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Es geschah in einer Regennacht

Es geschah in einer Regennacht

Titel: Es geschah in einer Regennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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ist Tim
Carsten. Ich rufe aus Deutschland an. Herr Gehrmann von der gleichnamigen
Kunsthandlung war so freundlich, uns — wir sind vier Schüler am Gymnasium —
Ihre Telefonnummer zu geben.«
    »Aha!«, sagte die Frau.
    »Wir sind Reporter der
Schülerzeitung und wollen einen Bericht verfassen über das Simonka-Gemälde, das
Sie bei Herrn Gehrmann in Kommission gegeben haben.«
    »Warum?«
    »Was meinen Sie?«
    »Was ist daran interessant?«
    Eine Stimme, dachte Tim, wie
eine Salatraspel. Wahrscheinlich raucht sie Kette.
    »Nun, wir haben über Ludwig
Simonka im Kunstunterricht gesprochen. Leider ist er ja vor drei Jahren
verschollen und vermutlich tot. Jetzt taucht ein Gemälde aus seinem Nachlass
auf. Von woher? Welchen Weg hat es genommen, bis es zu Ihnen gelangte?«
    Stille. Kein Laut in der
drahtlosen Verbindung.
    Dann sagte die Frau, und ihre
Stimme klang jetzt wie eine Stahlfeile: »Da kann ich euch nicht weiterhelfen.
Mein Mann und ich haben das Gemälde auf dem Flohmarkt entdeckt — auf dem
hiesigen Flohmarkt in der Nähe des Bahnhofs. Wir... äh... stöbern dort
bisweilen — auf der Suche nach einem Schnäppchen. Aber so ein Glück hatten wir
noch nie. Gott sei Dank kennen wir uns aus. Wir sind Kunstliebhaber. Dass das
Gemälde ein echter Simonka ist... äh... haben wir sofort gesehen. Und wir haben
es... äh... ziemlich günstig erstanden.«
    Beschissen habt ihr den Verkäufer,
dachte Tim, ihm nämlich nicht gesagt, was es wert ist.
    »Flaben Sie den Fieranten (Markthändler) gefragt, woher er’s hat?«
    »Äh... wir waren so aus dem
Häuschen, dass jeder Gedanke nur dem Bild galt. Erst am nächsten Tag fiel uns
ein, die Herkunft zu ermitteln. Der Flohmarkt lief noch — es war ein Wochenende
— , aber der Verkäufer des Bildes war verschwunden. Samt Verkaufstisch und
seinem übrigen Zeugs. Wir haben rumgefragt, aber niemand kennt den Mann. Da
kennt ohnehin keiner den Nachbarn. Es war jedenfalls ein Italiener, ziemlich
dick und mit Glatze.«
    »Vielen Dank für die Auskunft«,
sagte Tim. »Leider hilft uns das tatsächlich nicht weiter.« Er schaltete aus.
    »Fehlanzeige?«, fragte Gaby.
    »Nicht ganz. Maria Bechtelhof
sagt, sie hätten es auf dem Flohmarkt gekauft. Aber ich lass mir drei Zehen
amputieren, wenn das stimmt. Die Tante lügt. Das habe ich gespürt. Die beiden
haben sich ein Märchen ausgedacht, aber sie bringt es nicht überzeugend rüber.
Sie klingt wie ein Serientäter, der seine Unschuldsbeteuerung vom Papier
abliest. Amigos, an der Sache ist was faul.«
    »Damit entgleitet sie unserer
Zuständigkeit«, stellte Gaby fest.
    Tim nickte. »Aber Katze Mazoli
wird sich freuen. Denn wenn Simonka lebt, sinkt vielleicht der Wert seiner
Bilder, und sie könnte beim Verhandeln mit den Lösegeldgangstern die Forderung
drücken. Doch dazu wird’s sowieso nicht kommen, denn längst vorher haben wir
Dilch und Zackler im Sack.«
    Klößchen rieb sich die
Schläfen. »Wann haben wir denn im Kunstunterricht über Simonka gesprochen? Kann
mich überhaupt nicht erinnern.«
    »Dann erinnerst du dich
richtig. Da war nichts. Hab’s nur so gesagt, um die Bechtelhof einzustimmen.«
Tim wandte sich an Gaby. »Mazolis Nummer weißt du sicherlich nicht.«
    »Bin ich vielleicht ein
Telefonbuch? Aber dort können wir nachsehen.«

16.
Gefährlich nahe
     
    Olaf Zackler, der bullige
Gehrmann-Mitarbeiter, stand auf dem engen Hinterhof hinter der Kunsthandlung,
kratzte sich mit einer Hand am Hintern — mit der anderen hielt er sein
zusammenklappbares Handy, das nun schon fünf Jahre alt war. Er sprach leise,
obwohl ihn hier niemand hören konnte. Sämtliche Fenster zum Hof gehörten zu
Lagerräumen, waren vergittert, staubblind und seit einer Ewigkeit nicht mehr
geöffnet worden.
    »...hättest du erleben müssen,
Markus, wie dieser Bengel mich angeguckt hat. Ich sage dir, die Kids wissen
Bescheid.«
    »Aber sie sind sich nicht
sicher«, erwiderte Dilch, der irgendwo in der Stadt einen Business-Lunch
einnahm, wie er’s nannte. »Bei mir zu Hause haben sie ja nichts gefunden. Um
mich zu erpressen, haben sie noch nicht genug in der Hand.«
    »Ist doch ‘ne Unverschämtheit,
bei dir knacken zu gehen.«
    »Die sind dreist wie
Telefoninterviewer. Jedenfalls wissen wir jetzt, wie sie auf mich gekommen
sind.«
    »Durch den verdammten
Abholbon.«
    »Olaf, wir haben doch alles
genau abgeleuchtet, nachdem wir den Simonka hatten. Wieso ist uns nicht
aufgefallen, dass der Zettel auf dem Boden lag?«
    »Markus, da lag

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