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Es geschah in Berlin 1910 Kappe und die verkohlte Leiche (German Edition)

Es geschah in Berlin 1910 Kappe und die verkohlte Leiche (German Edition)

Titel: Es geschah in Berlin 1910 Kappe und die verkohlte Leiche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky
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oder mit Nein zu antworten hatte. «Ich habe nichts gemacht», sagte er schließlich.
    «Und wo waren Sie zu den genannten Zeiten?» Kappe nannte sie nochmals, um Schwinas Erinnerungsvermögen auf die Sprünge zu helfen.
    Friedrich Schwina überlegte einen Augenblick. «Also da, wo nur einjebrochen worden ist, da weeß ick et nich mehr, in meine Laube, jloobe ick. Fragen Se de Nachbarn. Und der Mann, der bei Kockanz aus der Baracke jerannt is, der kann ick nich jewesen sein, weil ick zu diese Zeit gerade uff da 34. Wache jesessen hab. Ick soll anjeblich Steine uff die Blauen jeschmissen hab’n.»
    Galgenberg ging zum Telefon und ließ sich vom Amt mit der 34. Wache in Moabit verbinden. Die Kollegen möchten doch mal bitte nachsehen, ob Friedrich Schwina dort zur fraglichen Zeit festgehalten worden sei. «Gleich», sagte er, nachdem er den Hörer wieder eingehängt hatte. «Und gleich heißt eine halbe Stunde. Warten wir also. Sag mal, Flüster-Fritze, wovon lebste eigentlich?»
    «Von dem, wat in meine Laube wächst», flüsterte Schwina. Galgenberg lachte. «Is ja auch ’n janz schöner Jroßgrundbesitz. Haste wenigstens ’n vernünftigen Verwalter für?»
    «Am liebsten wär mir ’n Kriminaler, der nebenbei noch. ..»
    «Sollen wir das als Versuch einer Beamtenbestechung werten?», fragte Kappe.
    «Nee, aba wo wir uns so jlänzend verstehen.»
    «Ein Satz mit Ösen und Haken?», fragte Galgenberg.
    «Ösen rausjeschmissen ham, ha’ken eene inne Fresse jehaun», flüsterte Schwina.
    Galgenberg strahlte. «Sehen Se, Kappe, det is ’n echta Berliner.»
    «Mit mehr Vorstrafen, als ich an Lebensjahren aufzuweisen habe», merkte Kappe an.
    Galgenberg wurde philosophisch. «Zum einig Volk von Brüdern jehört nu mal ooch so eena wie der, det kann ick Ihnen flüstern.» Kappe begann sich zu langweilen, und wie immer, wenn er das tat, kaute er auf seiner Unterlippe herum. Dass ein Kriminaler die selben Tugenden aufweisen musste wie ein Fischer, fiel ihm heute mal wieder auf: Er musste warten können und warten und warten, bis ihm endlich ein Fisch ins Netz ging. Um nicht einzuschlafen, stellte er sich vor, an der Seite des alemannischen Königssohns Rando in Mainz die Römer zu überfallen, Ostern 368.
    Die Kollegen von der 34. Wache riefen endlich zurück. Ja, Schwina sei zur fraglichen Zeit bei ihnen sistiert gewesen.
    Was blieb Galgenberg und Kappe übrig, als zur Morgenandacht zu eilen und vorzuschlagen, Friedrich Schwina wieder laufenzulassen? Von Canow nickte nur.
    Als sie auf Karl Bolles Tod zu sprechen kamen, sang Galgenberg ganz ungeniert: «Wenn die Bollemeechen in die Ecken seechen, und die Pennebacken in die Ecken kacken, dann ist Frühling in Berlin.»
    Von Canow umriss die Lage mit knappen Worten: «Tendenz lustlos, meine Herren, oder?»
    Kappe ergriff als Erster das Wort. «Entweder wir beißen auf Granit, wie im Falle Schwina, oder unsere Angriffe gehen ins Leere, wie bei Priebisch. Es ist zum Verzweifeln. Und hilft uns wirklich einmal der Zufall, dann nützt das nicht viel, weil der Täter unheimlichen Dusel hat und in der U-Bahn entkommen kann.»
    «Wer?», fragte von Canow.
    «Na, der Mann, der in Storkow Major von Vielitz überfallen und mich um ein Haar erschossen hat.»
    «Ach ja, da ist schon wieder angerufen worden, ob wir denn in dieser Sache keine Fortschritte machen würden.» Canow seufzte.
    «Und das bei den guten Beziehungen, die der Major zu höchsten Kreisen hat. Nun, spätestens Ende der Woche werden wir überall Fahndungsplakate hängen haben.»
    «Es wäre natürlich das Einfachste, der Schütze von Storkow wäre auch der Mörder des Moabiter Kohlenarbeiters», sagte Dr. Kniehase. «Leider können wir noch keine ballistischen Untersuchungen anstellen und sagen, ob die Kugeln beide Male aus derselben Waffe abgefeuert worden sind, weil wir in den Trümmern der Kockanzschen Baracke das Projektil noch immer nicht gefunden haben.»
    Kappe schwieg. Eine Welle von Schwermut hatte ihn gepackt. So hatte er sich den Dienst als Kriminaler nicht gedacht, dass sich ein Misserfolg an den anderen reihte. In Storkow hatten ihn die kleinen Freuden des Alltags getragen, in Storkow war er wer gewesen. In Berlin erlebte er eine Enttäuschung nach der anderen, war er ein Nichts. Berlin war in allem gnadenlos. Am besten war es, er telefonierte mit dem Major und bat ihn um Verständnis dafür, wieder in seinen Landkreis zurückkehren zu wollen. Aber Klara bekam er nur, wenn er in Berlin als Kriminaler

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