicht, daß es Dinge gibt, um die man nicht herumkommt. Du mußt doch einsehen, wenn wir heiraten, will die Verwandtschaft wissen, wie und was mit dir ist, und da würden sie ja reihenweise auf den Rücken fallen, wenn sie erfahren, daß du ein Nachhilfelehrer bist, der mit dem Vertrieb von Brettspielen Schulden macht. Glaub mir, ich sage das wirklich nicht, um dich zu kränken oder zum Zeitvertreib, ich mache mir

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