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Es geschah in einer Regennacht

Es geschah in einer Regennacht

Titel: Es geschah in einer Regennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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welche
Geschäfte und Läden sich auf der linken Seite aneinander reihen und welche auf
der rechten.«
    »Aha!«, nickte Tim. »Und vom
vorvorigen zum vorigen Jahr hat sich da etwas verändert.«
    »Exakt. Diese wundervoll
gemalte Edelboutique vor der Querstraße links gibt’s erst seit letztem Sommer.
Beatrice D. steht über dem Eingang. Ich war sogar drin. Meine Mutter hat sich
tolle Schuhe gekauft. Ein Jahr zuvor war dort ein Fotogeschäft.«
    »Karl«, sagte Gaby bewundernd,
»du bist ein exzellenter Kunstkenner und dein Supergedächtnis bringt jetzt den
Stein ins Rollen. Gut, dass wir dich haben.«
    Karl errötete etwas. »Na ja«,
meinte er verlegen, »so ‘ne Situation ist eben zugeschnitten auf meine Talente.
Jedenfalls haben wir jetzt Durchblick. Simonka lebt.«

14. Bechtelhof
und Silberklink
     
    Jeder für sich hatte
nachgedacht. Die neuen Fakten mussten geistig verarbeitet werden. Dann fasste
Tim zusammen, welche Fragen jetzt im Raum standen.
    »Er lebt also. Aber weshalb
kommt er nicht zurück? Weshalb meldet er sich nicht? Hält er sich seit drei
Jahren versteckt? Wollte er untertauchen — weshalb auch immer? Denkt er
überhaupt nicht an seine schöne Freundin? Und an seine Freunde? Das schreit
doch nach Antworten. Hinzu kommt, dass er offenbar in Action ist. Das
Verona-Bild hat er gemalt.«
    »Rätselhaft!«, sagte Gaby —
vermutlich mit umwölkter Stirn, was aber nicht auszumachen war, weil der
goldblonde Pony dicht bis zu den dunklen Brauen hing.
    »Dieses Ehepaar in Verona«,
sagte Tim, »das ist jetzt die Anlaufstelle für Infos. Namen, Adresse,
Telefonnummer. Der Galerist«, er wies mit dem Daumen zur Kunsthandlung, »muss
damit rausrücken.«
    »Und dann?«, fragte Gaby.
»Willst du zwecks Nachforschung über Simonkas Verbleib nach Verona brettern?«
    Tim grinste. »Ich nicht. Wir
nicht. Auch die Polizei sollten wir damit zunächst nicht behelligen. Aber
vielleicht ergibt sich eine Zusammenarbeit mit Ulrike Mazoli, der Katze.«
    »Keine schlechte Idee.«
    Tim lehnte sein Bike an
Klößchens gerundete Hüfte. »Lasst mich mal machen.« Er stiefelte zur
Kunsthandlung zurück und trat ein.
    Nur Gehrmann war da in voller
Eleganz. Er war noch immer versunken in die Betrachtung des Bildes. Dabei
bewegte er den linken Unterarm in kleinen Kreisen und wirbelte die silbrige Uhr
ums Handgelenk. Er blickte auf, freundlich.
    »Nun? Was vergessen?«
    Tim lächelte. »Im Gegenteil.
Nämlich was gefunden. Eine Idee, für die wir uns alle begeistern. Wir sind
nämlich auch Mitarbeiter an unserer Schülerzeitung, dem ›Heimschul-Beobachter‹.
Und nun haben wir beschlossen, im Feuilleton (Kulturteil) einen Artikel
zu bringen über die Herkunft des Simonka-Gemäldes. Welchen Weg hat es genommen
nach Simonkas Verschwinden? Wie ist es dem deutschen Ehepaar in Verona in die
Hände geraten? Warum haben die sich entschlossen, es Ihnen, Herr Gehrmann, zu
verkaufen?«
    »Äh, verkauft haben sie es mir
nicht. Ich nehme es in Kommission, suche also im Auftrag einen Käufer für das
Bild. Für mich fallen Prozente ab, und ich bin mir sicher, dass ich einen
Käufer finde.«
    »Verstehe. Würden Sie uns bitte
Namen, Adresse und Telefonnummer der Leute in Verona geben?! Wir würden sie
gern anrufen. Damit unser Artikel Substanz kriegt und nicht mit
Wischiwaschi-Vermutungen die Leser langweilt.«
    Gehrmann stutzte für einen
Moment und sah ihn prüfend an, nickte dann aber. »Warum nicht.«
    Er trat zum Schreibtisch und
wühlte in Papieren herum. »Die Leute heißen Maria Bechtelhof und Laurentius
Silberklink. Sie...«
    »Ich denke, ein Ehepaar?«
    »Vielleicht eine
Lebensgemeinschaft. Oder Frau Bechtelhof will nicht Silberklink heißen und hat
ihren Namen behalten.«
    Beide lachten. Dann erhielt Tim
Adresse und Telefonnummer. Gehrmann, der so arglos war wie ein Anfänger in der
Krabbelgruppe, schrieb alles für ihn auf. Tim steckte den Zettel ein, bedankte
sich, wünschte den üblichen Schönen-Tag-noch! und lief hinaus zu seinen
Freunden, fast fiebrig vor Tatendrang.

15.
Flohmarkt-Geschichte
     
    Drüben im Kurator-Park
umlagerten TKKG eine Bank, die noch nass war vom Regen der letzten Nacht. Tim
hatte den Fuß auf das vordere Brett gestellt und hielt Klößchens Handy, das
teuer und voll aufgetankt war, ans Ohr. Südlich der Alpen bei
Silberklink-Bechtelhof hatte es viermal geläutet. Jetzt wurde abgehoben.
    »Per favore (Bitte) ?«,
fragte eine Frauenstimme.
    »Frau Bechtelhof?«
    »Si. Ja.«
    »Guten Tag. Mein Name

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